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Ein Mann geht an einem Gebäude in Frankreich entlang, dessen Fassade nachts mit Davidsternen beschmiert wurde.

© dpa/Geoffroy van der Hasselt

„Zunehmend judenfeindliches Klima“: Antisemitische Straftaten in Frankfurt, Erfurt und Berlin

Am Wochenende kam es wohl in mehreren deutschen Städten zu antisemitischen Straftaten. Vor einer Synagoge wurden Gedenkzettel verbrannt, mehrere Menschen wurden bedroht.

In mehreren deutschen Städten ist es am Wochenende erneut zu antisemitischen Straftaten gekommen.

In Frankfurt am Main wurden am Samstag drei Tatverdächtige festgenommen, die zwei Männer jüdischen Glaubens vor einem Hotel beleidigten, wie die Polizei am Sonntag berichtete. Die Männer, darunter ein Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, waren Teilnehmer der jährlichen Ratsversammlung des Zentralrats der Juden in Deutschland. Einer von beiden trug zum Tatzeitpunkt eine Kippa.

Polizeibeamte griffen umgehend ein und nahmen die drei teils stark alkoholisierten Tatverdächtigen im Alter von 39 und 44 Jahren noch vor Ort fest. Sie müssen sich nun einem Strafverfahren stellen.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, reagierte erschüttert auf den Vorfall. „Juden werden auf offener Straße beleidigt und bedroht“, erklärte Schuster auf der Ratsversammlung. „Es handelt sich nicht mehr nur um Einzelfälle, sondern wir beobachten ein zunehmend judenfeindliches Klima in unserer Gesellschaft, das von allen Seiten befeuert wird.“

Bei einem weiteren mutmaßlich antisemitischen Vorfall im Frankfurter Bahnhofsviertel wurde am Samstag ein 33-Jähriger beleidigt und bedroht. Der Mann sprach demnach eine Polizeistreife an und erklärte, er sei kurz zuvor von mehreren Männern bedroht worden. Einer von ihnen habe ihn zudem mit einem Messer bedroht und antisemitisch beleidigt. Zu dem Zeitpunkt trug der Angegriffene eine Kippa.

Noch in der Nähe nahmen Polizisten den mutmaßlichen Haupttäter, einen 35-jährigen Mann, fest. Der wohnsitzlose Mann wurde für die polizeilichen Maßnahmen in das Polizeipräsidium gebracht, ein Messer wurde demnach nicht gefunden.

Gedenkzettel vor Synagoge verbrannt

Vor der Erfurter Synagoge zündeten zwei Männer in der Nacht zum Sonntag Gedenkzettel an, die dort aus Solidarität zu Israel abgelegt worden waren. Durch das Feuer entstanden an den Treppenstufen der Synagoge geringe Verrußungen, wie die Polizei mitteilte. Die Beamten stellten zwei tatverdächtige Männer libyscher Herkunft.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) verurteilte den Vorfall an der Synagoge. „Wer Hand an Synagogen, Kirchen oder Moscheen legt, kann für sich selbst keinen Schutz geltend machen, denn er verstößt gegen unsere Schutzregeln zur Religionsfreiheit in der Verfassung“, erklärte Ramelow. Der Fall müsse „jetzt schnell und eindeutig eine Reaktion des Staates nach sich ziehen“.

In einem weiteren Fall berichtete die Berliner Polizei von einer Bedrohung und dem Verdacht der Sachbeschädigung. Als zwei Männer am Samstag Aufkleber verteilten, die Solidarität mit dem Staat Israel bekunden, und ihre Aktion dabei filmten, sei es zu einem Streit mit einem Ladenbesitzer gekommen.

In der Folge habe der Geschäftsinhaber die beiden lautstark aus dem Restaurant dirigiert und auf der Straße auf die Kamera eines Mannes geschlagen und ihn bedroht. Der polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt ermittelt. (AFP)

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