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Ein zehn Jahre altes Mädchen steht in abgetragener Kleidung ohne Schuhe in einem Hinterhof in Hamburg.

© Christian Hager/dpa

Flüchtlinge: Studie: Kinderarmut in Deutschland durch Zuwanderung gestiegen

Für einheimische Kinder sei das Armutsrisiko in den vergangenen Jahren dagegen "praktisch unverändert geblieben", heißt es in der Studie.

Der Zuzug minderjähriger Flüchtlinge hat einer Studie zufolge zu einem leichten Anstieg der Kinderarmut in Deutschland geführt. Von 2014 auf 2015 stieg der Gesamtzahl der als arm geltenden Kinder und Jugendlichen um 77.000 auf 2,55 Millionen, wie die von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Dienstag vorgelegte Untersuchung ergab. Damit stieg der Anteil an allen Kindern um 0,7 Punkte auf 19,7 Prozent. Die Experten des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Böckler-Stiftung stellten in ihrer Untersuchung fest, dass nur in der Gruppe der in den vergangenen Jahren eingewanderten Minderjährigen der Anteil der als arm geltenden Kinder massiv anstieg. Die Quote vergrößerte sich demnach von 2011 bis 2015 von 35,7 Prozent auf 48,9 Prozent. Dies lege nahe, dass "der gesamte Zuwachs der Kinderarmut auf das hohe Armutsrisiko" der in den fünf Jahren eingewanderten Menschen unter 18 Jahren zurückzuführen sei, heißt es in der Untersuchung.

Das Armutsrisiko von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland geboren wurden, veränderte sich demnach seit Beginn der starken Zuwanderung von Flüchtlingen dagegen kaum. Bei Kindern ohne Migrationshintergrund gab es sogar zuletzt einen leichten Rückgang. "Der Anstieg der Kinderarmut durch die Flüchtlingseinwanderung ist damit an den einheimischen Kindern spurlos vorübergegangen", erklärte WSI-Experte Eric Seils. Angesichts des hohen Armutsrisikos eingewanderter Kinder verwies er darauf, kurzfristig komme es vor allem darauf an, dass sie nun in Sicherheit seien.

Weniger als 1978 Euro im Monat

Längerfristig bestehe die Herausforderung darin, dass die Eltern eine Arbeit fänden, die der gesamten Familie "ein Leben über der Armutsgrenze" ermögliche. Dies gehe nur mit "intensiver Qualifizierung". Als arm gelten laut der Untersuchung Haushalte, deren Einkommen sich auf weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens beläuft. Für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren lag die Armutsschwelle demnach im Jahr 2015 bei einem verfügbaren Nettoeinkommen von weniger als 1978 Euro im Monat. Die Armutsquoten sind laut den Berechnungen der WSI-Experten auch regional sehr unterschiedlich.

Am stärksten verbreitet ist demnach Kinderarmut in Bremen mit 34,2 Prozent, in Berlin mit 29,8 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern mit 29 Prozent. Die geringsten Quoten gibt es im Süden Deutschlands. Die niedrigsten Zahlen weisen die Regierungsbezirke Oberbayern mit zehn Prozent, Tübingen mit 10,6 Prozent und die Oberpfalz mit elf Prozent auf. In 13 von 16 Bundesländern stieg die Armutsquote zwischen 2014 und 2015 an.

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen gab es dagegen einen Rückgang um 0,7 Punkte auf 22,9 Prozent. Auch in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt sanken die Anteile. Das Armutsrisiko für Kinder ist nach wie vor im Osten deutlich stärker als im Westen. Während die Armutsquote in Ostdeutschland bei durchschnittlich 26 Prozent lag, betrug sie in Westdeutschland 18,3 Prozent. (AFP)

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