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Ein platter Reifen. (Symbolbild)

© IMAGO/Nikito

Luft aus Autoreifen gelassen: Berliner Polizei zählt mehr als 1700 Anzeigen

Platte Autoreifen waren im vergangenen Jahr in der Metropolregion keine Seltenheit. Eine Statistik der Polizei offenbart nun einen Teil des Ausmaßes.

Seit dem Jahr 2022 sind bei der Berliner Polizei 1783 Anzeigen eingegangen, weil Luft aus Autoreifen gelassen wurde. Das sagte eine Polizeisprecherin am Samstag dem Tagesspiegel. Zuvor hatte die „B.Z.“ berichtet.

Vor allem 2023 ist die Zahl dieser Fälle drastisch gestiegen. Gab es für das gesamte Jahr 2022 lediglich 342 Anzeigen, waren es im darauffolgenden Jahr bereits 1100. In diesem Jahr hat die Polizei bislang 341 derartiger Fälle registriert.

„Doch die Dunkelziffer ist viel höher“, sagte die Polizeisprecherin. Häufig werde keine Anzeige von den Autobesitzern erstattet. Beispielsweise, weil diese nicht von einem mutwilligen Akt ausgingen oder ihnen die Zeit fehle wegen wichtiger Termine.

Anzeige werde häufig nicht wegen Sachbeschädigungen erstattet, „sondern wegen verpasster Geschäfts-, Reise- oder Arzttermine sowie der verhinderten Nutzbarkeit des Fahrzeugs unter dem Vorwurf der Nötigung“, zitierte die „B.Z.“ aus der Antwort der Polizei. 

Teils liege den Aktionen erkennbar eine politische Motivation zugrunde, sodass der Staatsschutz ermittele, erklärte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Dies könne bei Bekennerschreiben der Fall sein oder wenn zum selben Zeitpunkt in einer Straße mehrere meist hochwertige Fahrzeuge betroffen seien.

„The Tyre Extinguishers“ erst im März in Erscheinung getreten

Einige Extremisten nennen sich The Tyre Extinguishers. Die international agierende Bewegung ist für ihre großangelegten Sabotageaktionen bekannt. Sie schrauben den Reifen die Ventilkappen auf. Dann klemmen sie kleine Fremdkörper in die Kapseln, wodurch das Ventil offen gehalten wird und die Luft langsam entweicht. Anschließend werden die Ventile wieder zugeschraubt. Ein Vorgang, der nach Angaben der Gruppe nur zehn Sekunden in Anspruch nimmt.

Erst in der Nacht vom 10. zum 11. März schlugen die Extremisten wieder in Potsdam zu. Wie die Polizei mitteilte, war eine zweistellige Zahl an Fahrzeugen betroffen. An den Autos hinterließen die Klima-Aktivisten Bekennerschreiben. Kurz darauf kam es in Brandenburgs Landeshauptstadt zu einer Hausdurchsuchung. Bei dem größeren Polizeieinsatz sollen mutmaßlich gefährliche Stoffe gefunden worden sein. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt nach eigenen Angaben unter anderem wegen des Verdachts der Sachbeschädigung in mehreren Fällen und wegen des vorsätzlichen unerlaubten Besitzes von Chemikalien gegen einen Mann.

In Berlin waren die Aktivisten zuletzt im Februar aktiv. Bei ihrer Aktion leerten sie nach eigenen Angaben die Autoreifen von 80 SUVs in Charlottenburg-Wilmersdorf sowie Steglitz-Zehlendorf. (mit dpa)

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