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Annalena Baerbock gibt nach einem Treffen mit dem kirgisischen Außenminister Kulubajew eine Pressekonferenz.

© picture alliance/dpa

„Die angekündigte Freilassung ist ein Durchbruch“: Baerbock begrüßt Geisel-Deal zwischen Israel und der Hamas

Katar bestätigt den Durchbruch: Israel und die Hamas einigen sich auf die Freilassung von Geiseln und eine Feuerpause. Baerbock möchte diese Unterbrechung für Hilfskonvois nutzen.

Der Durchbruch ist geschafft. Israel und die radikal islamistische Hamas haben sich nach Angaben des vermittelnden Emirats Katar auf eine mehrtägige Feuerpause im Gazastreifen geeinigt. Der Beginn der viertägigen Kampfpause werde innerhalb der nächsten 24 Stunden bekannt gegeben, teilte das Außenministerium in Katar am frühen Mittwochmorgen mit.

Zudem soll demnach die Hamas 50 Geiseln freilassen und im Gegenzug eine noch unbestimmte Zahl Palästinenser aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Mit der „humanitären Pause“ soll auch eine „größere Zahl“ an Hilfskonvois sowie mehr Treibstoff in den Gazastreifen kommen.

Baerbock sieht Geisel-Deal als „Durchbruch“

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock beschreibt die angekündigte Feuerpause und Freilassung von Geiseln im Gazastreifen als einen Durchbruch.

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„Die angekündigte Freilassung einer ersten größeren Gruppe von Geiseln ist ein Durchbruch - auch wenn nichts auf der Welt ihr Leid ungeschehen machen kann. Die humanitäre Pause muss genutzt werden, um lebensnotwendige Hilfe zu den Menschen in Gaza zu bringen“, schrieb die Grünen-Politikerin am Mittwochmorgen auf X (vormals Twitter).

Auch Scholz begrüßte den Geisel-Deal zwischen Israel und der Hamas.  „Die Vereinbarung über die Freilassung von einigen Geiseln ist eine gute Nachricht“, erklärte der Bundeskanzler am Mittwoch via X. Die israelische Regierung habe „das Richtige“ getan. „Wir danken allen beteiligten Regierungen und unterstützen sie diplomatisch weiter, damit diese Vereinbarung erfolgreich umgesetzt wird.“

Rotes Kreuz soll Freilassung der Geiseln überwachen

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) wird nach Angaben Katars die Freilassung der Geiseln überwachen.

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„Es wird eine intensive Zeit, in der wir rund um die Uhr in direktem Kontakt mit dem IKRK und den beiden Parteien stehen werden, um sicherzustellen, dass die Freilassung der Geiseln perfekt läuft“, sagt der katarische Staatsminister im Außenministerium, Mohammed Al-Khulaifi.

Waffenruhe und Gefangenenaustausch soll zehn Tage dauern

Die „Times of Israel“ berichtete am Mittwoch unter Berufung auf einen von der israelischen Regierung veröffentlichten Kabinettsbeschluss, dass für den gesamten Austausch von Geiseln maximal zehn Tage vorgesehen sind. Spätestens danach soll der Anti-Terror-Einsatz der israelischen Armee gegen die Hamas und andere islamistische Extremisten im Gazastreifen weitergehen.

Katar hoffe, dass das die Vereinbarung „ein Samenkorn für ein größeres Abkommen und einen dauerhaften Waffenstillstand sein wird. Das ist unsere Absicht.“ Die Waffenruhe bedeute, dass es „keine Angriffe geben wird. Keine militärischen Bewegungen, keine Expansion, nichts“.

Zuvor hatte die israelische Regierung nach einer knapp fünfstündigen Debatte dem Abkommen zugestimmt. Der Deal, so er denn erfolgreich umgesetzt wird, stellt den größten diplomatischen Durchbruch seit Ausbruch des aktuellen Krieges zwischen Israel und der Hamas dar.

Ein hoher amerikanischer Regierungsmitarbeiter bestätigte in einem Telefonbriefing am Dienstagabend (Ortszeit), dass in einer ersten Phase mindestens 50 am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppte Frauen und Kinder freikommen sollen.

Insgesamt sollen bis zu 300 palästinensischen Häftlinge gegen bis zu 100 lebende Geiseln aus Israel getauscht werden. Bei den Geiseln muss es sich dem Bericht der „Times of Israel“ zufolge um israelische Staatsbürger oder Einwohner des Landes handeln. Wer genau unter diese Definition fällt, wurde nicht mitgeteilt.

Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel.
Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel.

© dpa/AP/EPA/Abir Sultan

Die israelische Nachrichtenseite Ynet meldete, Israel dürfe der Vereinbarung zufolge die Namen der 100 Geiseln, die freikommen sollen, an die Hamas übermitteln. Teil des Deals soll demnach auch sein, dass entführte Mütter und Kinder bei der Freilassung nicht voneinander getrennt werden.

Erster Tausch: 50 Geiseln gegen 150 palästinensische Häftlinge

In der ersten Phase will Israel demnach zunächst 150 palästinensische Häftlinge entlassen, sobald 50 Geiseln freigelassen wurden. Alle Betroffenen würden innerhalb von vier Tagen schrittweise freigelassen, pro Tag mindestens 10 Geiseln.

