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Rupert Stadler, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des deutschen Automobilherstellers Audi, im Mai bei seinem Prozess vor dem Landgericht.

© dpa/Lukas Barth

Update

Nach zweieinhalb Jahren Diesel-Prozess: Ex-Audi-Chef Stadler legt Geständnis ab

Die rechtliche Aufarbeitung eines der größten deutschen Industrieskandale geht weiter. Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler hat im Diesel-Prozess ein Geständnis abgelegt.

Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler hat im Betrugsprozess um den Dieselskandal Fehlverhalten eingeräumt. Er hätte eingreifen können, habe dies aber unterlassen, hieß es am Dienstag in einer von seiner Verteidigerin verlesenen Erklärung.

Dies bedauere er sehr. Er sehe, „dass es ein Mehr an Sorgfalt“ gebraucht hätte. Stadler selbst bestätigte die Aussagen mit einem „Ja“. Einer Verständigung mit Gericht und Staatsanwaltschaft zufolge wird das Verfahren voraussichtlich mit einer Bewährungsstrafe zu Ende gehen.

Mit dem Geständnis am 168. Verhandlungstag ist Stadler das erste Mitglied des VW-Konzernvorstands, das vor Gericht den Vorwurf des Betrugs durch Unterlassen im Dieselskandal eingeräumt hat.

Die Wirtschaftsstrafkammer hatte dem 60-Jährigen bei einem umfassenden Geständnis und Zahlung von 1,1 Millionen Euro eine Bewährungsstrafe von eineinhalb bis zwei Jahren in Aussicht gestellt. Gerichtssprecher Laurent Lafleur sagte, Stadler habe den Tatvorwurf des Betrugs durch Unterlassen „vollumfänglich eingeräumt“.

Stadler, der jahrelang seine Unschuld beteuert hatte, hatte sein Geständnis Anfang Mai angekündigt, sich allerdings noch Vorbereitungszeit ausbedungen. Davor hatte das Gericht klargemacht, dass ihm ohne Geständnis Gefängnis gedroht hätte.

Denn nach der damals geäußerten vorläufigen Einschätzung der Kammer dürfte Stadler spätestens im Juli 2016 erkannt haben, dass die Abgaswerte manipuliert gewesen sein könnten. Statt der Sache auf den Grund zu gehen und die Handelspartner zu informieren, habe er den Verkauf der Autos jedoch bis Anfang 2018 weiterlaufen lassen. Dies räumte Stadler nun ein.

Es sei ihm nicht gelungen, die Dieselkrise im Audi-Konzern zu lösen, ließ Stadler erklären. Er habe sich zunächst auf die Fachleute verlassen, es im weiteren Verlauf aber unterlassen, für Aufklärung zu sorgen.

Stadlers Mitangeklagter hat bereits gestanden

Nach dem Geständnis könnte der Prozess nun relativ zügig zu Ende gehen. Denn auch Stadlers Mitangeklagte, der ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung, Wolfgang Hatz, und zwei seiner leitenden Ingenieure, denen eine Beteiligung an der Manipulation vorgeworfen wird, haben bereits gestanden.

Das Verfahren gegen einen von ihnen, der früh als Kronzeuge aufgetreten war, ist bereits eingestellt. Den beiden anderen sind ebenfalls Bewährungsstrafen in Aussicht gestellt worden. Das Gericht hat den Juni als möglichen Zeitraum für das Urteil genannt.

Stadler war 2007 als Nachfolger von Martin Winterkorn Audi-Chef geworden. Als die US-Behörden Ende 2015 die Tricksereien bei VW-Dieselmotoren, wenig später auch bei großen Audi-Dieselmotoren bei den Modellen für den US-Markt aufdeckten, wähnte er sich lange sicher.

Dann folgte der Absturz: 2018 saß Stadler wegen Verdunkelungsgefahr vier Monate lang in Untersuchungshaft. Kommt es zum angekündigten Geständnis, bleibt ihm zumindest eine Rückkehr ins Gefängnis aller Voraussicht nach erspart. (dpa)

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