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Car in winter. Tire on a snowy road in bad weather.
Winterreifen, Winter

© freepik/Petr Dvořák

Alles über Winterreifen: Festes Schuhwerk fürs Auto

Ob weiße Schneepracht oder trübes Nebelwetter: Für den Winter brauchen Autofahrer die richtigen Reifen. Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Von Peter Löschinger

Na, haben Sie schon gewechselt? Sie kennen ja sicher die Faustformel „Von Oktober bis Ostern“ für Winterreifen? Ob die immer noch gültig ist und auf was in Bezug auf die „Winterschuhe“ des Autos sonst noch zu achten ist, klären der Auto Club Europa (ACE) und der ADAC. Antworten auf häufige Fragen:


Von Oktober bis Ostern?

Als grobe Faustformel oder Eselsbrücke kann „O bis O“ (Oktober bis Ostern) für das Aufziehen der Winterreifen immer noch herhalten. Doch rechtlich hat das keine Relevanz. Denn in Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht. Das heißt: Unabhängig von einem bestimmten Zeitraum sind Winterreifen immer dann Pflicht, wenn es die Wetterverhältnisse mit Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte erfordern.

Ansonsten können Bußgelder ab 60 Euro und ein Punkt in Flensburg folgen. Im Ausland gelten oft andere Regeln, die man kennen sollte, wenn man dorthin fährt. ACE und ADAC halten Infos dazu auf ihren Internetseiten parat.


Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Orientierung kann die Wetterprognose für die kommenden Tage bieten, im Zweifel für mehr Sicherheit lieber früher als zu spät wechseln. So umgeht man auch, bei einer plötzlichen Winterwetterlage mit vielen anderen vor der Werkstatt Schlange zu stehen.

Winterreifen könnten schon bei Tageshöchsttemperaturen von 15 bis 20 Grad Celsius an das Auto. „Die Reifen nehmen dadurch keinen Schaden“, sagt Ruprecht Müller vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg. Die Fahrbahntemperaturen lägen ja meist unter den höchsten Lufttemperaturen.


Wie erkenne ich Winterreifen?

Winter- und Ganzjahresreifen, die ab dem 1. Januar 2018 hergestellt wurden, dürfen auf winterlichen Straßen gefahren werden, wenn sie mindestens das Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) tragen. Vor 2018 hergestellte Reifen, die nur eine „M+S“-Kennzeichnung tragen, haben nur noch Bestandschutz bis zum 30. September 2024: „Für diese Reifen beginnt die letzte Wintersaison“, so Constantin Hack vom ACE.


Wo ist der Unterschied?

Winterreifen haben eine andere, weichere Mischung als Sommerreifen. „Somit bleiben sie auch bei kälteren Temperaturen geschmeidig und haften besser auf der Fahrbahn“, erklärt Hack. Das Mischungsverhältnis sei von den Herstellern in der Regel so gewählt, dass sie bei Temperaturen unter zehn Grad Celsius gegenüber Sommerreifen ihre Vorteile ausspielen.


Was taugen Ganzjahresreifen?

Ganzjahresreifen sind quasi eine Mischung aus Winter- und Sommerreifen. Diese auch Allwetterreifen genannten Pneus sind ein Kompromiss. Wer aber in einer klimatisch gemäßigten Region lebt und weder Skiurlaub noch Sommerferien im heißen Süden plant, kann darin eine Alternative sehen. Auch für Zweit- und Kleinwagen mit geringen, vor allem innerstädtischen Laufleistungen können Ganzjahresreifen infrage kommen.


Wie viel Profil sollte es sein?

Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern. Beide Verkehrsclubs raten allerdings zu mindestens vier Millimetern. Die Profiltiefe sei vor allem bei Aquaplaning entscheidend, also bei stehendem Wasser. „Je größer das Restprofil, desto mehr Wasser kann der Reifen verdrängen und findet wieder Halt“, erläutert Constantin Hack. Und auf Schnee und Schneematsch kann mehr Profil den Grip für Vortrieb und fürs Bremsen sicherstellen.

Um den Wert zu ermitteln, gibt es Profiltiefenmesser für wenige Euro. Wer keinen hat, behilft sich mit einer Zwei-Euro-Münze: Ihr silberner Außenring um das Motiv herum ist vier Millimeter breit.


Wann sollten neue Reifen her?

Als Faustformel rät der ADAC etwa alle sechs Jahre zu neuen Winterreifen. Zeigen sie keine äußerlichen Alterungserscheinungen, dürften sie auch gerne länger genutzt werden, so Müller. Dazu ist ein fachlicher Rat etwa in einer Fachwerkstatt hilfreich. Meist sei aber ein regelmäßig gefahrener Reifen in dem Alter schon so weit verschlissen.

Produktionswoche und Jahr lassen sich in der Regel an einer vierstelligen Ziffernfolge, der DOT-Nummer, an der Reifenflanke erkennen. Lautet die etwa „1022“, wurde der Reifen in der zehnen Produktionswoche im Jahr 2022 hergestellt.


Wie finde ich die besten Reifen?

Den absolut besten Reifen gibt es nicht. Da er immer ein Kompromiss aus Haftung, Haltbarkeit und damit auch Verbrauch sei, so ACE-Experte Constantin Hack. Die Hersteller müssen einen Kompromiss finden – und der wiederum muss zum Auto, dem Fahrstil, der Region und eben damit dem vorherrschenden Wetter passen. Auch am Preis lässt sich die Qualität nicht immer festmachen.

„Weil die Reifen für den Verbraucher ziemlich gleich aussehen und trotzdem gravierende Unterschiede aufweisen, machen wir regelmäßig aufwendige Reifentests“, so Hack. Auch der ADAC macht Tests und rät aufgrund der daraus gewonnenen Erfahrungen der vergangenen Jahre „dringend“ dazu, vor dem Kauf Tests zur Orientierung zu lesen.

Wichtige Kriterien, die gute Reifen bei Tests erfüllen sollten: Kurze Bremswege auf trockener als auch nasser Fahrbahn, Stabilität in Kurven, hohe Aquaplaning-Sicherheit, leiser Lauf und geringe Geräuschentwicklung, hoher Abrollkomfort, niedriger Rollwiderstand, geringer Verschleiß.


Was taugen billige Reifen?

Ob Billigangebote per se schlechter sind als teurere, lässt sich laut Ruprecht Müller ohne eingehenden Test schwerlich sagen: Hier gebe es positive, aber auch negative Überraschungen, stellt er mit Blick auf die ADAC-Tests klar.

Spartipp: Der Wechsel auf eine gängige und damit günstigste Reifendimension. Hier sind laut Müller die Angebote häufig deutlich vielfältiger und so auch günstiger als bei einer eher ausgefallenen Seriendimension, selbst wenn der neue Reifen breiter ausfällt.

Welche alternativen Dimensionen gewählt werden können, wird aus dem Fahrzeugschein und den sogenannten CoC-Papieren ersichtlich. Auch Hersteller, Reifenhändler oder Werkstätten können informieren. (dpa)

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