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Die Synagoge in der Oranienburger Straße ist das Zentrum des jüdischen Lebens in Berlin.

© dpa/Soeren Stache

Aber Rückgang in Berlin: Flucht vor Ukrainekrieg lässt jüdische Gemeinden in Deutschland wachsen

Rund 1400 Geflüchtete aus der Ukraine sind in Deutschland in jüdischen Gemeinden aufgenommen worden. Den rückläufigen Trend in Berlin konnten sie trotzdem nicht stoppen.

Die mehr als 100 jüdischen Gemeinden in Deutschland haben im Jahr 2022 eine große Zahl neuer Mitglieder bekommen. Hintergrund dafür ist vor allem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, vor dem auch viele Menschen jüdischen Glaubens geflohen sind, wie die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland jüngst in Frankfurt mitteilte.

Insgesamt hätten sich rund 1400 Geflüchtete aus diesem Gebiet einer jüdischen Gemeinde hierzulande angeschlossen. Damit stieg die Zahl der Mitglieder insgesamt auf 90.885. Im Jahr 2021 hatte die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinden in Deutschland noch bei 91.839 gelegen.

Der Rückgang geht den Angaben zufolge aber vor allem auf den zwischenzeitlichen Austritt der jüdischen Kultusgemeinde Mainz mit ihren rund 1000 Mitgliedern aus dem Dachverband zurück.

Zuwachs in Brandenburg, Rückgang in Berlin

Ein gemischtes Bild gab es in der Hauptstadtregion. Die Gemeinden in Brandenburg wuchsen 2022 leicht. Demnach waren Ende vergangenen Jahres 1691 Mitglieder registriert, eine Zunahme um 86 Mitglieder. Es wurden 108 Neuzugänge gezählt, 22 Menschen traten aus. 

92
Mitglieder weniger als im Vorjahr verzeichnete die jüdische Gemeinde Ende 2022 in Berlin

In Berlin hingegen sank die Zahl der Gemeindemitglieder leicht. 212 Zugängen standen 304 Abgänge gegenüber, ein Minus von 92 Mitgliedern. Grund dafür war die Altersstruktur. Zwar nahm auch die Hauptstadt-Gemeinde viele Geflüchtete auf, doch verzeichnete sie auch zahlreiche Todesfälle.

Erstmals seit 2006 positive Mitgliederentwicklung

Bundesweit habe es erstmals seit 2006 einen positiven Effekt bei der Mitgliederentwicklung gegeben, hieß es seitens der Zentralwohlfahrtsstelle. Von der Statistik sind nur Menschen jüdischen Glaubens erfasst, die sich bei einer Gemeinde registriert haben.

Die jüdischen Gemeinden in Deutschland seien für viele schutzsuchende Menschen aus der Ukraine ein sozialer Empfangsraum geworden, sagte der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle, Abraham Lehrer. Dies zeige, dass die Gemeinden neben den religiösen Angeboten auch elementar in der sozialen Daseinsvorsorge für jüdische Menschen seien.

Allerdings dürfe man sich auf der Entwicklung nicht ausruhen. „Der Trend der sinkenden Mitgliederzahlen wird sich fortsetzen und darauf sollten wir als Gemeinden und Dachverbände auch reagieren“, sagte Lehrer.

Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland ist nach eigenen Angaben der soziale Dachverband von 105 Gemeinden, darunter sind 99 in 17 Landesverbänden organisiert und sechs selbstständige Gemeinden. (Tsp, dpa)

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