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Mosquirix klingt nach Auto aus Sowjetproduktion, ist aber ein Malaria-Impfstoff. Im Bild eine Krankenschwester in Malawi mit einer Dosis der Vakzine.

© IMAGO/Pond5 Images/Bearbeitung Tagesspiegel

Malaria, HIV, Dengue: Gelingt der Durchbruch bei der Impfstoffentwicklung?

Gegen viele Krankheiten gibt es seit Jahrzehnten gute Impfungen. Doch bei manchen klappt es bis heute schlecht oder gar nicht. Bringen Forschung und neue Techniken den Umschwung?

Von
  • Christof Geldmacher
  • Stefan Vieths
  • Kerstin Kling

Ohne Impfungen ist das Leben in modernen Gesellschaften heute kaum mehr vorstellbar. Könnten sich Krankheiten wie Pocken, Kinderlähmung oder Masern im Eng-an-Eng der Großstädte und erleichtert durch lokale, regionale und globale Mobilität so ausbreiten wie einst, herrschte wahrscheinlich ständig Ausnahmezustand.

Doch manche Krankheiten haben sich lange allen Versuchen widersetzt, gegen sie sichere und effektive Vakzine zu entwickeln, unter ihnen Malaria und Aids, aber auch die sich immer weiter verbreitende Borreliose.

Drei Fachleute erörten die Frage, ob neue Technologien und wissenschaftliche Erkenntnisse jetzt den Unterschied machen könnten. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Bürokratieabbau beschleunigt die Forschung

In letzter Zeit konnten bedeutende Erfolge in der Impfstoffforschung verzeichnet werden. Die Entwicklung RNA- und vektorbasierter SARS-CoV-2-Impfstoffe, die in „Lichtgeschwindigkeit“ zur Marktreife geführt wurden, waren bei der Eindämmung der Covid-19-Pandemie entscheidend.

Auch bei Impfstoffen gegen andere Infektionskrankheiten gab es bemerkenswerte Fortschritte: Beispiele sind das Denguefieber, die gefährliche Malaria, oder das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Auch im Kampf gegen Ebola wurden neue Impfstoffe entwickelt. Diese Fortschritte versprechen einen enormen Nutzen bei altbekannten und neu auftretenden Erregern. Jahrzehntelange und beharrliche Grundlagenforschung und klinische Studien, die trotz Rückschlägen und Risiken gemeistert wurden, haben diese Erfolge erst möglich gemacht.

Gute Rahmenbedingungen mit möglichst wenig Bürokratie – etwa hinsichtlich der derzeit sehr komplexen Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung – sowie internationale Zusammenarbeit begünstigen solche innovative Impfstoffentwicklung.


Das Problem bleiben die genetisch vielfältigen Erreger

Trotz der Erfolge in den letzten Jahren bleiben in der Impfstoffentwicklung große Herausforderungen bestehen, die vor allem in den Krankheitserregern begründet sind. So sorgt ihre genetische Variabilität dafür, dass manche Erreger einer vom Impfstoff erzeugten Immunantwort wieder entkommen können. Dann müssen Impfstoffe angepasst oder neu entwickelt werden.

Das gilt beispielsweise für Parasiten wie Plasmodien, die die Malaria hervorrufen und im Aufbau und im Lebenszyklus sehr komplex sind. Ähnlich ist die Situation bei HIV, gegen das seit Jahrzehnten an Impfstoffen geforscht wird. Dieses Virus verändert sich so schnell, dass sogar in jeder Patientin und jedem Patienten unterschiedliche Virusvarianten präsent sind.

Fortschritte in der Forschung, beispielsweise zur Genetik der Erreger oder auch bei modernen Technologien wie den mRNA-Impfstoffen, lassen aber hoffen, dass in absehbarer Zeit weitere erfolgreiche Schritte im Kampf gegen gefährliche Krankheitserreger gelingen.


Gerechtigkeit und Kommunikation sind mitentscheidend

Impfungen zählen zu den wirksamsten Präventionsmaßnahmen in der Medizin. Bis 2020 gab es in Deutschland Impfstoffe gegen circa zwei Dutzend Erreger. Neue Technologien ermöglichen eine schnellere Impfstoffentwicklung. Allein in den letzten Jahren wurden zwei neue Hepatitis B-Impfstoffe in Deutschland zugelassen. Zahlreiche weitere Impfstoffe sind in der Pipeline, unter anderem gegen Borrelien, Cytomegalie- oder Chikungunya-Viren.

Die richtigen Werkzeuge im Kampf gegen Infektionskrankheiten sind demnach vorhanden. Allerdings ist eine weltweit gerechte Verfügbarkeit und der optimale Einsatz dieser Werkzeuge ebenso wichtig für den Erfolg wie ihre Entwicklung. Impfkommissionen sprechen unter Berücksichtigung epidemiologischer und weiterer spezifischer Faktoren Empfehlungen für die bestmögliche Impfstrategie in der jeweiligen Bevölkerung aus.

Für den Nutzen von Impfungen ist aber auch die Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend, die von vielen Faktoren abhängig ist. Gute Kommunikation kann maßgeblich zur Akzeptanz beitragen.

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