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„Kevin - Allein zu Haus“.

© imago images / United Archives/United Archives / kpa Publicity

Heute vor 33 Jahren: Warum wir uns immer wieder dieselben Filme anschauen

Die Komödie „Kevin – Allein zu Haus” zählt zu den Filmen, die viele in- und auswendig kennen und trotzdem gerne nochmal ansehen. Wieso eigentlich, wenn wir doch etliche neuere Filme und Serien streamen könnten?

Eine Kolumne von Leonie Fischer

Harry Potter, Friends oder Gilmore Girls – es gibt Filme und Serien, die viele immer wieder schauen. Doch wieso entscheiden sie sich wiederholt für dasselbe, wenn sie heutzutage doch etliche andere Filme und Serien streamen könnten?

Es kann gerade dann als belastend empfunden werden, eine Entscheidung treffen zu müssen, wenn die Auswahl groß ist. Diese Theorie, die „Paradox der Wahlmöglichkeiten” genannt wird, vertritt der US-amerikanische Psychologe Barry Schwartz. Als Reaktion auf das Überangebot der Streaming-Plattformen könnten wir uns deswegen öfter für Filme und Serien entscheiden, die wir schon kennen.

Eine Studie der Psychologie-Professorin Jaye Derrick kam ebenfalls zu dem Ergebnis, dass erschöpfte Studierende lieber vertraute als unbekannte fiktive Welten aufsuchen – und sich danach besser fühlen.

Eine dieser vertrauten Welten feierte am 10. November 1990, heute vor 33 Jahren, Weltpremiere in den USA: „Kevin – Allein zu Haus”. Der Film erzählt die Geschichte vom jungen Kevin McCallister, der von seiner Familie über Weihnachten versehentlich allein zu Hause vergessen wird und sein Elternhaus gegen zwei Einbrecher verteidigen muss. Er ist eine der erfolgreichsten Komödien seiner Zeit und machte Drehbuchautor John Hughes und Hauptdarsteller Macaulay Culkin weltweit berühmt.

Zum Erfolg könnte beitragen haben, dass sich zwischen Filmcharakteren wie Kevin und Zuschauer:innen parasoziale Beziehungen aufbauen können. Der Begriff stammt aus den 1950er Jahren und beschreibt eine eher einseitige Bindung von Rezipient:innen zu fiktiven und realen Charakteren aus Kino und Fernsehen.

Durch Gewohnheit, also auch durch das wiederholte Anschauen, kann diese emotionale Bindung gefestigt werden. Sie kann sogar ein Gefühl der Zugehörigkeit auslösen. Verhaltensforscherin Marina Rain und Psychologieprofessor Raymond Mar gehen in einer Studie von 2021 ebenfalls davon aus, dass fiktionale Charaktere zwischenmenschliche Intimität vermitteln können.

Wir gucken „Kevin – Allein zu Haus” also gern, weil wir wissen, was uns erwartet und es sich ein bisschen so anfühlt, als würden wir einen alten Freund treffen. Dass es vielen Deutschen so geht, zeigt die Fernsehausstrahlung an Heiligabend im vergangenen Jahr: Mit 2,67 Millionen Zuschauer:innen war die Komödie der meistgesehene Film des Abends.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

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