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Die Deutschen investieren immer noch gerne in Gold.

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Niedriger Goldpreis: Der Goldpreis fällt und fällt

Der Preis des Edelmetalls ist deutlich gefallen. Lesen Sie hier, was das für Anleger bedeutet.

Das Gold hat seinen Glanz verloren. Lag der Preis je Feinunze im September 2011 noch auf einem Allzeithoch von 1920 Dollar, liegt er mittlerweile nur noch bei 1092 Dollar. Erst am Montag ist das Edelmetall auf ein neues Fünfjahrestief gefallen. Damit hat das Metall seit seinem Hoch etwa 42 Prozent an Wert eingebüßt. Vermutlich waren es vor allem große Verkaufsaufträge aus Schanghai, die diesen ungewöhnlichen Minicrash ausgelöst haben: Die Rede war von 33 Tonnen, von denen die Besitzer sich trennen wollten. Auch in New York warfen Händler binnen weniger Minuten weitere Kontrakte über 24 Tonnen Gold auf den Markt. Ist das der Beginn einer Krise? Oder lohnt sich der Einstieg nun erst recht?

Die US-Notenbank will die Leitzinsen in diesem Jahr erhöhen

Während im Internet Verschwörungstheorien die Runde machen, Händler und Banken wollten den Goldpreis bewusst drücken, nennen Goldexperten eine Reihe von fundamentalen Gründen für die sinkenden Preise. So hat die Chefin der US-Notenbank, Janet Yellen, kurz vor dem Preissturz angekündigt, sie werde die Leitzinsen in den USA in diesem Jahr wieder erhöhen. Für Goldanleger bedeutet das: Dollar-Anlagen werden besser verzinst und damit attraktiver. Gold erhält damit im Dollar auch für sehr konservative Anleger eine verlässlich verzinste Alternative, denn das Edelmetall wirft ja keinerlei regelmäßige Renditen ab.

Chinas Goldreserven sind kleiner als erwartet

Zweitens hatte China erst am vergangenen Wochenende einen Blick in seine Goldreserven gewährt. 1658 Tonnen besitzt der Staat, der damit seit 2009 jedes Jahr etwa 100 Tonnen zugekauft hat – deutlich weniger, als von den Goldoptimisten erhofft. Zum Vergleich: Die USA verfügen mit 8133 Tonnen über den größten Goldschatz, gefolgt von Deutschland mit 3383 Tonnen. China werde in Zukunft den Goldpreis nicht retten, hieß es bei Goldman Sachs, die ihr Kursziel von 1050 Dollar in den nächsten zwölf Monaten nach dem Ausverkauf erneuerten.

Die Nachfrage nach Gold ist geschrumpft

Gegen steigende Goldpreise spricht außerdem das derzeitige Verhältnis von Angebot und Nachfrage: Während die Goldminen ihr Angebot leicht erhöht hatten, ist die Nachfrage geschrumpft. Nach Angaben des World Gold Council (WGC) schwächeln die Käufe der Schmuckindustrie, dem größten Abnehmer von Gold. 600 Tonnen waren im ersten Quartal 2015 nachgefragt, drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Auch die Käufer von Münzen und Barren, traditionell die treuesten Goldfans, hielten sich zurück. In New York und Australien, einem großen Goldproduzenten, gingen die Münz-Verkäufe im Mai und Juni um bis zu 35 Prozent zurück.

Die Deutschen kaufen viel Gold

In Deutschland wird Gold dagegen deutlich positiver bewertet. Nach WGC-Daten rangieren deutsche Kunden hinter China und Indien auf Platz drei in der Weltrangliste der Käufer von Münzen und Barren. Auch eine repräsentative Umfrage von Forsa im Auftrag des Goldhändlers Pro Aurum bestätigte dies: Gefragt nach der Geldanlage, die nach mindestens drei Jahren den höchsten Gewinn erzielen werde, landete das Edelmetall zum fünften Mal in Folge ganz oben. Aktuell liege die Nachfrage „etwa 40 bis 50 Prozent über der des Vorjahres“, sagt Benjamin Summa, Unternehmenssprecher von Pro Aurum. Erstmals seit längerer Zeit hätten sich in den Filialen wieder Käuferschlangen gebildet. Im Schnitt investierten die Kunden 7000 bis 8000 Euro in Gold, je zur Hälfte in Barren und Münzen. Summa: „Die Kunden sehen jetzt Einstiegspreise.“ Vor allem die Sorge um ausufernde Staatsschulden und steigende Inflation bewege die Kunden zu Gold-Käufen.

