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Gasspeicher in Kiel

© dpa/Axel Heimken

Update

Modellrechnung des Verbands: Gasspeicher sollen Ende März zu zwei Dritteln gefüllt sein

Die befürchtete Gasmangellage scheint es in Deutschland zumindest in diesem Winter nicht zu geben. Die Gründe dafür sind vielfältig.

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Deutschlands Gasspeicher werden im restlichen Winter einer Branchenschätzung zufolge längst nicht so stark geleert werden wie in den Vorjahren. Der Gasspeicher-Verband Ines legte am Dienstag in Berlin eine Modellrechnung vor, der zufolge der Füllstand Ende März und Ende April jeweils 65 Prozent betragen wird. Ein Jahr zuvor lagen diese Werte bei nur 26 beziehungsweise 35 Prozent, 2021 waren sie ähnlich niedrig.

Grund für die in diesem Jahr hohen Werte sind zusätzliche Importe, Energieeinsparungen und milde Temperaturen, wodurch die Gasheizung auch mal aus bleibt. In der Modellrechnung wurde davon ausgegangen, dass sich die verbliebene Winterzeit 2022 in der EU wie im Jahr 2016 entwickelt - also „normal“.

Das Schreckgespenst der Gasmangellage, in der die Industrie nur noch staatliche Gaszuteilungen erhielte und ihre Produktion wohl drosseln müsste, scheint zumindest für diesen Winter verschwunden zu sein. Selbst bei extrem niedrigen Temperaturen und anderen negativen Ereignissen rechnet der Verband nicht mit einer Gasmangellage.

„Wenn die aktuell starken Verbrauchseinsparungen weiterhin anhalten, wird Deutschland gut durch den Winter kommen“, sagte Ines-Geschäftsführer Sebastian Bleschke. Der Verband hat 14 Mitgliedsunternehmen, die über 90 Prozent der Gasspeicherkapazitäten in Deutschland verfügen.

Müller: Geringere Gas-Preise kommen erst später bei Verbrauchern an

Netzagentur-Chef Klaus Müller rechnet mit Verbraucher-Entlastungen für Gaskunden wegen der gesunkenen Großhandelspreise aber erst in einigen Monaten. Am sogenannten Spotmarkt gingen zwar die Preise zurück, sagte Müller den Sendern RTL/ntv. Das Problem sei, „dass Stadtwerke und Energieversorger schrittweise einkaufen. Das heißt zu teuren Preisen im letzten Jahr und etwas günstigeren Preisen jetzt.“

Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.

© dpa/ Rolf Vennenbernd

Diese Mischkalkulation komme dann bei den Verbrauchern an. „Das heißt, es dauert noch eine Weile, bis auch die davon profitieren.“

Viel spreche aber dafür, dass sich der Gaspreis jetzt stabilisiere. „Bis es dann zu einer Entlastung kommt, dauert es noch ein paar Monate.“ Ab März profitieren Verbraucher rückwirkend zum Jahresbeginn auch von den Gas- und Strompreisbremsen der Regierung. Sie deckeln die Tarife für einen Basisverbrauch. Sinkende Gaspreise schlagen daher erst dann voll durch, wenn die Endpreise unterhalb des staatlichen Deckels liegen.

Vorgeschrieben ist Füllstand von 40 Prozent Anfang Februar

Gesetzlich vorgeschrieben ist ein Füllstand von 40 Prozent Anfang Februar. Am Dienstag vermeldete die Bundesnetzagentur einen Füllstand von 91,2 Prozent und ein Mini-Plus von 0,1 Punkten binnen 24 Stunden.

Der hohe Wert verdeutlicht, dass die gesetzlich vorgeschriebene 40-Prozent-Pflicht locker übersprungen werden wird. Und auch danach wird der Wert laut Prognose des Gasspeicherverbandes nur moderat fallen. Und selbst wenn es doch noch sehr kalt werde und globale Ereignisse die Importe negativ beeinflussten, werde es reichen.

Im allerschlimmsten Fall der Modellberechnungen sind die Gasspeicher im März zwar vollständig entleert, werden danach aber wieder zügig befüllt und kommen Ende September auf 100 Prozent.

Kommender Winter gilt als kritisch

Als kritisch gilt aber der kommende Winter. Schließlich werden in diesem Jahr wohl keine russischen Gas-Importe mehr fließen. Die waren für die Befüllung der Anlagen im Frühjahr und Sommer bisher wichtig. Doch dank neuer LNG-Terminals an Deutschlands Küste und großer Einfuhrenmengen aus Norwegen und anderen Staaten dürften sich die Speicher trotz des russischen Totalausfalls aus Expertensicht aller Voraussicht nach gut füllen.

Verbandschef Bleschke ließ mit Blick auf den kommenden Winter zwar etwas Optimismus erkennen, betonte aber, dass Verbrauchseinsparungen beibehalten werden sollten.

Die Modellrechnungen sind mit vielen Unwägbarkeiten behaftet. Wie fragil die Lage ist, zeigte der werktägliche Lagebericht der Bundesnetzagentur, der am Dienstag nur wenige Stunden nach der Verbandspräsentation veröffentlicht wurde.

Darin wurde angekündigt, dass es vom 12. bis 17. Januar Reparaturarbeiten an einer Verdichterstation der Norwegen-Gaspipeline geben werde und dadurch „Veränderungen der norwegischen Importe sichtbar werden“. Die Einfuhrreduktionen fielen allerdings „verhältnismäßig gering aus und können teilweise über andere Quellen kompensiert werden“, hieß es. (dpa/Reuters)

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