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Die Kirchen leiden unter Mitgliederschwund.

© imago/Eibner/Fleig / Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de

Geldsorgen wegen vieler Austritte: Erzbistum Berlin will Kirchen und Gemeindehäuser verkaufen

„Tiefe Einschnitte“ in Sicht: Nach dem Rekord bei den Kirchenaustritten plant das katholische Erzbistum Berlin den Verkauf von Kirchen und Gemeindehäusern.

Auf den Aderlass an Menschen folgt der Aderlass der Gebäude: In einem Schreiben an alle Pfarreien kündigte der katholische Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, „tiefe Einschnitte in den Immobilienbestand“ der katholischen Kirche in Berlin, Brandenburg und Vorpommern an.

„So wichtig Kirchen und Räume als Orte des Gebets und des Zusammentreffens sind, dürfen die mit den Räumen verbundenen Kosten niemals dazu führen, dass es uns an Personal und anderen Mitteln für Seelsorge und Verkündigung fehlt“, erklärt der Erzbischof. „Handeln wir nicht jetzt, dann besteht die sehr konkrete Gefahr, dass genau eine solche Situation eintritt: Einerseits müssen wir damit rechnen, dass die Einnahmen aus Kirchensteuern sinken werden – andererseits verschlingen viele Räume, die wir in der Vergangenheit für Bedürfnisse geschaffen haben, die wir heute so nicht mehr haben, erhebliche Mittel.“

Heute gehören zum katholischen Erzbistum Berlin 204 Kirchengebäude und Kapellen zwischen Binz auf Rügen und Luckenwalde im Brandenburger Landkreis Teltow-Fläming. Dazu kommen Gemeindehäuser, Bildungs- und Sozialeinrichtungen in Trägerschaft des Erzbistums, von Gemeinden und Stiftungen. Sie werden jedoch von immer weniger Menschen genutzt: Während es 2018 noch 408.000 Katholiken in Berlin, Brandenburg und Vorpommern gab, sind es heute nur noch 372.000. Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche hat auch das Erzbistum Berlin mit mehr als 13.000 Kirchenaustritten im letzten Jahr einen neuen Negativrekord erreicht.

Was wird benötigt, was kann verkauft werden

Im Blick auf die nun anstehenden Immobilienplanungen schreckt Koch deswegen auch vor unpopulären Ideen nicht zurück. „Wir müssen uns etwa die Frage stellen, ob es heute nicht wichtiger ist, junge Menschen über soziale Medien zu erreichen, als einen kaum genutzten Gruppenraum zu erhalten“, heißt es in dem Schreiben. Bis 2030 will das Erzbistum nun mithilfe eines Immobiliendienstleisters überprüfen, welche Gebäude für welche Zwecke noch benötigt werden, und welche Liegenschaften verkauft oder anderen Nutzern zur Verfügung gestellt werden können.

Uns stehen schmerzhafte Entscheidungen bevor.

Karlies Abmeier, Vorsitzende des Diözesanrats des Berliner Erzbistums

Ähnliche Prozesse laufen derzeit auch in anderen katholischen Bistümern Deutschlands. In aller Regel gehen sie mit schweren Konflikten einher, weil sich die Kirchenmitglieder von den Bistumsverwaltungen nicht genügend einbezogen oder beteiligt fühlen und Kirchen und Gemeindehäuser zugleich wichtige Identifikationsorte sind.

Deswegen ist es bemerkenswert, dass sich am Freitag auch die Vorsitzende des Diözesanrats des Berliner Erzbistums, Karlies Abmeier, zu Wort meldete: „Es ist richtig, dass wir uns in einem strukturierten Prozess den Herausforderungen stellen, die die abnehmende Mitgliederzahl, der Sanierungsbedarf unserer Gebäude und deren Unterhaltungskosten mit sich bringen“, sagte Abmeier. „Dennoch stehen uns schmerzhafte Entscheidungen bevor.“

Die frühere Mitarbeiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung betonte, dass die Einbindung der Gemeindemitglieder in das Vorhaben von großer Bedeutung sei: „Der herausfordernde Prozess der Flächenreduzierung wird nur gelingen, wenn die Menschen in unseren Pfarreien an den konkreten Entscheidungen ernsthaft beteiligt werden“, sagte Abmeier. „Wir müssen als Kirche im Erzbistum Berlin in gemeinsamer Verantwortung entscheiden und handeln.“

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