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Roboter-Audi. Ein mit 20 Sensoren ausgerüstetes Fahrzeug des Modells A7 mit dem Spitznamen „Jack“ fährt in zwei Tagen die Strecke vom Entwicklungslabor im kalifornischen Silicon Valley zur Messestadt Las Vegas – der Fahrersitz bleibt dabei leer.

© dpa

Daten auf Rädern: Wie das vernetzte Auto Wirklichkeit wird

Ein Audi fährt 900 Kilometer ohne Fahrer zur US-Elektromesse CES. Doch nicht nur Autohersteller arbeiten an der Mobilität der Zukunft. Datenschützer betrachten das mit Argwohn.

Im Spielerparadies Las Vegas stehlen Autobosse den Glücksrittern die Show: Zur Technikmesse CES, die an diesem Dienstag eröffnet wird, lässt Audi einen A7 („Jack“) aus dem Silicon Valley anreisen. Der Clou: Das Auto fährt automatisch, einen Fahrer gibt es nicht.

Die Hälfte der 900 Kilometer langen Strecke hatte der Audi, der mit 20 Sensoren und modernster Software vollgestopft wurde, bis Sonntagabend geschafft. Kommt er unfallfrei in Las Vegas an, hat die VW-Tochter demonstriert, dass sie bei einem der wichtigsten Themen der Branche Trendsetter ist: beim automatisierten Fahren, Big Data auf Rädern, das total vernetzte Auto.

Mercedes, BMW, Volvo, Nissan - alle experimentieren

Vorreiter wollen freilich auch andere sein: Daimler präsentierte schon auf der IAA 2013 eine automatisierte S-Klasse, mit der sich Konzernchef Dieter Zetsche auf die Bühne chauffieren ließ – ohne Chauffeur. Zuvor hatte die Limousine die rund 100 Kilometer lange Strecke von Mannheim nach Pforzheim bewältigt, auf der vor 127 Jahren Bertha Benz ins automobilie Zeitalter aufgebrochen war.

Der schwedische Autobauer Volvo plant ab 2017 in Göteborg einen Großversuch mit 100 autonom fahrenden Autos. Auch BMW, Nissan und andere forschen und experimentieren.

Mehr Umsatz in Milliardenhöhe

Matthias Wissmann, Präsident des Autoverbandes VDA, spricht von der „interessantesten Revolution rund ums Auto“ und sieht die Deutschen „auf dem Fahrersitz“. Doch bis die selbst fahrenden Audis und Mercedes’ regulär auf der Straße rollen, vergehen noch mindestens 15 Jahre, schätzt das Beratungsunternehmen Roland Berger.

Dann aber, ab 2030, seien ganz neue Geschäftsmodelle möglich: Der weltweite Markt für Komponenten wie Kameras, Sensoren oder Kommunikationssysteme werde „ein zusätzliches Umsatzvolumen von 30 bis 40 Milliarden Dollar erreichen“. Weitere Umsätze in Höhe von zehn bis 20 Milliarden Dollar könnten durch hochentwickelte Software und ähnliche Produkte generiert werden.

Google und Apple wollen auf den Fahrersitz

Hinter dem Milliardenmarkt stehen riesige Datenmengen, über deren Schutz, Verwertung und Eigentum bereits heute gestritten wird. Denn Google, Apple & Co. haben ebenso wie die Autoindustrie großes Interesse daran, „auf dem Fahrersitz“ die Entwicklung zu steuern. So tüftelt Google schon seit langem am selbst fahrenden Auto. Die kleine Kugel auf vier Rädern, die der Internetkonzern zu Testzwecken durch die Gegend rollen lässt, ist in Augen von Experten kein Angriff auf die klassische Autoindustrie.

Google und Apple wollen vor allem mit ihren mobilen Betriebssystemen Android und iOS in die Fahrzeuge der Hersteller“, sagt Digitalexperte Ralf Kaumanns. Insbesondere Google habe viele Produkte, die auf Geo- und Bewegungsdaten basieren, sei finanziell an Uber und anderen Taxi-Apps beteiligt.

Datenschützer: Gesetzgeber muss reagieren

Datenschützer sehen am vernetzten Auto durchaus gute Seiten. So will die EU Autobauer in die Pflicht nehmen, Neufahrzeuge mit einem E-Call genannten System auszustatten, das bei Auslösen des Airbags einen Notruf absetzt. Gleichzeitig sehen die Fachleute den Gesetzgeber am Zug. „Die Automation bei Kraftfahrzeugen schafft ein gewaltiges neues Geschäftsfeld“, sagt der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar. Das Spektrum reiche von Versicherern über Werkstätten und Arztnotdiensten bis hin zu Werbewirtschaft und Behörden. Der Datenschutz sei hier aber nicht hinlänglich geregelt.

Für Versicherer ist das fahrerlose Auto noch „Zukunftsmusik“. Eines verspricht der Verband GDV Autohaltern schon heute – „auch Autos ohne Fahrer werden künftig eine Haftpflichtversicherung bekommen“, versichert der Verband. mit hej

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