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Der russische Präsident Wladimir Putin und Marat Khusnullin beichtigen am 19. März das Mariupol-Theater.

© dpa/AP/Russian TV/Uncredited

Update

Putin besucht Mariupol: Ein angeklagter Präsident im Gerichtssaal

Gegen Putin wurde internationaler Haftbefehl erlassen. Nun besichtigte der Kremlchef in Mariupol ein Gericht, in dem er Schauprozesse gegen die Ukraine abhalten wollte.

| Update:

Bei einem Besuch in der von Russland besetzten, ukrainischen Hafenstadt Mariupol ließ sich Wladimir Putin am Samstag die Fortschritte bei den Aufräumarbeiten zeigen.

Im russische Staatsfernsehen wurden Bilder gezeigt, wie der Kremlchef eine Stadttour mit dem Auto in der zerstörten Hafenstadt unternimmt, Wohnungen in einem Neubaugebiet besichtigt und sich mit Bewohnern unterhält.

Dieser öffentlichkeitswirksame, „spontane Besuch“ (wie der Kreml betont) diene dazu, dass der russische Präsident sich ein genaueres Bild von den andauernden Wiederaufbaumaßnahmen machen kann.

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Die ukrainische Regierung verurteilte das scharf. „Verbrecher kehren immer an den Tatort zurück“, sagte Michailo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten. „Der Mörder von Tausenden von Familien in Mariupol kam, um die Ruinen der Stadt und ihre Gräber zu bewundern. Zynismus und mangelnde Reue“, fügte er hinzu.

Putin besucht die Philharmonie in Mariupol

Auf der Agenda des russischen Präsidenten stand auch der Besuch eines wiederaufgebauten Musiktheaters.

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Für die im Staatsfernsehen gezeigte Philharmonie soll der Kreml laut einem Bericht des „Spiegels“ einen ganz besonderen Plan gehabt haben: Den Umbau in einen Gerichtssaal.

Wie der „Spiegel“ berichtet, sollen im Video von Putins Besuch „merkwürdigen Einbauten“ im Konzertsaal zu sehen sein. Im Hintergrund werden ein langes Podium und ein Rednerpult auf der Bühne gezeigt. Außerdem sei eine weiße, hohe Wand zu sehen, welche die linke Bühnenhälfte verdecke.

Schauprozesse gegen Asow-Kämpfer in der Philharmonie Mariupol geplant?

Der „Spiegel“ berichtet weiter, der Kreml habe geplant, in genau diesen Räumlichkeiten sogenannte Schauprozesse gegen angebliche ukrainische Täter abzuhalten.

Die Käfige für ukrainische Angeklagte des Asow-Regiments seien bereits eingebaut gewesen, heißt es unter Berufung auf Fotos der Stadtverwaltung von Mariupol.

Wladimir Putin und der stellvertretende Ministerpräsident Marat Khusnullin besuchen das Mariupol-Theater.

© dpa/AP/Russian TV/Uncredited

Die geplante Verurteilung der Asow-Kämpfer vergleiche der Kreml mit den „Nürnberger Prozessen“, wird berichtet, bei denen kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges angeklagte NS-Kriegsverbrecher verurteilt wurden.

Das Bild von der „Entnazifierung“ und Entmilitarisierung der Ukraine entspricht der gängigen Propagandadiktion des Kremls. Putin selbst sprach zu Beginn der Invasion davon, das Nachbarland von „Nazis“ zu befreien. 

Wegen Kriegsverbrechen: Haftbefehl gegen Putin erlassen

Allerdings wurde der russische Präsident jüngst von offizieller Seite selbst der Kriegsverbrechen beschuldigt.

Am Freitag hatte der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag Haftbefehle gegen Putin und die Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa wegen der „Verschleppung“ von mehr als 16.000 ukrainischen Kindern erlassen.

Nur zwei Tage später besichtigt Putin Räumlichkeiten, in denen mutmaßlich unter seiner Regierung ein Kriegsverbrechertribunal gegen ukrainische Angeklagte abgehalten werden sollte.

Als der russische Präsident in den grünen Samtsesseln Platz nahm, soll er den Saal Berichten zufolge als „bequem“ und „hübsch“ deklariert haben.

Die Kämpfer aus dem Asow-Stahlwerk in Mariupol werden das Musiktheater vermutlich nicht mehr als Gerichtssaal kennenlernen. Im vergangenen September wurden hochrangige Kommandeure und Kämpfer des Regiments freigelassen. (Tsp)

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