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„Wir können was dafür, wenn wir nichts dagegen tun!“ steht auf einem Plakat in der Demonstration gegen Rechtsextremismus.

© dpa/Jonas Walzberg

Demos gegen Rechtsextremismus: Teilnehmer spüren neues Gefühl von Handlungsmacht

Seit Wochen gehen überall in Deutschland Menschen auf die Straße, um gegen rechts zu demonstrieren. Eine Studie liefert jetzt erste Ansätze dafür, was die Beteiligten bewegt.

Die derzeitigen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus vermitteln den Teilnehmern einer Studie zufolge ein Gefühl von Handlungsmacht und Zusammengehörigkeit. Die meisten Demonstrierenden und ihre Sympathisanten hoffen demzufolge, dass aus den Demonstrationen eine konstante „Bürgerwelle“ hervorgeht, die nicht nur gegen Rechtsextremismus aufsteht, sondern gegen alles, was in der Politik schiefläuft.

61 Prozent der Bevölkerung ab 18 Jahren stimmen demnach der Aussage zu, dass die Demonstrationen ihnen das Gefühl geben, es bewege sich etwas in Deutschland. 29 Prozent wollen sich auch künftig an Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie beteiligen.

Für die am Mittwoch in Köln vorgestellte Studie befragte das Kölner Rheingold-Institut Ende Januar mehr als 1000 Personen online und 26 Personen ausführlich in Tiefeninterviews. Die Ergebnisse der Online-Befragung sind den Angaben zufolge repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.

Demonstrierende beschreiben, wie sie dadurch aus ihrer Lethargie und passiv-resignativen Stimmung gerissen wurden, die sie angesichts der multiplen Krisen der letzten Monate verspürt haben.

Psychologe und Institutsleiter Stephan Grünewald

Die Berichte über die Potsdamer Konferenz mit ihren „Remigration“-Fantasien seien für viele Bürgerinnen und Bürger eine Art Weckruf gewesen.

„Demonstrierende beschreiben, wie sie dadurch aus ihrer Lethargie und passiv-resignativen Stimmung gerissen wurden, die sie angesichts der multiplen Krisen der letzten Monate verspürt haben“, sagte der Psychologe und Institutsleiter Stephan Grünewald. 67 Prozent der Befragten im repräsentativen Teil der Studie vertreten die Auffassung, dass die Kundgebungen auch ein „Weckruf für die Politik“ sind.

Auslöser der seit mehr als zwei Wochen andauernden Proteste war ein Bericht des Medienhauses Correctiv über ein Treffen von Rechtsradikalen in einer Potsdamer Villa vom 25. November. An dem Treffen hatten auch mehrere AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen.

Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte in Potsdam nach eigenen Angaben über „Remigration“ gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. (dpa)

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