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Solidarität mit jüdischen Menschen – dafür gingen am Sonntag-Nachmittag im Regen mehr als 3000 Menschen auf die Straße. Rabbi Yehuda Teichtal, Bundestagspräsidentin Bäbel Bas, der Sänger Roland Kaiser, der Publizist und Moderator Michel Friedman, der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, Ex-Nationalkicker Arne Friedrich und andere bekannten Leute waren dabei.

© AFP/MICHELE TANTUSSI

Update

„Nie wieder ist jetzt“: Tausende protestieren in Berlin gegen Antisemitismus und Hass

Unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ haben zahlreiche Politikerinnen, Künstler und Prominente dazu aufgerufen, sich Antisemitismus entgegenzustellen. Gekommen sind weniger als erwartet.

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Es sollte ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus und für Solidarität sein: Seit 13 Uhr demonstrierten am Sonntag tausende Menschen in Berlin-Mitte für ein respektvolles Miteinander. Die Berliner Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmenden bei regnerischem Wetter auf rund 3000 Menschen. Die Veranstalter selbst sprachen von bis zu 11.000 Teilnehmern. Unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ hatte ein breites Bündnis aus Politik und Gesellschaft zu einer Großdemonstration aufgerufen. Die Veranstaltung war unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) unterstützt worden.

Der Demozug startete am Großen Stern an der Siegessäule und zog hinter einem großen Banner mit der Aufschrift „Nie wieder ist jetzt – Deutschland steht auf“ langsam zum Brandenburger Tor. In der ersten Reihe waren unter anderem Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), der Schlagersänger Roland Kaiser, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), der Rabbiner Yehuda Teichtal und der Publizist Michel Friedman dabei. Viele Demonstrierende hatten Israel-Flaggen mitgebracht.

Trotz Regens beteiligten sich tausende Menschen an der Solidaritätsveranstaltung.
Trotz Regens beteiligten sich tausende Menschen an der Solidaritätsveranstaltung.

© CITY-PRESS GMBH BILDAGENTUR/Jan-Philipp Burmann

Am Brandenburger Tor begann gegen 14 Uhr eine Kundgebung mit prominenten Redner:innen. Zu Beginn wurde ein Videostatement des Holocaust-Überlebenden Walter Frankenstein abgespielt. Der 99-Jährige sagte: „Der steigende Antisemitismus darf nicht mit dem, was aktuell im Gaza-Streifen passiert, in Verbindung gebracht werden. Religion und Politik haben nichts miteinander zu tun.“

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Anschließend gab es ein ökumenisches Gebet mit Vertreter:innen aller vier Weltreligionen. „Licht gegen die Dunkelheit“, rief Rabbiner Yehuda Teichtal. Dann zündeten alle vier gemeinsam die erste Kerze auf einem Chanukka-Leuchter an.

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Schirmherrin der Demonstration war Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. „Wir alle sollten uns jeden Tag fragen: Nie wieder – was bedeutet das für mich?“, sagte Bärbel Bas am Brandenburger Tor und appellierte für mehr Menschlichkeit. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil betonte: Egal aus welche Ecke Antisemitismus kommt, Menschenfeindlichkeit werde in diesem Land nicht geduldet. „Ich bekenne: Ich schäme mich, dass Menschen in diesem Land nicht in Frieden leben können“, sagte Heil weiter.

Schlagersänger Roland Kaiser sagte: „Ich bin empört, dass ich hier heute für etwas demonstrieren muss, das selbstverständlich sein sollte. Das ist beschämend.“ Auch Herbert Grönemeyer zählte zu den Rednern. Er stehe hier, so der Musiker, weil er gegen das Zersetzen unseres sicheren Zusammenlebens sei, das ihm sehr am Herzen liege.

Der Sänger Roland Kaiser sagte bei der Demonstration gegen Antisemitismus, dass es einen solchen Protest brauche, sei beschämend.
Der Sänger Roland Kaiser sagte bei der Demonstration gegen Antisemitismus, dass es einen solchen Protest brauche, sei beschämend.

© dpa/Carsten Koall

Auch Kai Wegner sprach am Sonntag zu den Demonstrierenden. „Antisemitismus, Israelfeindlichkeit, Hass und Hetze haben keinen Platz in unserem Berlin“, sagte er und dankte vor allem den Kräften der Berliner Polizei, die in dieser Stadt unglaubliches leisten.

Es ist unsere Verpflichtung, das jüdische Leben und die Vielfalt in unserer Stadt zu schützen.

Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin

Er habe in den letzten Wochen einiges gesehen in den Berliner Straßen, das ihm nicht gefällt. „Menschen, die Hass und Hetze verbreiten, passen nicht zu diesem Berlin. Lassen Sie uns gemeinsam alles dafür tun, dass Berlin ein freundliches Gesicht hat. Es ist unsere Verpflichtung, das jüdische Leben und die Vielfalt in unserer Stadt zu schützen“, appellierte Berlins Regierender Bürgermeister.

Der ehemalige Fußballnationalspieler Arne Friedrich sagte: „Am Ende geht es um Zusammenhalt.“ Das brauche die Gesellschaft, genauso wie Hertha, um wieder zu gewinnen.

Es sind zu wenige, die gekommen sind.

Publizist Michel Friedman

„Wir stehen hier, weil wir an den Menschen glauben“, sprach Publizist Michel Friedman in seiner Rede. Und weiter: „Die stehen für den Terror und die Gewalt. Das ist der Unterschied.“ Er fügte hinzu: „Bei Israel ist die Regierungskritik eine Vernichtungskritik. Wer Israel vernichten will, ist ein Antisemit.“ Mit Blick auf die Teilnehmerzahl sagte Friedman unter Beifall: „Es sind zu wenige, die gekommen sind.“ 

Organisiert wurde die Demo vom Unternehmer Nikolai Schwarzer, der sich nach eigenen Angaben an Aktionen in Washington, London und Paris orientierte. Er wolle so viele Menschen wie möglich „aus der Komfortzone holen“, um sich gegen Judenhass zu stellen, sagte Schwarzer dem Tagesspiegel im Vorfeld. „Alle Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, mitten in Berlin Gesicht zu zeigen für ein friedliches und respektvolles Miteinander und sich Antisemitismus, Hass, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entgegenzustellen“, hieß es im Demonstrationsaufruf.

Nur wenige Kilometer weiter gab es einen Demonstrationszug unter dem Motto „Solidarität mit Palästina - Keine Waffen für Genozid“. Die Polizei sprach dort von etwa 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts forderten die Demonstrierenden unter anderem einen Stopp von Waffenlieferungen an Israel. Auch Rüstungs- und Geheimdienstkooperationen mit dem Land sollten beendet werden.

Neben Fahnen mit den palästinensischen Farben war unter anderem auch die Buchstabenkombination BDS zu sehen. BDS steht für „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“. Die Kampagne ruft zum Boykott des Staates Israel und israelischer Produkte wegen des Vorgehens gegen Palästinenser auf. (mit dpa)

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