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Traktoren fahren zu einer Protestdemonstration am Brandenburger Tor Richtung Innenstadt. Auch aus Reinickendorf machten sich Landwirte auf den Weg. (Symbolbild)

© dpa/Sebastian Gollnow

Auch Berliner Landwirte schlossen sich Bauernprotesten an: „Wenn Lindner diese Sachen ändert, verzichte ich auf den Agrardieselzuschuss“

Bauern gibt es in Berlin zwar nur wenige, doch auch sie kämpfen häufig um ihre Existenz. Mehrere Landwirte aus Reinickendorf schlossen sich daher dem großen Bauernprotest an.

Am vergangenen Freitag haben auf dem Dorfplatz in Lübars erstmals Bauern aus Reinickendorf demonstriert. Nach Angaben der Polizei waren in Lübars etwa 20 Personen mit sieben Traktoren und zwei Schlepper versammelt.

Auf Straßen- und Autobahnblockaden wie im Berliner Umland habe man verzichtet, sagt Axel Gericke, der dort auf etwa 18 Hektar einen Pferdehof betreibt. „Wir wollen die Menschen nicht verärgern, denn wir freuen uns, dass die Bevölkerung hinter uns steht.“

Gericke ist gleichzeitig Vorsitzender des Landesverbandes Landwirtschaft und Pferdehaltung, in dem sich 25 aktive Berliner Bauern zusammengeschlossen haben. Die meisten seiner Kollegen haben sich wie er auf Pferdehaltung spezialisiert. Denn in der Stadt sind die Flächen knapp. Etwa 40 Bauern betreiben in Berlin nach Gerickes Schätzung noch nennenswert Landwirtschaft.

"In der Öffentlichkeit werden wir als Umweltverpester und Subventionsempfänger dargestellt", kritisiert Gericke. Die Politik spreche nicht mehr mit den Bauern und stelle dann Auflagen und Forderungen, die die Landwirte überhaupt nicht erfüllen könnten. Viele Bauernhöfe hätten deshalb Nachwuchsprobleme. "Wir finden keine Nachfolger, weil es nicht mehr attraktiv ist, in die Landwirtschaft zu gehen", sagt Gericke. Er selbst habe es nicht geschafft, seine Kinder zu überzeugen, den Hof zu übernehmen. "Wir werden anfangen, den Betrieb bei uns auslaufen zu lassen."

Für den großen Protestaufmarsch am Montag sind die Bauern aus Lübars und dem benachbarten Blankenfelde mit acht Traktoren in die Innenstadt gefahren. „Am Brandenburg Tor war kein Platz mehr, deswegen standen wir an der Deutschen Oper“, sagt Gericke. So einen massiven Aufmarsch und diesen Zusammenhalt zwischen den Bauern, das habe er noch nicht erlebt. „Da müssen die Verantwortlichen doch mal wach werden und etwas ändern.“

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Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte am Montag vor tausenden Protestieren und Traktoren erklärt: Mehr staatliche Hilfe aus dem Bundeshaushalt könne er nicht zusichern. Stattdessen versprach der FDP-Chef weniger Belastungen durch Bürokratie und mehr Anerkennung für die Bauern.

"Ich bin seit 1983 Landwirt in Lübars. So lange gibt es schon die Ankündigung, Bürokratie abzubauen", sagt Gericke. Lindners Ankündigung sei eine Floskel. Aber: "Wenn Lindner diese Sachen wirklich ändert, dann bin ich persönlich bereit, auf den Agrardieselzuschuss zu verzichten und zahle den vollen Preis."

Weitere Proteste haben die Lübarser Bauern laut Gericke bislang nicht geplant. „Jetzt muss erstmal Schluss sein, damit die Bundesregierung sich mit den Vertretern zusammensetzen und eine Lösung finden kann.“

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