zum Hauptinhalt
Volles Haus: Am Mittwoch kamen Hunderte Geflüchtete zur Jobmesse.

© INES HASENAU / IHK

Jobmesse für Geflüchtete in Berlin: „Die Leute wissen genau, was sie wollen“

In Berlin suchen fast alle Betriebe Personal. Gleichzeitig gibt es 27.800 arbeitslose Geflüchtete in der Stadt. Eine Messe der Kammern und Jobcenter hat versucht, beide Seiten zusammenzubringen.

Ohne eine gemeinsame Sprache funktionieren im Beruf die einfachsten Dinge nicht. „Man muss sich verständigen können. Sonst sagt einer: Bring mir mal den Spaten – und der andere holt die Rohrzange“, erzählt Claudia Charrabé von der Firma Beton & Rohrbau aus Berlin-Moabit. Der Betrieb ist einer von mehr als 90 Ausstellern, die sich am Mittwoch auf der Jobmesse FuTog Berlin – kurz für „Future Together“ – neue Mitarbeitende suchte. Die Messe richtete sich speziell an arbeitslose Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung.

In Berlin gab es davon im August laut Daten der Bundesagentur für Arbeit rund 27.800 Personen, darunter waren 9600 Ukrainer:innen. Sie alle haben als anerkannte Flüchtlinge Anspruch auf Bürgergeld.

Eingeladen zu der Jobmesse hatten die zwölf Berliner Jobcenter, die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin und die Handwerkskammer (HWK) Berlin. Dass Sprache ein Schlüssel zur Integration sei, ist eine Binse, die auf der Messe etliche Male zu hören war. Belassen können es die Arbeitgeber bei der Klage über schlechtes Deutsch nicht. Wegen des Fachkräftemangels müssen sie selbst tätig werden, um ihre offenen Stellen nachzubesetzen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

So hat das Feinkostunternehmen Robert Lindner in seinen Küchen Bilder aufgehängt, die einzelne Arbeitsschritte illustrieren, zum Beispiel, welche Zutaten aufeinanderfolgen. „Dann kommen auch Schritt für Schritt die Deutschkenntnisse“, sagt der Personalleiter Sven Heuschkel. Die Firma hat 750 Mitarbeitende und sucht vor allem im Verkauf neue Leute. Ungelernte beschäftigt Robert Lindner als Hilfsarbeiter:innen. Der Betrieb ist nicht tarifgebunden, orientiert sich laut Heuschkel aber am Tarif. Einen Stundenlohn wollte er nicht nennen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Genaue Gehaltsvorstellungen

Die Geflüchteten wiederum wüssten genau, was sie wollten, erzählt Ronald Zobel, der bei der Umzugsfirma Zapf Ausbildungskoordinator ist. „Ein Kraftfahrer wollte 18 Euro pro Stunden haben. Die Leute haben genaue Gehaltsvorstellungen. Realistisch ist bei uns eher ein Einstiegsgehalt von 15 bis 16 Euro.“ Zapf könnte zehn bis 15 Azubis pro Jahr ausbilden, besetzt seien derzeit nur sieben Stellen. Noch bis November könnten Interessierte in das laufende Ausbildungsjahr einsteigen.

Um 12 Uhr, da ist die Messe gerade zwei Stunden alt, habe Zobel schon mit drei Leuten ein Vorstellungsgespräch vereinbart. Eine Quote, die ihn zufriedenstelle. Wütend macht ihn die Situation in den Sammelunterkünften: „Die Politik pfercht die Menschen in Unterkünfte, anstatt ihnen eine Arbeitserlaubnis zu geben.“ Auch wenn das Sprachniveau noch nicht auf B1 oder B2 sei, könnten Geflüchtete schon als Hilfsarbeiter:innen anfangen zu arbeiten. Zapf zum Beispiel sei sehr daran gelegen, seine Mitarbeitenden zu halten und weiterzubilden.

Aliasghar Saba, Personalreferent beim Pflegedienst KIS, betont ebenfalls, wie wichtig Sprachkenntnisse sind, um Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Es sei zwar „eine Illusion, dass alle Flüchtlinge Fachkräfte sind und die Sprache perfekt sprechen“, erzählt er. Doch seien die diversen Sprachkenntnisse der Geflüchteten auch eine Bereicherung, immerhin haben in der Hauptstadt rund 1,5 Millionen Einwohner:innen einen sogenannten Migrationshintergrund.

Doch nicht alle, die suchten, wurden auch fündig. Die Messe legte einen Schwerpunkt auf die Branchen Handel, Handwerk, Industrie, Verkehr und Logistik. Fatima Alghdir saß deshalb ein bisschen verloren auf einem Sofa herum. „Ich habe in Syrien Grundschullehramt studiert und möchte jetzt in einer Kita arbeiten“, sagt die 38-Jährige. Einen Arbeitgeber in diesem Bereich fand sie auf der Messe nicht. Alghdir hat jedoch einen Plan: Sie wolle eine Ausbildung zur Erzieherin machen, dafür muss sie noch den B2-Sprachkurs bestehen. Bis dahin werde sie sich einen Job als Hilfskraft suchen.

Zur Messe waren 2000 bis 3000 Menschen erwartet worden, eine realistische Prognose. Der Besuch der Jobmesse war keine Jobcenter-Maßnahme, alle Geflüchteten kamen freiwillig.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false