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Ein mehretagiges Wohnhaus steht am Franz-Mehring-Platz in Berlin-Kreuzberg. (Archivbild)

© dpa/Soeren Stache

Berlins Bausenator dämpft Erwartungen: Gaebler sieht in Hochhäusern keine Lösung für Wohnungsnot

Bausenator Christian Gaebler hat nichts gegen mehr Hochhäuser in Berlin. Aber ein Beitrag für bezahlbares Wohnen ist das aus seiner Sicht nicht. Er warnt vor überzogenen Erwartungen.

Hochhäuser sind nach Überzeugung von Bausenator Christian Gaebler kein entscheidender Beitrag gegen die Wohnungsnot in Berlin. „Ich warne davor, Hochhäuser als Alternative zu einer ‚normal hohen‘ Nachverdichtung im Innenstadtbereich zu sehen“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

„Manchmal hat man schon den Eindruck, das gilt im Moment als die Königslösung, zu sagen: Wir bauen lieber 100 Meter hohe Wohnhochhäuser, dann müssen wir woanders nichts mehr bauen.“ Das werde aber nicht funktionieren. „Insbesondere dann nicht, wenn man bezahlbares Wohnen haben will“, sagte Gaebler.

Die Berliner CDU-Fraktion macht sich für mehr Hochhäuser in der Hauptstadt stark. In einem Positionspapier mit dem Titel „Radikal, vertikal – Hochhäuser als Leuchttürme der Stadtentwicklung“ fordern die Abgeordneten unter anderem einen Hochhausentwicklungsplan für Berlin. Umweltschützer und Architekten haben deutliche Kritik geübt.

„Wir denken durchaus an gemischte Modelle, also Hybridnutzung innerhalb eines Hochhauses – Wohnen, Büro, Gewerbe, öffentliche Bereiche“, sagte Gaebler. „Aber es ist, was Wohnungen angeht, in der Praxis nicht so einfach, wie sich das manche vorstellen.“ Dabei seien nicht zuletzt rechtliche und wirtschaftliche Aspekte zu beachten: „Da geht es um die unterschiedlichen brandschutztechnischen Anforderungen, um gesonderte Aufzüge, was gerade bei einer kleinen Grundfläche schwierig wird – und teuer in der Realisierung.“

Wohnen in Hochhäusern ist oft teuer

Wohnhochhäuser seien immer auch eine Kalkulationsfrage. „Ab einer bestimmten Höhe kommt man an Grenzen, was die Rentabilität angeht und am Ende auch die Bezahlbarkeit der Mieten“, sagte Gaebler. „Insofern kann man natürlich immer höher bauen – ob das aber tatsächlich vor allem Wohnhochhäuser mit über 100 Metern werden sollten, da kann man schon ein Fragezeichen dran machen.“ Das könne in einzelnen Fällen sinnvoll sein. „Aber in größerem Umfang ist das keine Lösung.“

Auch die Forderung nach einem Hochhausentwicklungsplan sieht Gaebler kritisch: „Wir haben in Berlin ein Hochhausleitbild, das wollen wir evaluieren und fortschreiben“, sagte er. „Bei einem Hochhausentwicklungsplan muss man immer aufpassen, welche Folgen das konkret hat. Wenn man zum Beispiel punktgenau sagt: Da und da kommen Hochhäuser hin, treibt man dort sofort die Grundstückspreise in die Höhe.“

Wichtig sei ein differenzierter Blick auf das Thema: „Ich finde die Schwarz-Weiß-Diskussion ‚Hochhäuser sind ganz toll oder Hochhäuser sind furchtbar‘ hilft uns nicht weiter“, so der SPD-Politiker. „Hochhäuser sind ein Beitrag zur Stadtentwicklung, auch zur nachhaltigen Stadtentwicklung, was den Flächenverbrauch angeht. Ob das für den Energieverbrauch gilt, muss man sich angucken.“

Hochhäuser in U-Bahnnähe hält Gaebler für vertretbar

Grundsätzliche Bedenken gegen Hochhäuser in der Innenstadt und auch in der Nähe von U-Bahn-Tunneln hält Gaebler für falsch: „Hochhausbau ist technisch grundsätzlich lösbar, auch in U-Bahnnähe wie am Alexanderplatz“, sagte er. „Man muss dann aber sehr genau schauen, welche Vorsichtsmaßnahmen beim Bau zusätzlich notwendig sind, damit die bestehende Infrastruktur nicht beschädigt wird.“

Das Thema gilt in Berlin als umstritten, nachdem im Oktober 2022 der Verkehr auf der U2 am Alexanderplatz monatelang eingeschränkt werden musste. Bei einem Hochhausbau am Alex waren die benachbarten Tunnelröhren der U-Bahn einige Zentimeter abgesackt. Daraufhin wurden umfangreiche Stabilisierungsarbeiten im Tunnel der U2 notwendig. (dpa)

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