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Der senegalische Präsident Macky Sall beim G20-Gipfel in Bali. Er hat derzeit den rotierenden Vorsitz der Afrikanischen Union inne.

© REUTERS / Reuters/ MAST IRHAM /

Eine Notwendigkeit, keine Geste: Warum die Afrikanische Union in die G20 gehört

Beim US-Afrika-Gipfel am Dienstag will US-Präsident Biden seine Unterstützung für die Aufnahme der Afrikanischen Union in die G20 bekannt geben. Ein längst überfälliger Schritt.

Ein Kommentar von Anja Wehler-Schöck

Wenn Joe Biden am Dienstag rund 50 afrikanische Staats- und Regierungschefs zum US-Afrika-Gipfel in Washington empfängt, will er bekannt geben, dass seine Regierung die Aufnahme der Afrikanischen Union (AU) in die G20 unterstützt. Der US-Präsident verleiht damit einer langjährigen Forderung, die auch der französische Staatschef Emmanuel Macron jüngst aufgriff, neues und vielleicht entscheidendes Gewicht.

Südafrika ist bislang das einzige afrikanische Mitglied im Zusammenschluss der 20 Industrie- und Schwellenländer – ein Umstand, der der Bedeutung des Kontinents mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern längst nicht mehr gerecht wird. Nimmt man alle afrikanischen Länder zusammen, sind sie die achtgrößte Wirtschaft weltweit.

Die G20-Staaten widmeten Afrika in den letzten Jahren mehrere Initiativen und die AU war zu den Treffen regelmäßig als Gast geladen. Doch immer noch wird mehr über als mit Afrika geredet und entschieden.

Bis heute scheint Afrika in einer postkolonialen Vergangenheit gefangen. Der Kontinent wird als Rohstofflieferant gesehen, als Hilfsempfänger, als geostrategische Einflusszone, wo es für den Westen gilt, die chinesischen und russischen Aktivitäten einzudämmen.

Die Initiative, die AU in die G20 aufzunehmen, ist keine warmherzige Geste. Es ist ein längst überfälliger Schritt, den Kontinent als eigenständigen Akteur ernst zu nehmen und in globale Entscheidungsformate miteinzubeziehen.

Neben der EU wäre die AU die zweite Regionalorganisation, die der G20 angehört. Das Niveau der afrikanischen Integration ist mit dem europäischen natürlich bei Weitem nicht vergleichbar. Der Abstimmungsprozess innerhalb der AU wäre wesentlich schwieriger.

Dennoch bleibt die Aufnahme der AU der einer weiteren großen afrikanischen Wirtschaftsmacht wie Nigeria vorzuziehen. Die Bedeutung der Organisation, die alle 55 Länder des Kontinents vertritt, hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Eine G20-Mitgliedschaft wäre ein wichtiger Impuls für eine weitere Stärkung der panafrikanischen Zusammenarbeit.

Auch die G20 würde durch die Erweiterung gestärkt, und das nicht nur mit Blick auf die Umsetzung ihrer Beschlüsse. Gerade in der aktuellen Krisenzeit würde die Schaffung einer G21 ein bedeutsames Signal senden: für einen starken, inklusiven Multilateralismus und einen hohen Stellenwert der globalen, regelbasierten Ordnung.

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