Durch den steigenden Dollar ist Gold für Käufer nicht günstig

Allerdings: Durch den steigenden Dollar ist Gold für Käufer nicht günstig. In Euro gemessen notiert das Edelmetall 2,9 Prozent höher als vor einem Jahr, sodass Euro-Anleger binnen eines Jahres umgekehrt auch dieses Plus einfahren konnten. Auf Sicht von drei Jahren ist der Goldpreis jedoch auch in Euro um knapp 25 Prozent geschrumpft. In Dollar gemessen liegt das Dreijahresminus bei gut 31 Prozent. Goldskeptiker geben zudem zu bedenken, dass der Preis für das Metall trotz aller geopolitischen und finanziellen Krisen der vergangenen Monate und Jahre gefallen sei. Auch die griechische Krise habe dem Gold nicht zur Stärke verhelfen können. Allerdings registrierten Münzhändler in Deutschland und Großbritannien seit dem Wahlsieg der linksgerichteten Syriza im Januar massiv verstärkte Goldkäufe griechischer Kunden.

Analysten glauben nicht an eine schnelle Erholung des Preises

Banken und Analysten glauben derweil nicht an eine schnelle Erholung des Preises: MM Warburg etwa empfiehlt Gold "Aktuell nur Anhängern von Weltuntergangsszenarien". ABN Amro glaubt an einen weiteren

Rückfall um zehn Prozent auf etwa 1000 Dollar bis Jahresende. Die Dekabank empfiehlt Gold maximal als kleine Beimischung für jene, die dann besser schlafen könnten, denn die "glänzenden Zeiten sind vorbei". Besonders pessimistisch ist Robin Bhar von der Société Générale. Er geht davon aus, dass der Ausverkauf beim Gold weitergeht. Doch nicht alle Marktbeobachter sind pessimistisch. Goldexperte Daniel Briesemann von der Commerzbank hält die jüngsten Verkäufe „ganz klar für eine Übertreibung“. Zwar könne dieser Ausverkauf kurzfristig noch etwas weitergehen, doch mittelfristig sollten die Notierungen wieder steigen. Auch die Bank of America gehört zur den Goldoptimisten und kann sich mittelfristig Notierungen um die 1300 Dollar vorstellen. CMC Markets sieht „Schnäppchenpreise für Mutige“ und verweist auf Kleinanleger und Notenbanken, die seit Jahren stabil auf der Käuferseite stünden und nun verstärkt zugreifen könnten.

Es gibt Goldbarren, Münzen und Goldpapiere

Wer langfristig an steigende Preise glaubt, kann Barren und Goldmünzen kaufen. Auch bieten inzwischen viele Finanzinstitute Goldpapiere an. Gefragt sind hier vor allem Papiere, bei denen sich der Anleger bei Verkäufen physisches Gold liefern lassen kann, etwa der ETFS Physical Gold oder der Xetra-Gold der Deutschen Börse. Problematischer sind Gold-Zertifikate ohne Besicherung. Beliebt sind vor allem Faktorzertifikate, die den Goldpreis hebeln, aber anders als Optionsscheine ohne Laufzeitbegrenzung sind. Der Nachteil: Der Hebel wirkt in beide Richtungen, die Preisbildung ist intransparent. Eine Einstiegschance sehen manche Anleger auch bei Aktien von Goldminen. Weil ihr Gewinn direkt am Goldpreis hängt, erlebten viele Werte zu Wochenbeginn ein Desaster: Die Aktie von Barrick Gold stürzte um knapp 16 Prozent ab, Newcrest Mining um zehn und Regis Resources um sieben Prozent. Im Fünfjahresvergleich haben viele Minen bis zu 75 Prozent ihres Wertes verloren – ein Ausverkauf, den manche Analysten für übertrieben halten und sehr spekulativ orientierten Anlegern zu selektiven Käufen raten.

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