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Zwei rote Frauen Hand in Hand nebeneinander stehend und zwei grüne Männer, die händchenhaltend loslaufen – das könnte auch bald in Friedrichshain-Kreuzberg zu sehen sein.

© stock.adobe.com/Ruediger Bremert

Update

Verkehrsverwaltung prüft Vorstoß aus Berliner Bezirk: Queere Ampelpärchen für Friedrichshain-Kreuzberg

Friedrichshain-Kreuzbergs Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann setzt sich dafür ein, dass ihr Bezirk queere Ampeln bekommt. Die Verkehrsverwaltung reagiert positiv auf einen entsprechenden Vorstoß.

| Update:

Friedrichshain-Kreuzberg könnte im kommenden Jahr gleichgeschlechtliche Ampelpärchen bekommen. Diesen Vorschlag hat Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) gemacht und sich damit an Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) gewandt.

In einem Brief an Schreiner, der dem Tagesspiegel vorliegt, bat die Grünen-Politikerin bereits Mitte Juni um „wohlwollende Unterstützung“ bei dem Vorhaben, an Fußgängerampeln künftig neben Ampelmännchen auch Piktogramme gleichgeschlechtlicher Paare zu zeigen. Herrmann will damit ein „klares, sichtbares Statement für eine vielfältige Gesellschaft“ setzen.

Friedrichshain-Kreuzberg sei ein bunter Bezirk und stehe für Offenheit, Toleranz und Vielfalt. „Um die Sichtbarkeit der LGBTIQ*-Community im Bezirk weiterhin zu verbessern, möchte ich mich für ein sichtbares Zeichen im öffentlichen Raum einsetzen“, schrieb Herrmann.

Neu ist die Idee nicht. Bereits 2015 hatte das Berliner Unternehmen Ampelmann Vorschläge gemacht, wie schwule und lesbische Ampelpärchen in der Hauptstadt aussehen könnten. Realisiert wurden sie allerdings nie. Auch die SPD setzte sich bereits für entsprechende Lichtsignalanlagen ein.

Der Vorschlag der Firma Ampelmann aus dem Jahr 2015.
Der Vorschlag der Firma Ampelmann aus dem Jahr 2015.

© Ampelmann GmbH

Queere Ampeln in Wien oder München

In anderen Städten gibt es bereits seit vielen Jahren Ampeln, die etwa zwei rote Frauen Hand in Hand nebeneinander stehend zeigen und zwei grüne Männer, die händchenhaltend loslaufen. Seit 2019 sind etwa im Münchner Glockenbachviertel, wo sich viele queere Bars und Cafés befinden, an sechs Übergängen schwule und lesbische Paarmotive zu sehen. Auch Wien, Braunschweig, Münster, Hamburg, Frankfurt am Main, Köln, Hannover und Marburg setzen mit Ampelmotiven ein Zeichen für mehr Toleranz und Vielfalt.

Nun könnte Berlin folgen. „Lassen Sie uns gemeinsam in Friedrichshain-Kreuzberg ein klares Zeichen setzen und hier die ersten gleichgeschlechtlichen Ampelpärchen von Berlin installieren“, appellierte Bezirksbürgermeisterin Herrmann an Verkehrssenatorin Schreiner.

In deren Verwaltung sieht man den Vorstoß positiv – zumindest zeitlich befristet. „Wir werden im Hinblick auf den Pride-Month im kommenden Jahr prüfen, ob die Einrichtung von queeren Ampeln möglich ist“, sagte die Sprecherin der Verkehrsverwaltung, Britta Elm, dem Tagesspiegel. „Hierfür schauen wir genau, was die Straßenverkehrsordnung zulässt.“

Werner Graf: queere Ampelpärchen in der ganzen Stadt

Grünen-Fraktions-Chef Werner Graf findet die Idee so gut, dass er sich gleichgeschlechtliche Ampelpärchen nicht nur für Friedrichhain-Kreuzberg wünscht: „Queeres Leben und Lieben gehört genauso zu Berlin wie die Kult-Ampelmännchen selbst“, sagte er. „Das sollte auch hier und dort durch ein queeres Ampelpärchen in der ganzen Stadt sichtbar sein.“

Auch die queerpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Lisa Knack, kann dem Vorstoß grundsätzlich viel abgewinnen: „Die Idee an sich finde ich gut“, sagte sie am Dienstag. Eher skeptisch sieht sie die Frage, ob es notwendig wäre, das berlinweit umzusetzen. Und Knack plädiert dafür, beim Thema Vielfalt an der Ampel nicht bei queeren Paaren stehenzubleiben, sondern zum Beispiel auch Menschen im Rollstuhl darzustellen. „Es wäre schön, wenn man die komplette Bandbreite der Diversität Berlins zeigen könnte.“

Der queerpolitische Sprecher der Links-Fraktion und ehemalige Kultursenator Klaus Lederer sieht den Vorstoß mit gemischten Gefühlen: „Es ist schön zu sehen, dass große Einigkeit besteht, dass queere Sichtbarkeit zu Berlin gehört“, sagte er. Das könne sich dann gern auch auf Fußverkehrsampeln zeigen. „Entscheidend ist, dass der Anspruch der Regenbogenhauptstadt nicht zum Tourismus-Marketing-Slogan verkommt und Politik sich dazu in Symbolen erschöpft“, warnte er.

„Es gibt viel tun, um gegen queerfeindliche Diskriminierungen und auch institutionelle Defizite anzugehen, von der Jugendarbeit –über die Antidiskriminierungs- und Bildungspolitik bis zur Wohnungslosenhilfe“, so Lederer. „Das sollte angesichts all der Freude über queere Sichtbarkeit in Berlin nicht vergessen werden.“ (mit dpa)

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