zum Hauptinhalt
Zwei Hände, offenes Buch und Läufer. Kunst-Collage.

© stock.adobe.com/SvetaZi

„Aber für Frauen gilt mehr“: Ein Ratgeber für die Uni-Karriere

Im akademischen System gibt es viele ungeschriebene Gesetze. Für einen reibungslosen Start in die wissenschaftliche Karriere gibt es jetzt ein Handbuch mit allerlei Tipps und Tricks.

Das Hochschulsystem gleicht einem Dschungel. Bis zum Master führt die Hochschule ihre Studierenden in der Regel noch, doch spätestens danach herrscht bei vielen große Unsicherheit. Viel Insiderwissen kursiert zwischen Tür und Angel, Geheimtipps werden von Jahrgang zu Jahrgang weitergegeben, akademische Umgangsformen über Jahre mühsam von den Betreuern abgeschaut.

Kai Noeske, Benjamin Rott und Katrin Hille haben das Problem erkannt und eine Lösung entwickelt: einen „Survival Guide Wissenschaft“ mit „(Über-)Lebenstipps für akademische Karrieren“. Das handliche Buch liefert alles, was Studierende zu Beginn ihrer Karriere wissen müssen und ist eine Abkürzung zu einer erfolgreichen wissenschaftlichen Karriere.

In zwei Teilen und 20 Kapiteln decken die Autor:innen ab, ob eine Promotion überhaupt in Frage kommt oder wie man erfolgreich in die Professur startet. Für alle, die es eilig haben: Jedes Kapitel endet mit einer kompakten Zusammenfassung.

36 Prozent
des wissenschaftlichen Nachwuchses schon einmal wegen einer Depression professionelle Hilfe in Anspruch genommen.

Der erste Teil „Auf dem Weg in die Wissenschaft“ skizziert die verschiedenen Stationen einer wissenschaftlichen Karriere: Promotion, Postdoc, Professur – und auch die Alternative, aus der Wissenschaft auszusteigen. Akademiker:innen kennen die Zweifel: Wenn ich die Wissenschaft verlasse, bin ich dann noch Wissenschaftler:in? Der beruhigende Spoiler: Ja, das bist du.

Was zur schonungslosen Wahrheit der akademischen Karriere gehört

Im zweiten Teil präsentieren die Autor:innen den „wissenschaftlichen Werkzeugkoffer“ mit Tipps zur Literaturrecherche, Work-Life-Balance, Konferenzetikette, dem akademischen Nomadenleben, Publikationsdruck, Drittmittelanträgen und vielem mehr. Vieles davon haben Nachwuchswissenschaftler:innen schon einmal gehört und erfahren im Buch, was sich tatsächlich noch dahinter verbirgt.

Die drei Autor:innen kennen sich aus in der Forschungswelt: Noeske ist Astrophysiker, Rott Professor für Mathematik und Didaktik und Hille Kognitionspsychologin. Und es ist erstaunlich: Ob Physik oder Psychologie, die Herausforderungen einer akademischen Karriere scheinen doch über verschiedene Disziplinen hinweg doch so ähnlich.

Noeske, Rott und Hille verschweigen nichts - auch nicht die negativen Seiten einer wissenschaftlichen Karriere. Denn die werden vielen erst bewusst, wenn sie schon mittendrin stecken. Zum Beispiel, dass 50-Prozent-Stellen in der Regel trotzdem 100 Prozent Arbeit bedeuten. Oder, dass ein Stipendium, um die Arbeitsstelle zu finanzieren, auch bedeutet, dass Forschende sich selbst versichern müssen und nicht in die Rentenkasse einzahlen.

Oder, dass 36 Prozent des wissenschaftlichen Nachwuchses schon einmal wegen einer Depression professionelle Hilfe in Anspruch genommen haben. Und auch die problematische Dauerbefristung von wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen diskutieren die Autor:innen ausführlich.

An wen richtet sich das Buch? Alle Inhalte des Buches gelten für Wissenschaftler:innen aller Disziplinen. Aber: „Für Frauen gilt noch mehr“, schreiben die Autor:innen. Sie legen den Fokus explizit auf Wissenschaftlerinnen: Das Buch enthält Anekdoten und empirische Berichte, die deutlich machen, wie sehr Frauen in der Wissenschaft immer noch benachteiligt werden.

Das Buch ist vor allem jungen Nachwuchswissenschaftler:innen zu empfehlen, etwa Masterstudierenden, die sich einen Überblick über das akademische System verschaffen wollen. Hat man seine Promotion bereits abgeschlossen, bietet das Buch wenig neue Erkenntnisse und lohnt sich allenfalls, wenn man eine Professur anstrebt. Aber gerade für diese Zielgruppen ist das Buch eine Must-Read für den Karrierestart.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false