zum Hauptinhalt
Der Anwalt des Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein, Arthur Aidala.

© AFP/Kena Betancur

Update

Nach Urteils-Aufhebung gegen Weinstein: Anwalt von Hollywood-Produzenten bezeichnet damaligen Prozess als unfair

2020 wurde der Filmmogul wegen Sexualverbrechen verurteilt. In dem Verfahren wurden Fehler gemacht, entschied nun ein Berufungsgericht. Der Fall hatte die #MeToo-Bewegung mit ausgelöst.

Nach der Aufhebung des historischen Urteils gegen Harvey Weinstein hat das Anwaltsteam des ehemaligen Filmmoguls in New York kämpferisch auf die Entscheidung reagiert. Arthur Aidala, einer von Weinsteins Anwälten, sagte bei einer Pressekonferenz vor dem Strafgerichtsgebäude von Manhattan am Donnerstag, sein Team habe von Anfang an „gewusst, dass Weinstein keinen fairen Prozess bekommen hat“.

Weinstein könne nun vor Gericht zurückkehren und seine Sicht der Dinge darlegen, ohne dass „so viel Ballast“ aus seiner Vergangenheit an die Geschworenen weitergegeben wird, sagte Aidala. „Er brennt darauf, seine Geschichte vom ersten Tag an zu erzählen.“

Völlig überraschend hat ein Gericht in New York am Donnerstag die historische Verurteilung des ehemaligen Filmmoguls Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen aufgehoben. Die Richter gaben der Berufung des 72-Jährigen statt, wie aus einem Gerichtsdokument hervorging.

Das Berufungsgericht des Bundesstaates kam in einer 4:3 Entscheidung zu dem Schluss, der damalige Richter habe einen Fehler gemacht: Er habe die Staatsanwaltschaft Aussagen von Frauen einbringen lassen, die behaupteten, Weinstein habe sie angegriffen. Diese Frauen seien als Zeuginnen zugelassen worden, obwohl deren Fälle nicht Gegenstand der Anklage gewesen seien. 

„Wir kommen zu dem Schluss, dass das erstinstanzliche Gericht fälschlicherweise Zeugenaussagen über nicht angeklagte, mutmaßliche frühere sexuelle Handlungen gegen andere Personen als die Kläger der zugrunde liegenden Straftaten zugelassen hat“, schrieb der zuständige Richter.

Entscheidung im Weinstein-Prozess fiel knapp aus

Das Gericht ordnete einen neuen Prozess in dem Fall an. Weinstein bleibt jedoch in Haft, weil er auch in Los Angeles wegen Sexualverbrechen zu 16 Jahren Haft verurteilt worden.

Eine Gerichtszeichnung vom  11. März 2020 zeigt Harvey Weinstein im Gerichtssaal im New Yorker Stadtteil Manhattan.
Eine Gerichtszeichnung vom 11. März 2020 zeigt Harvey Weinstein im Gerichtssaal im New Yorker Stadtteil Manhattan.

© REUTERS/JANE ROSENBERG

Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs fiel mit vier gegen drei Stimmen knapp aus. Mit diesem Urteil mache das Gericht „die stetigen Fortschritte zunichte, die Überlebende von sexueller Gewalt in unserem Strafjustizsystem erkämpft haben“, schrieb einer der Richter, die gegen die am Donnerstag verkündete Entscheidung gestimmt hatten.

Weinstein-Prozess: zwei Vorwürfe im Fokus

In dem aufsehenerregenden Prozess ging es vor allem um zwei Vorwürfe: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Tatsächlich stützte sich die Anklage bei dem weltweit beachteten Fall auf eine Reihe von Zeuginnen, die Weinstein sexuelle Übergriffe vorwarfen, die allerdings nicht Teil der Anklage waren.

Die Staatsanwaltschaft wollte mit ihrer Hilfe zeigen, dass die Taten Weinsteins einem wiederkehrenden Muster folgten. Weinstein wurde daraufhin im Jahr 2020 zu 23 Jahren Haft wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung verurteilt. In einem weiteren Strafprozess in Los Angeles kamen 16 Jahre Gefängnis dazu. Nach Angaben der Zeitung „New York Times“ muss nun Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg entscheiden, ob er ein neues Verfahren gegen Weinstein einleitet.

Mira Sorvino ist „entsetzt“

Die Schauspielerin Mira Sorvino hat die Aufhebung eines historischen Urteils gegen Harvey Weinstein durch ein US-Gericht verurteilt. „Entsetzt!“, schrieb die 56-Jährige am Donnerstag auf der Plattform X (vormals Twitter). Die Oscar-Preisträgerin („Geliebte Aphrodite“) war eine der ersten Frauen, die dem US-Filmproduzenten sexuelle Belästigung vorwarf. „Seit wann lassen Gerichte Beweise für Verhaltensmuster nicht zu, die frühere schlechte Taten belegen?“, schrieb Sorvino.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Weinstein war einst ein mächtiger Hollywood-Mogul

In New York war Weinstein 2020 wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung schuldig gesprochen worden. Der Prozess markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte. Der Fall hatte 2017 die #MeToo-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst. Seit damals haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Auch Oscar-Preisträgerin Mira Sorvino gehörte dazu.

Mit diesem Urteil mache das Gericht „die stetigen Fortschritte zunichte, die Überlebende von sexueller Gewalt in unserem Strafjustizsystem erkämpft haben“, schrieb einer der Richter, die gegen die Entscheidung gestimmt hatten.

Weinstein war einst ein reicher und mächtiger Hollywood-Mogul, der mit seiner Firma Erfolgsfilme wie „Der englische Patient“, „Pulp Fiction“, „Good Will Hunting“ oder „Gangs of New York“ produzierte und für „Shakespeare in Love“ selbst einen Oscar gewann. (Tsp, dpa, AFP, Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false