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Genmutationen sind keine gute Verteidigung, wenn man nach einer Untersuchung von Gerichtsurteilen geht.

© Angelika Warmuth

Wissenschaft im Gerichtssaal: "Kriminelle Gene" überzeugen Richter nicht

Mandanten begehen Straftaten, weil sie bestimmte Genmutationen haben. Dieses, bei Verteidigern in den USA beliebte, Argument scheint wenig Wirkung zu zeigen.

Oft argumentieren Strafverteidiger in den USA mit Mutationen in Genen, die Aggressivität regulieren, um ihre Mandaten zu entlasten. Auf die Urteile von Berufungsgerichten habe das aber keinen Einfluss, schreiben Paul Appelbaum von der Columbia Universität und Nicholas Scurich von der Universität von Kalifornien in einem Kommentar im Fachblatt „Nature Human Behaviour“.

Genmutationen als Beweismittel für verminderte Schuldfähigkeit einzubringen, sei ein sterbender Trend. Mehrere Studien würden zeigen, dass Richter und Jury nicht darauf ansprechen. Zum einen werde die komplexe Wissenschaft vom Aggressionsverhalten von Laien oft nicht verstanden oder ignoriert.

Zum anderen werden Genmutationen als unzureichend angesehen, den freien Willen zu übertrumpfen – zumal Forscher bislang nicht erklären können, inwieweit Gene, Erziehung oder Hirnverletzungen zu einem bestimmten Verhalten beitragen.

Selbst wenn Richter und Jury die Vorbelastung eines Täters durch Genmutationen anerkennen, führt das nicht zu milderen Urteilen – aus Sorge um Folgetaten. Appelbaum plädiert, Genetik aus dem Gerichtsaal herauszuhalten, um zu „faireren Ergebnissen“ zu kommen.

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