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Noch gibt es in den meisten Supermärkten Personal, das kassiert. Doch die Zahl der SB-Kassen wächst.

© Gestaltung:Tagesspiegel/Foto: imago/Rolf Poss

Self-Checkout: Wann werden Kassierer im Supermarkt überflüssig?

Am Ende des Wocheneinkaufs selbst einscannen: Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist dies in immer mehr Supermärkten Realität. Drei Experten erklären, was das für die Zukunft des Berufes bedeutet.

Noch gibt es in den meisten Supermärkten Personal, das kassiert. Doch Automatisierung, Digitalisierung und der zunehmende Einfluss Künstlicher Intelligenz wird den Arbeitsmarkt verändern – auch im Handel. Die Zahl der SB-Kassen wächst. Sehen wir den Anfang vom Ende des Kassierer-Berufes?

In unserer Reihe „3 auf 1“ geben drei Experten Antworten. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Kassierer:innen werden in den kommenden Jahren überflüssig

Seit fast zwei Jahren legt der Lebensmitteleinzelhandel einen realen Umsatzrückgang hin. Zwar vermeldete das Statistische Bundesamt per Ende August für 2023 noch ein nominales Plus von immerhin 7,0 Prozent. Dieses entspricht aufgrund der hohen Preissteigerungen bei Food jedoch einem realen Umsatzrückgang von 5,0 Prozent, und das nach bereits real minus 5,0 Prozent in 2022.

Der dadurch verursachte Umsatz- und Kostendruck dürfte dazu geführt haben, dass der Self-Checkout breitflächig in den Test genommen wird, und zwar bei Rewe, Edeka und Aldi. Smart Stores und Vending, also unbemannte Stores wie bei Tegut mit Teo oder bei Edeka mit der Smartbox sind Megatrend.

Dieser scheint bei den Filialisten im Non-Food-Sektor bereits zu funktionieren. So können Kunden per App bereits seit Mitte 2021 bei Thalia bezahlen. Scan & Go oder Pick & Go sind mittlerweile auch bei Zara, Ikea, Decathlon oder DM möglich.

5,0
Prozent betrug der reale Umsatzrückgang im Lebensmitteleinzelhandel im Jahr 2022.

Non-Food-Filialisten möchten die durch den Self-Checkout frei werdenden Personalressourcen überwiegend für mehr Beratung und Service nutzen. Bei den Supermärkten ist Selbstbedienung üblich.

Insofern ist zu erwarten, dass dort in den nächsten Jahren Kassierer:innen überflüssig werden, zumal diese aufgrund des Arbeitskräftemangels ohnehin schwer zu finden sind.


Der Arbeitsplatz wird sich grundlegend wandeln

Handel ist Wandel: Die Veränderung der Kassenorganisation ist ebenso wie Sortimentsanpassungen oder ladenbauliche Umgestaltungen im Sinne der Kundenwünsche. SB-Kassen bieten dem Kunden verkürzte Wartezeiten, Nutzung moderner Technologien und beim Self-Scanning sogar mehr Bequemlichkeit durch Vermeidung des Umpackens.

Kassierer:innen werden nicht obsolet, aber der Arbeitsplatz wandelt sich: Aktive Kundenunterstützung, Alterskontrollen und nicht zuletzt Diebstahlprävention erfordern menschliche Fähigkeiten, die durch Technik nur partiell zu ersetzen sind.

Der aktuelle Personalmangel im Einzelhandel verbunden mit langen Öffnungszeiten befördert Self-Checkout-Angebote. Sie entlasten auch das vorhandene Personal. Self-Checkout (SCO) ist ein ergänzender Kundenservice ohne Zwang zur Nutzung, denn die Wahlfreiheit – bediente oder selbstbediente Kassen zu nutzen – besteht nach wie vor.

Ja, Selbstbedienungskassen sind ein Fortschritt, Kassierer:innen an bedienten Kassen werden aber ebenso wie Assistent:innen in SCO-Bereichen in einem absehbaren Zeitraum niemals überflüssig! 


Berufe verschwinden – aber die Arbeit geht uns nicht aus

An der Supermarktkasse ist der Zukunft der Arbeit hautnah mitzuerleben: In vielen Märkten können wir zwischen einem unpersönlichen Self-Checkout und einem „klassischen“ Bezahlvorgang bei einer (meist) freundlichen menschlichen Arbeitskraft wählen.

Vor allem die Zeitersparnis (aus Verbrauchersicht) und die Kostenersparnis (aus betrieblicher Sicht) sind schlagende Argumente für den Self-Checkout, weshalb es immer weniger Kassierer:innen gibt. Ob und wie schnell dieser Beruf ganz verschwindet, liegt auch an unserer Zahlungsbereitschaft für persönlichen Kontakt.

Dass die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel dennoch eher steigt, ist bezeichnend für den Wandel der Arbeitswelt: Berufe verschwinden, Tätigkeiten wandeln sich – aber die Arbeit geht uns nicht aus.

Denn der technische Fortschritt schafft viele neue Jobs. Arbeits- und Fachkräfte sind auch deshalb knapp, und Beschäftigte müssen künftig vermehrt dort arbeiten, wo sie produktiver sind – und das ist nicht mehr an der Supermarktkasse.

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