zum Hauptinhalt
In Fusionsreaktoren sollen Wasserstoffatome verschmolzen und die dabei frei werdende Energie abgeleitet werden.

© Getty Images/iStockphoto/Dragon Claws

Diskussion um Forschungsreaktoren: Ist Kernfusion die Energiequelle der Zukunft?

Kernfusion soll Strom in riesigen Mengen liefern – und klimaneutral. Ob die Forschungsförderung Reaktoren ans Netz bringen wird, ist ungewiss. Sicher würde es weiterer umfangreicher Förderung bedürfen.

Der Energiebedarf der Gesellschaft ist groß und wird voraussichtlich weiter wachsen. Kernfusionsreaktoren sollen die großen Energiemengen, die bei der Verschmelzung von Atomkernen frei werden, für Menschen nutzbar machen, am besten einfach aus der Steckdose. In unserer Serie „3 auf 1“ schätzen drei Fachleute das Potenzial der Kernfusion ein.

Alle bisherigen Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Wir müssen jetzt investieren, weil wir Kernfusion brauchen werden

Stellen Sie sich vor, Sie könnten mit einem Kilogramm Brennstoff den jährlichen Energiebedarf von 1000 Menschen decken. Dieser Brennstoff wäre quasi unbegrenzt verfügbar. Und bei der Energieerzeugung würden keine klimaschädlichen Gase entstehen. Was nach einem unerfüllbaren Traum klingt, kann durch Kernfusion Wirklichkeit werden.

Kurzfristig wird uns diese Option nicht zur Verfügung stehen, um die globale Erwärmung zu stoppen. Deshalb müssen wir erneuerbare Energiequellen weiter forcieren. Wer allerdings glaubt, der Umbau des Energiesystems sei 2050 abgeschlossen, irrt sich.

Der Hunger nach Energie wird weiterwachsen – weil die Weltbevölkerung zunimmt und Milliarden Menschen nach Wohlstand streben, den Mitteleuropäer als selbstverständlich erachten. Nur mit Erneuerbaren wird sich dieser Bedarf nicht decken lassen.

Darum kann es nicht die eine Energiequelle der Zukunft geben. Wir brauchen einen klimaneutralen Mix. Kernfusion kann zuverlässig dazu beitragen. Aber nur wenn wir jetzt in sie investieren, wird sie uns zur Verfügung stehen, wenn wir sie wirklich brauchen.


Die Kernfusionsforschung wird ihr Versprechen nie halten

Die Kernfusion ist ein Forschungsflop. Wir werden in den nächsten 70 Jahren weiterhin keine kommerzielle Energie daraus gewinnen. Die technologischen Hürden sind unüberwindbar.

In den vergangenen siebzig Jahren wurde der mit Abstand größte Teil aller öffentlichen Fördermittel für Energieforschung in die Kernfusion gesteckt. Sie hat aber bis heute keine einzige Kilowattstunde Strom erzeugt. Dagegen wurden die erneuerbaren Energien nur minimal gefördert und produzieren in Deutschland schon rund die Hälfte des Stroms.

Die Kernfusionsforschung hat keine Lösungen für das Problem der ersten Wand, die Innenauskleidung von Reaktoren. Diese muss nicht nur extremer Temperatur und Druck standhalten, sondern auch Neutronenbeschuss. Diese Teilchen werden im Reaktor in großer Menge freigesetzt und sie verändern jedes Material, auf das sie treffen, machen es instabil und teilweise radioaktiv. Die erste Wand müsste also alle paar Wochen oder Monate ausgewechselt werden, es würden große Mengen radioaktiven Mülls entstehen.

Die Kernfusion wird die Versprechungen der Forschung nie halten.


Kernfusion kann ökonomisch nicht gegen Erneuerbare bestehen

Kernfusion ist eindeutig nicht die Energiequelle der Zukunft. Denn dafür braucht man Tritium als Hauptbrennstoff und das ist radioaktiv. Bei der Kernfusion werden darüber hinaus Milliarden von Milliarden Neutronen frei, die sausen durch jede Wand und verbinden sich mit den Atomkernen von anderen Elementen. Dabei kann wieder Radioaktivität entstehen. So zu tun, als ob es eine saubere Art von Energieerzeugung sei, ist also ganz großer Quatsch.

Außerdem weiß jeder: Es gibt immer die Äußerungen „in 30 Jahren sind wir so weit“. Und nach 30 Jahren heißt es dann „wir brauchen noch mal 30 Jahre“. Warum die Bundeswissenschaftsministerin Kernfusion für die große Lösung hält, ist mir deshalb schleierhaft, und ich bin immerhin studierter Physiker.

Im Zweifelsfall wird Kernfusion auch teuer sein. Viel teurer als Fotovoltaik. Selbst wenn die technischen Probleme gelöst würden, könnte ein Fusionsreaktor deshalb ökonomisch nicht gegen erneuerbare Energien bestehen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false