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Kaja Kallas bei ihrer Rede beim traditionellen Matthiae-Mahl des Hamburger Senats im Rathaus.

© AFP/Fabian Bimmer

„Mein Volk und ich beobachten mit Sorge“: Kallas warnt Westen bei Matthiae-Mahl vor Naivität gegenüber Russland

Bei dem traditionellen Matthiae-Mahl in Hamburg mit Bundeskanzler Scholz findet die Ministerpräsidentin Estlands klare Worte. Der Westen verharre im Wunschdenken über Russland, so Kallas.

Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas hat den Westen in scharfen Worten vor Naivität gegenüber Russland gewarnt.

„Mein Volk und ich beobachten mit einer gewissen Sorge, wie wenig wahrgenommen wird, was sich derzeit in den Weiten Russlands zusammenbraut“, sagte Kallas am Dienstagabend in Hamburg als Gastrednerin auf dem traditionellen Matthiae-Mahl, an dem auch Kanzler Olaf Scholz teilnahm.

„Aus subjektiver Sicht ist es verständlich, dass der Zusammenbruch der Sowjetunion im Westen eine Art Triumphgefühl auslöste“, fügte sie hinzu. Es sei zudem verständlich, dass man nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zunächst auf Reformkräfte in Russland gesetzt habe. „Diese Haltung hat den Westen jedoch in die Gefahr des Wunschdenkens gebracht“, warnte Kallas.

Kallas erinnert an Vorfall mit Putin von 1994

Sie erinnerte an den früheren estnischen Präsidenten Lennart Meri, der 1994 Ehrengast auf dem Matthiae-Mahl gewesen war und damals vor russischem Neoimperialismus gewarnt hatte. Wladimir Putin, der damals als stellvertretender Bürgermeister von St. Petersburg an dem Essen in Hamburg teilgenommen hatte, habe nach der Rede das Mahl verärgert verlassen.

Bundeskanzler Olaf Scholz , spricht mit Kaja Kallas und Peter Tschentscher (Bürgermeister der Hansestadt Hamburg) beim traditionellen Matthiae-Mahl des Hamburger Senats im Rathaus.
Bundeskanzler Olaf Scholz , spricht mit Kaja Kallas und Peter Tschentscher (Bürgermeister der Hansestadt Hamburg) beim traditionellen Matthiae-Mahl des Hamburger Senats im Rathaus.

© dpa/Christian Charisius

Man solle sich heute nicht davon ablenken lassen, wenn Russland dem Westen Angst machen wolle. Stattdessen solle man alles tun, „um die Ukraine dabei zu unterstützen, Russland in sein Gebiet zurückzudrängen“, forderte die Ministerpräsidentin. „Unser Mantra sollte lauten, dass Verteidigung nicht Eskalation bedeutet.“

Kallas lobte, dass Deutschland mittlerweile die Militärhilfe für die Ukraine drastisch angehoben habe und sich militärisch im Baltikum engagiere. Sie erinnerte auch an die 60 Professoren der Universität Hamburg, die im Jahr 2004 erfolgreich gegen die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Putin protestiert hätten. (Reuters)

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