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Zollfahnder aus Aachen haben 2023 die bislang größte in Deutschland gefundene Menge Captagon sichergestellt.

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Update

„Aufputschmittel für Islamisten“: Captagon – syrische Rebellen konfiszieren Drogen-Pillen, jordanische Armee jagt Schmuggler

Profitieren die Feinde Israels vom internationalen Schmuggel mit Captagon? Vor allem in Syrien und im Irak werden immer wieder Massen der Droge gefunden.

| Update:

Deutsche Beamte, kurdische Sicherheitskräfte, syrische Rebellen und die jordanische Regierung gleichermaßen warnen vor Captagon – dem Aufputschmittel, das unter Dschihadisten beliebt und von Hamas-Schergen zum Oktober-Massaker konsumiert worden sein soll. Auch in diesen Tagen suchen in Syrien, Irak und Jordanien diverse Einheiten nach der Droge, die einst als Medikament zugelassen war.

Am Samstag teilte Jordaniens Armee mit, dass es Gefechte mit Schmugglern an der syrischen Grenze gegeben habe. Schon am Donnerstag soll die jordanische Luftwaffe Ziele in Syrien angegriffen haben, in denen sich Verstecke von Dealern befunden hätten.

Am Freitag hatte die Freie Syrischen Armee (FSA) im Südosten des Landes mindestens 90.000 Captagon-Tabletten beschlagnahmt. Der in dieser Region aktive FSA-Flügel wird von den USA unterstützt. Die Pillen sollten FSA-Angaben zufolge über Jordanien in die reichen Golfstaaten geschmuggelt werden.

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Erst im März 2023 hatten irakische Soldaten an der Grenze zu Syrien drei Millionen Captagon-Tabletten beschlagnahmt. Kurdische Sicherheitskräfte in der Rojava genannten Autonomieregion im Nordosten Syriens wiederum hatten im Jahr 2022 an einem Tag fast 450 Kilogramm beschlagnahmt, was 2,5 Millionen Pillen entspricht. Ein kurdischer Aktivist sagte dem Tagesspiegel vor einigen Wochen: „Das Zeug ist Geldquelle und Aufputschmittel für Islamisten.“

450
Kilogramm Captagon fanden kurdische Kräfte an nur einem Tag im Jahr 2022.

Die FSA bezichtigte vor allem das Regime in Damaskus, am Schmuggel verdienen zu wollen. Der Damaszener Herrscher Baschar al Assad kontrolliert den Großteil Syriens und wird von den Mullahs im Iran unterstützt. Auch deutsche Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass an Herstellung, Schmuggel und Verkauf des Betäubungsmittels diverse Netzwerke in Europa und dem Nahen Osten profitieren. Darunter sollen auch erklärte Feinde seien: Die mit Iran verbündete schiitische Hisbollah und der sunnitische „Islamische Staat“ (IS).

Erstere ist im Libanon zugleich Wahlpartei, De-facto-Armee und internationale Terrortruppe, die sich in steten Kämpfen mit Israel befindet. Der IS wiederum unterhält in Syrien, Irak und Afghanistan rege Untergrund-Netzwerke und fällt nach wie vor mit Massenmorden an Schiiten auf.

Auch in Deutschland kursiert Captagon. Wie die ARD berichtete, wurden im Dezember davon 300 Kilogramm gefunden: Zöllner konfiszierten das Mittel in einem Garagenkomplex nahe Aachen. Dazu wurden vier Syrer im Alter von 33 bis 45 Jahren verhaftet.

Gemeinsam mit zuvor gemachten Funden an den Flughäfen Köln und Leipzig, für die auch die vier Syrer verantwortlich sein sollen, summierte sich die Menge auf 460 Kilogramm Captagon, das entspricht 3,2 Millionen Pillen im Straßenverkaufswert von bis zu 60 Millionen Euro.

Captagon wird vor allem in der Levante in illegalen Fabriken hergestellt, zudem soll es kleine Labore in den Benelux-Staaten geben. Nicht erst die Hamas-Terroristen vom 7. Oktober sollen Captagon zum Aufputschen und Enthemmen genutzt haben. Schon das barbarische Vorgehen der IS-Kämpfer, die ab 2014 insbesondere in den Kurdenregionen Syriens und Iraks auch Kinder vergewaltigten und versklavten, soll durch den Konsum der Pillen erleichtert worden sein.

Captagon ist formal der Name des Amphetamin-Derivats Fenetyllin – ein Wirkstoff, der einst zur ADHS-Behandlung eingesetzt wurde. Das Mittel unterdrückt Müdigkeit und Schmerzen, es steigert das Selbstbewusstsein bis zur Euphorie und senkt die Aggressionsschwelle.

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