In einer zweiten Phase sollen laut „Times of Israel“ bis zu 150 weitere palästinensische Inhaftierte aus israelischen Gefängnissen freikommen - wenn im Gegenzug wieder bis zu 50 Geiseln nach Israel gebracht würden. Es müssten auch dabei jeweils wieder mindestens 10 Entführte pro Schritt freigelassen werden.

Geisel-Deal: 24 Stunden Feuerpause für je zehn Freigelassene

Für 10 freigelassene Entführte gibt es laut Bericht dann jeweils wieder eine zusätzliche Feuerpause von 24 Stunden.

Nach Angaben eines israelischen Regierungssprechers könnten unter anderem Angehörige von Terroropfern innerhalb von 24 Stunden beim Obersten Gericht Einspruch gegen die Freilassung bestimmter palästinensischer Häftlinge einlegen. Eine Gruppe von Terroropfern will dies laut israelischen Medien tun. Es wird dennoch nicht erwartet, dass das Gericht gegen die Entscheidung der Regierung vorgehen wird.

Biden begrüßt Vereinbarung zur Freilassung

Der US-Regierungsmitarbeiter betonte, die Freilassung der 50 Geiseln sei nur ein erster Schritt. „Mehr Geiseln werden freikommen.“ Bei den freizulassenden Geiseln soll es sich israelischen Medien zufolge um 30 Kinder, acht Mütter sowie zwölf ältere Frauen handeln.

Seit Beginn der Krise hat sich US-Präsident Biden 14-mal mit Israels Premier Benjamin Netanjahu ausgetauscht.
Seit Beginn der Krise hat sich US-Präsident Biden 14-mal mit Israels Premier Benjamin Netanjahu ausgetauscht.

© dpa/Evan Vucci

US-Präsident Joe Biden begrüßt die Einigung über die Freilassung einiger der von der Hamas festgehaltenen Geiseln. Das Abkommen werde auch die Heimkehr weiterer amerikanischer Geiseln ermöglichen.

„Die heutige Vereinbarung sollte auch die Heimkehr weiterer amerikanischer Geiseln ermöglichen, und ich werde nicht aufgeben, bis sie alle frei sind“, sagt Biden.

Bisher vier Geiseln im Gazastreifen freigelassen

Die Hamas hat am 7. Oktober mehr als 240 Menschen in den Gazastreifen entführt. Vier sind bisher freigelassen worden, darunter zwei Amerikaner. Eine Geisel wurde befreit, zwei andere tot aufgefunden. Die US-Regierung sei entschlossen, alle ihre zehn als vermisst geltenden Bürger freizubekommen, sagte der Offizielle weiter.

Ich werde nicht aufgeben, bis sie alle frei sind.

Joe Biden, US-Präsident

In der ersten Phase hofft das Weiße Haus, dass ein knapp vierjähriges Kind, dessen amerikanische Eltern bei den Terroranschlägen getötet worden seien, und zwei Amerikanerinnen freigelassen würden.

Die Hamas müsse dafür sorgen, dass alle Geiseln freikämen, auch jene, die von anderen Terrororganisationen festgehalten würden. „Hamas steht unter enormem militärischem Druck.“

Israels Armee setzt Bodeneinsatz im Gazastreifen vorerst fort

Israels Armee hat vor Inkraftreten der vereinbarten Feuerpause erneut Ziele der islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen.

Wie die Armee am Mittwoch mitteilte, zerstörten Truppen am Morgen einen Tunnelschacht, aus dem ein Hamas-Terrorist herausgekommen und auf die Soldaten geschossen habe. Zudem sei das Militär auf Terroristen und Waffen in einem Gebäude gestoßen, das von der Hamas genutzt worden sei. Die Terroristen seien getötet und das Gebäude zerstört worden, teilte die Armee weiter mit. 

Stündlicher Austausch zwischen Katar, Ägypten und Israel

Die Initiative für das Abkommen ging nach Angaben des Weißen Hauses von Katar aus. Das Emirat sei nach dem 7. Oktober auf die USA und Israel zugekommen. Es sei ein schwieriger Prozess gewesen, mit der Hamas zu verhandeln, und Israel habe auf höchste Geheimhaltung bestanden.

Von Beginn an habe man sich täglich, manchmal stündlich mit Katar, Ägypten und Israel in der Geiselfrage ausgetauscht. Zeitweise sei ein amerikanisches Team vor Ort im Einsatz gewesen, um Informationen unabhängig zu überprüfen. Auch US-Präsident Joe Biden sei stets „direkt und persönlich“ in dem Prozess engagiert gewesen.

Seit Beginn der Krise habe Biden sich 14-mal mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu ausgetauscht. Dreimal habe er zudem mit dem ägyptischen Präsidenten und zweimal mit dem Emir von Katar telefoniert.

„Katar und Ägypten waren wirklich wichtige Partner.“ Der Regierungsmitarbeiter betonte, Biden habe bei seinem Besuch in Israel am 18. Oktober auch die Bedeutung humanitärer Unterstützung des Gazastreifens betont, was damals noch umstritten gewesen sei. (mit Agenturen)

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