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Amerikanische und jordanische Truppen bei einer gemeinsamen Übung. Etwa 3.000 US-Soldaten sind in Jordanien stationiert.

© picture alliance/dpa/U.S. Marine Corps/Lance Cpl. Juanenrique Owings

Jordaniens Ex-Außenminister im Interview: „Ich sehe keine Gefahr für die deutschen Truppen“

Wer steckt hinter dem tödlichen Anschlag auf US-Truppen? Droht nun eine regionale Eskalation? Jawad Anani, der in Jordanien mehrfach Minister war, erklärt die aktuelle Lage in Nahost.

Herr Anani, am Sonntag wurden bei einem Anschlag auf die US-Militärbasis Tower 22 in Jordanien zum ersten Mal seit dem 7. Oktober US-Soldaten getötet. US-Präsident Joe Biden drohte umgehend mit Vergeltung. Kommt es nun zu einer regionalen Eskalation im Nahen Osten?
Nein, ich bezweifle es. Ich gehe davon aus, dass die Antwort der Amerikaner genau kalkuliert, gezielt und begrenzt sein wird. Die USA werden keinen Gegenschlag im Iran selbst machen, sondern gegen vom Iran unterstütze Milizen im Irak und in Syrien.

Die USA benannten unmittelbar vom Iran unterstütze Milizen als die Verantwortlichen. Die iranische Regierung wies dies zurück. Wer steckt hinter der Tat?
Dafür gibt es derzeit noch keine klaren Beweise. Die vom Iran unterstützte Splittergruppe „Islamischer Widerstand im Irak“ hat sich zu mehreren Drohnenschlägen auf US-Ziele am Sonntag bekannt.

Man muss sich aber auf jeden Fall fragen, wer davon profitiert, durch ein solches Vorgehen im aktuellen Konflikt Öl ins Feuer zu gießen. Der Iran hat keinerlei Interesse daran, einen Krieg mit den USA loszutreten.

Also hat der Iran nichts mit dem Anschlag zu tun?
Der Sprecher des iranischen Außenministeriums hat betont, dass seine Regierung nicht in den Anschlag verwickelt sei. Die Widerstandsgruppen in der Region erhielten keine Anweisungen aus dem Iran, sagte er. Ich denke auch, dass da etwas dran ist.

Natürlich finanziert und fördert der Iran eine Struktur von Milizen in der Region. Aber ich glaube nicht, dass eine enge operative Abstimmung mit Teheran stattfindet, dass also Anschläge wie dieser abgestimmt sind.

Etwa 3000 US-Soldaten sind in Jordanien stationiert. Ist die Sicherheit der US-Truppen durch diesen Vorfall dauerhaft gefährdet?
Nein, das glaube ich nicht. Die US-Militärbasis Tower 22, auf der sich der Anschlag ereignete, liegt im Drei-Länder-Eck Jordanien-Irak-Syrien. Die jordanische Regierung geht davon aus, dass der Angriff eigentlich der US-Militärbasis Al Tanf galt, die auf der anderen Seite der Grenze in Syrien liegt, und gar nicht auf jordanisches Territorium abzielte.

Al Tanf ist für die USA ein extrem wichtiger Stützpunkt im Kampf gegen vom Iran unterstützte Milizen in Syrien. Und in Syrien und im Irak kommt es ja regelmäßig zu Anschlagsversuchen auf US-Ziele …

… etwa 150 seit dem 7. Oktober, schätzen Experten. Diese Anschlagsversuche werden vom US-Militär in der Regel aber erfolgreich abgewehrt. Wie konnte es nun zu einem solch folgenschweren Anschlag mit drei getöteten und über 40 US-Soldaten kommen?
Jordanien ist ein sehr sicheres Land mit einer sehr starken Landesverteidigung. Jordanien hat über diese US-Basen aufgrund des Sicherheitsabkommen mit den USA allerdings keine Jurisdiktion. Ihre Verteidigung obliegt dem US-Militär.

Was sich nach US-Angaben ereignet haben soll, ist, dass es anscheinend zu Verwirrung gekommen ist, da zeitgleich zur feindlichen Drohne eine US-Drohne zurückkehrte. Daher haben wohl die Abwehrmechanismen nicht unmittelbar gegriffen.

In Jordanien sind auch deutsche Soldaten stationiert. Sehen Sie das Risiko eines Anschlags gegen sie?
Nein. Ich sehe keine Gefahr für die deutschen Truppen in Jordanien. Die Ressentiments, die es in der Region gibt, richten sich gegen die USA, nicht gegen Deutschland.

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