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Rosen stehen auch am Valentinstag 2023 hoch im Kurs, wie hier auf dem Blumengroßmarkt in Stuttgart (Archivbild von 2010)

© Uwe Anspach/dpa

Potenzschädigende Blumen zum Valentinstag: Viele Händler bieten pestizidverseuchte Rosen an

Auch am Valentinstag 2023 werden wieder Rosen verschenkt – Pestizide inklusive. Wer keinen potenzschädigenden Chemiecocktail verschenken möchte, findet hier Alternativen.

Rote Rosen zum Valentinstag – der Klassiker unter den Geschenken. Und auch in diesem Jahr werden am 14. Februar wieder zahlreiche Verliebte auf Wolke sieben in die Blumenläden und Supermärkte schweben, um der besseren Hälfte einen Strauß Rosen zu besorgen.

Doch was, wenn dieser Liebesbeweis zahlreiche Pestizide enthält, die als krebserregend und erbgutverändernd eingestuft werden? Wer möchte schon gerne einen Chemiecocktail verschenken, der die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen könnte?

Für die Februar-Ausgabe hat Öko-Test 21 Rosensträuße von Discountern und namhaften Online-Floristen getestet und dabei besonderes Augenmerk auf die Pestizidbelastung und die Arbeitsbedingungen in den Anbauländern gelegt. Die kompletten Testergebnisse können aktuell gratis auf der Webseite von Öko-Test abgerufen werden.

Öko-Test untersuchte im Labor 21 Rosensträuße und konnte dabei insgesamt 54 verschiedene Pestizide nachweisen – darunter auch etliche Spritzgifte, die in der EU aktuell nicht zugelassen sind und hierzulande längst als verboten deklariert wurden.

Besonders überraschend: Nur ein einziger Strauß schneidet mit der Note „gut“ ab: der bunte Fairtrade-Rosenmix von Aldi Süd.

Die teuren Rosenbouquets namhafter Online-Floristen wie Fleurop, Euroflorist, Blumenfee oder FloraPrima fallen aufgrund zu hoher Pestizidbelastungen oder wegen intransparenter Arbeitsbedingungen durch.

Übrigens: Von den 21 getesteten Produkten fallen insgesamt elf Rosensträuße mit „ungenügend“ durch. Sechs Produkte werden von Öko-Test mit einem „mangelhaft“ benotet.

Belastete Rosen am Valentinstag: Welche Pestizide wurden gefunden?

Von den insgesamt 54 nachgewiesenen Pestiziden stuft Öko-Test etliche als „besonders bedenklich“ ein. Darunter finden sich auch Chemikalien, die „laut aktueller Studienlage sicher oder wahrscheinlich krebserregend, erbgutverändernd, fortpflanzungsschädigend oder bienentoxisch sind“, heißt es in dem Testbericht.

Fleurop versendet für fast 28 Euro einen Strauß Rosen und schickt 21 Pestizide mit – was für ein Chemiecocktail.

Lisa-Marie Karl, Projektleiterin Öko-Test

Die im Labor nachgewiesenen Spritzgifte Thiacloprid oder Carbendazim sind in Europa nicht zugelassen, weil sie die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen können. Auch von dem gefundenen Fungizid Spiroxamin sollten sich werdende Mütter fernhalten, zumal das Pflanzengift zusätzlich im Verdacht steht, die Organe zu schädigen.

Dessen ungeachtet produzieren europäische Chemiekonzerne allerdings auch weiterhin gesundheitsschädigende Pestizide und verkaufen diese gewinnbringend ins Ausland, wo sie vor allem beim Rosenanbau rege Verwendung finden.

Rosen am Valentinstag: Wie gefährlich sind die Sträuße?

Auf Nachfrage des Tagesspiegels konkretisierte Öko-Test-Chefredakteurin Kerstin Scheidecker, dass sich das Gesundheitsrisiko für den Endverbraucher im Rahmen hält. „Wir verzehren Rosen nicht, deshalb tragen wir kein hohes gesundheitliches Risiko, wenn wir darauf achten, unsere Hände und Arbeitsflächen gründlich zu reinigen“, so die Expertin.

Nach dem Verschenken oder Arrangieren der Rosen sollte man also unbedingt die Hände waschen und die möglicherweise kontaminierten Arbeitsmaterialien so gut es geht reinigen.

Der Anbau von Schnittrosen wird vor allem in Kenia, Äthiopien, Uganda und Tansania betrieben (hier: Arusha in Tansania).
Der Anbau von Schnittrosen wird vor allem in Kenia, Äthiopien, Uganda und Tansania betrieben (hier: Arusha in Tansania).

© Joerg Boethling/Imago

Die Feldarbeiterinnen und Feldarbeiter in den Anbauländern (vornehmlich Afrika) können den Kontakt mit den gesundheitsbedenklichen Chemikalien hingegen kaum vermeiden.

„Wegen laxerer Vorschriften werden dort Spritzgifte eingesetzt, deren Anwendung in Europa verboten ist – und das ohne ausreichende Schutzmaßnahmen für die Menschen“, berichtet Scheidecker. Laut der Expertin seien Pestizidvergiftungen dort nicht auszuschließen.

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Millionen Menschen erkranken jährlich an einer akuten Pestizidvergiftung, berichtet das Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN). 11.000 Menschen sterben den Berichten zufolge daran.

Im Rahmen der Untersuchung fragte Öko-Test bei den Rosenanbietern gezielt Informationen über die Anbaubedingungen im Produktionsland ab.

In Arusha in Tansania werden Rosen von einem Feldarbeiter behandelt.
In Arusha in Tansania werden Rosen von einem Feldarbeiter behandelt.

© Joerg Boethling/Imago

Wie das Magazin mitteilte, verweigerten etliche Unternehmen die Auskunft oder machten nur vage Angaben. Auch Fleurop soll in diesem Zusammenhang auf „seine Rolle als bloßer Lieferdienst“ verwiesen haben.

Was können Verbraucher also tun? Man könnte beim Rosenkauf auf kurze Transportwege achten und eher zu Blumensträußen aus Europa greifen.

Allerdings gibt Öko-Test zu bedenken, dass beispielsweise Rosen aus den Niederlanden im Winter in beheizten Gewächshäusern angebaut werden – ökologisch betrachtet sehr bedenklich.

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