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Nicht nur Energiefresser. Elektroautos können auch als mobile Energiespeicher dienen. (Symbolbild)

© imago images/STPP/via www.imago-images.de

Neue Studie: Potenzial von E-Autos als smarte Stromspeicher ist wohl geringer als vermutet

Ein flexibles, smartes Energienetz ist noch Zukunftsmusik. Wie viel können Akkus von E-Autos dazu beitragen? Frühere Studien haben ihr Potenzial offenbar grob überschätzt.

Woher wird unser Strom kommen, reicht er und wie speichern wir ihn? Bei der Energie- und Mobilitätswende sind die Herausforderungen klar. Auch für Lösungen gibt es zahlreiche Ideen: So könnten Elektroautos, die die meiste Zeit ohnehin nur herumstehen, als flexibler Zwischenspeicher für das Stromnetz dienen. Im ganzen Land verteilte Autobatterien sind allerdings eine schwer abschätzbare Netzkomponente, konkrete Zahlen zur Machbarkeit sind daher rar. 

Wie eine neue Studie nun zeigt, wurde das flexible Speichervermögen einer zukünftigen Flotte aus E-Autos in Deutschland stark überschätzt. Forscher unter anderem vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der TU Berlin und der Berliner Hertie School haben die zukünftig verfügbaren Kapazitäten realistisch zusammengerechnet: Ihr Szenario erreicht ein Potenzial von lediglich zehn Prozent früherer Prognosen, wie sie im Fachblatt „iScience“ erklären. 

Beim Versuch, das Ladeverhalten von Millionen Fahrzeugen einzeln zu simulieren, streiken aktuelle Computermodelle. Für Analysen halten daher in der Regel weniger als 200 vereinfachte „Profile“ her, die jeweils tausende E-Autos repräsentieren. Das sei viel zu wenig, schreiben die Autoren der aktuellen Studie: „Mehrere Tausend Einzelprofile sind für genaue Ergebnisse nötig“. Denn fasst man die Kapazitäten der Teilnehmer einfach zusammen, geht zum Beispiel die Information zur Verfügbarkeit des mobilen Stromspeichers verloren: Ein fahrendes Auto kann schließlich nicht gleichzeitig geladen werden.

6,2
Kilowattstunden Energie könnte jedes E-Auto der Allgemeinheit im Schnitt als mobiler Stromspeicher zur Verfügung stellen.

Die Autoren erstellten stattdessen 12.000 individuelle Profile, die eine Zeit lang Elektrizität aus dem Netz ziehen und sie dann als „virtuelle Energiespeicher“ zur Verfügung stellen. Auch Nutzerverhalten in Form von aktuellen Mobilitätsstatistiken floss in die Simulation ein. Das Ergebnis: Jedes Auto könnte der Allgemeinheit im Schnitt 6,2 Kilowattstunden Energie flexibel zur Verfügung stellen, gerade einmal ein Zehntel früherer Schätzungen.

Hochgerechnet auf 15 Millionen Elektroautos im Jahr 2030 ergibt sich jedoch immer noch ein Potenzial von insgesamt 93 Gigawattstunden – mehr als doppelt so viel, wie derzeit durch Pumpspeicher zur Verfügung stehen. Dieser Beitrag sei „signifikant für die allgemeine Systemstabilität“ schreiben die Autoren und veranschlagen 27 Milliarden Euro an Einsparungen für stationäre Batteriespeicher. 

Der Transportsektor ist ein großer Posten in der globalen CO₂-Bilanz. Er ist für 37 Prozent der Emissionen verantwortlich. Davon entfallen zwei Fünftel auf PKWs, eine Elektrifizierung gilt daher als sinnvoll. Das Stromnetz müsste dann einiges aushalten. Nach heutigem Stand der Technik würden 2030 etwa zehn Prozent der gesamten Elektrizität in Autoakkus fließen.

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