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Im Sommer ist es besonders nervig, mit Fieber und Kopfweh im Bett auszuharren.

© dpa/Daniel Modjesch

Krank trotz Ferien: Was steckt hinter der Urlaubskrankheit?

Pünktlich mit Beginn ihres Urlaubs werden viele Arbeitnehmer krank. Was hinter dem Phänomen steckt, wie man am besten vorbeugt und ob sich Beschäftigte die verlorenen Urlaubstage zurückholen können.

Von Stefanie Unbehauen, epd

Die Urlaubssaison steht vor der Tür. Doch nicht jeder Arbeitnehmer kann seine wohlverdiente Pause genießen, denn viele werden ausgerechnet in diesen Tagen krank. Kopfschmerzen, Erkältungen und Rückenschmerzen stehen ganz oben in der Liste der Beschwerden. Doch gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Urlaubsbeginn und plötzlicher Krankheit?

Bei Leisure Sickness handelt es sich überwiegend um ein Stressphänomen.

Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI)

Roland Raible hat 40 Jahre als Pädagoge, Psychologe und Psychotherapeut gearbeitet. In seiner Praxis in Wangen im Allgäu hat er bei seinen Patienten das Phänomen „Leisure Sickness“ (deutsch: Freizeitkrankheit) immer wieder beobachten können. „Aus der psychologischen Alltagserfahrung heraus ist bekannt, dass unser Organismus nach Phasen einer ungewollten, mit Stress versehenen Anspannung bei nächster Gelegenheit Entspannung sucht“, erklärt er. Dies erkläre, wieso sich Erkrankungen oft erst an freien Tagen wie Wochenenden und Ferien zeigen würden.

Eine Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Internationalen Hochschule Bad Honnef – Bonn (IUBH) aus dem Jahr 2017 ergab, dass 22 Prozent der Deutschen bereits unter der Freizeitkrankheit litten. Somit ist mehr als jeder Fünfte davon betroffen.

Raible sieht in aufgestautem Stress und fehlenden Erholungsphasen die Hauptursachen. „Nach abverlangter ungesunder Anspannung erlaubt der Organismus uns gewissermaßen ein Nachlassen der Kraftanstrengung“, erklärt Raible. Dies könne auch dazu führen, dass die Immunabwehr nicht mehr so gut funktioniert. „Das ist kein bewusster, willentlich steuerbarer Vorgang“, erklärt der Psychotherapeut.

Eine Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) bestätigt: „Bei Leisure Sickness handelt es sich überwiegend um ein Stressphänomen.“ Dieses könne zwar Auswirkungen auf das Immunsystem und andere physiologische Vorgänge haben, sei jedoch hauptsächlich psychosomatisch.

Um Krankheiten in der Freizeit zu vermeiden, raten Experten zu einem gesunden Lebensstil, der eine ausgewogene Ernährung, genügend Bewegung und Schlaf sowie ausreichend Pausen in Arbeitsphasen umfasst. Raible empfiehlt einen Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung durch regelmäßige Erholungspausen.

Zu Husten, Fieber oder Schmerzen gesellt sich bei vielen Kranken noch eine weitere Sorge: Kann man sich im Urlaub krankmelden und die verpassten Urlaubstage nachholen? Ja, sagt Jörg Tepper, Berliner Fachanwalt für Arbeitsrecht. Das Bundesurlaubsgesetz schütze Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Denn: „Erkranken Arbeitnehmer während des Urlaubs, so werden die nachgewiesenen Tage der Arbeitsunfähigkeit nicht auf den Jahresurlaub angerechnet.“

Dafür muss man seinem Arbeitgeber die Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtliche Dauer aber wie üblich unverzüglich mitteilen. Die betreffenden Tage müssen dem Urlaubskonto dann wieder gutgeschrieben werden und können später nachgeholt werden. (epd)

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