zum Hauptinhalt
Pastoralreferent Manfred Becker-Irrnen während seiner Predigt beim Gottesdienst „Segen für alle“ am Kölner Dom.

© dpa/Sascha Thelen

Segnung gleichgeschlechtlicher Paare: Protestaktion gegen Kardinal Woelki vor Kölner Dom

Kürzlich maßregelte der Kölner Kardinal Woelki einen Pfarrer, der gleichgeschlechtliche Paare gesegnet hatte. Als Reaktion darauf wurde nun demonstrativ ein solcher Segnungsgottesdienst direkt vor dem Kölner Dom abgehalten.

Aus Protest gegen Kardinal Rainer Maria Woelki haben am Mittwochabend acht katholische Priester eine Segnungsfeier für gleichgeschlechtliche Paare vor dem Kölner Dom zelebriert. Gut 500 Menschen feierten den Gottesdienst mit, schwenkten Regenbogenflaggen und sangen den Beatles-Hit „All you need is love“. Etwa 30 schwule und lesbische, aber auch heterosexuelle Paare ließen sich segnen. Viele weinten vor Glück und Ergriffenheit.

Die katholische Amtskirche brandmarkt Homosexualität als Sünde und diskriminiert queere Gläubige. Gegen diesen Kurs hatte die Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche in Deutschland im März mit großer Mehrheit offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare beschlossen. Das letzte Wort in dieser Sache haben allerdings jeweils die Ortsbischöfe, und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unterstützt die antiliberale Haltung des Vatikans.

Der Segnungsgottesdienst war eine Reaktion auf die Maßregelung eines Pfarrers aus Mettmann bei Düsseldorf, der ebenfalls eine Segensfeier für homosexuelle Paare abgehalten hatte. Das Erzbistum Köln hatte ihn dafür gerügt. Dieses Vorgehen hatte eine Welle der Empörung ausgelöst.

Nach dem Gottesdienst sagte Maria Mesrian von der Reformbewegung Maria 2.0, es sei erbärmlich, einen Priester abzumahnen, der die Liebe zwischen zwei Menschen gesegnet habe. Sie erinnerte daran, dass das Erzbistum vor einiger Zeit ein Eisengitter vor dem Südportal des Doms gesegnet hatte. „Gitter und Zäune sind diesen Männern heilig und segenswürdig, die Liebe zwischen Menschen aber nicht“, sagte Mesrian. Eine theologische Rechtfertigung dafür gebe es nicht: Im Evangelium finde sich keine einzige Stelle, an der Jesus einen Menschen ausschließe oder abweise.

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann von den Grünen, nannte den Gottesdienst vor dem Dom ein wichtiges Symbol für die oft geforderte Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare in der katholischen Kirche. „Es ist vor allem der kirchlichen Basis zu verdanken, dass sich die Kirche immer weiter öffnet“, so Lehmann, dessen Wahlkreis in Köln liegt. „Erzbischof Woelki und der Vatikan hingegen hinken Lichtjahre der gesellschaftlichen Wirklichkeit hinterher.“

Einige Meter von der Segensfeier auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz entfernt demonstrierten etwa ein Dutzend konservative Katholiken gegen die Segnungen. „Bleiben wir katholisch“, stand auf einem Transparent. Organisator dieser Gegenkundgebung war die „Deutsche Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum“. Rund um sie versammelten sich aber wiederum antifaschistische Gegendemonstranten und buhten die kleine Gruppe lautstark aus. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false