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Altbau mit Parkettboden in der City: Wer dies trotz geringem Einkommen erwartet, wird vermutlich enttäuscht.

© Getty Images/miniseries

Die ersten eigenen vier Wände: So kommt man in Berlin an eine bezahlbare Wohnung

Wohnraum in Berlin ist zwar knapp – eine passende Bleibe zu finden, ist aber nicht unmöglich. Fünf Tipps für Neulinge auf dem Markt.

Raus aus der Schule und rein in die eigene Wohnung? Beim Start ins Studium oder die Ausbildung stehen viele Schulabsolvent:innen erst einmal vor der Herausforderung, sich auf dem überspannten Berliner Wohnungsmarkt zu behaupten. Wer noch von einer geräumigen Altbauwohnung in prominenter City-Lage träumt, wird vermutlich schnell enttäuscht. 80 Prozent der Berliner:innen leben in Mietwohnungen, die Nachfrage übersteigt trotz der hohen Preise das Angebot. Die Konkurrenz durch Mitbewerber:innen ist also groß.

Andererseits: Wer das Abitur geschafft hat, muss sich davon nicht entmutigen lassen. Mit diesen Tipps kommen junge Suchende stressfreier zur eigenen Wohnung.

1 Realistisch sein

Zwei-Zimmer-Wohnungen sind laut dem Immobilienportal „Immoscout24“ mit Abstand am stärksten nachgefragt in Berlin. Nach einer Einraumwohnung zu suchen, ist also wesentlich realistischer. Um bei der Online-Suche so viele Angebote wie möglich zu sehen, können Extras, die nicht unbedingt notwendig sind, erst einmal aus dem Suchfilter gestrichen werden.

20 Prozent aller Wohnungen in deutschen Großstädten haben zum Beispiel keinen Balkon. „Bei der Wohnungssuche kann es hilfreich sein, auch Wohnungen ohne Balkon in Betracht zu ziehen, sofern man darauf verzichten kann“, empfiehlt Johanna Fitschen, Sprecherin von „ImmoScout24“.

Es lohnt sich unter Umständen, offen für Bezirke zu sein, die etwas weiter außerhalb liegen. Für Wohnungen in Mitte liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis derzeit bei über 15 Euro, in den etwas weniger zentralen Bezirken Spandau, Reinickendorf und Marzahn-Hellersdorf liegen die Preise noch bei unter zehn Euro. Dafür kommen aber möglicherweise längere Fahrtzeiten und Kosten für öffentliche Verkehrsmittel hinzu.

2 Selbst Gesuche aufgeben

Statt nur die Angebote zu durchforsten, sollte man auch aktiv Gesuche aufgeben, sich direkt an die Hausverwaltungen wenden und sein Netzwerk so gut wie möglich nutzen. Vielleicht kennt jemand jemanden, der jemanden kennt?

Auch der gute alte Aushang auf echtem Papier ist eine Möglichkeit. Nicht alle Vermieter:innen halten sich gerne auf Online-Portalen auf. Ein ansprechend gestalteter und gut platzierter Zettel an der Uni oder in dem Kiez, in dem man wohnen will, kann also durchaus erfolgreich zur Wohnung führen. Es sollten darauf keine persönlichen Daten angegeben sein, mindestens aber eine Kontaktmöglichkeit und ein paar Angaben dazu, wer man ist und was man sucht.

3 Die nötigen Unterlagen bereithalten

Passt ein Angebot, sollte man so schnell und mit so vollständigen Unterlagen wie möglich reagieren. Auf Immobilien-Portalen wie Immobilienscout24, Immonet und Immowelt kann man die Benachrichtigungen zu Such-Aufträgen anpassen und entscheiden, wie oft man benachrichtigt werden möchte. Auch bei meinestadt.de und Ebay Kleinanzeigen lassen sich Suchen speichern und die Benachrichtigungen verwalten.

Auf den oben genannten Immobilienportalen kann man sich außerdem ein vollständiges Bewerberprofil mit den nötigen Unterlagen zusammenstellen, das man gleich mit einer Anfrage verschicken kann. Das macht Sinn, findet Johanna Fitschen. „Ein Vermieter will sich darauf verlassen, dass die Miete regelmäßig gezahlt wird“, sagt sie. „Deshalb sollte man Einkommensnachweise der letzten drei Monate, eine Mietschuldenfreiheitsbescheinigung und einen Bonitätsnachweis bereithalten.“

Mit Gehaltsnachweisen können Schulabsolvent:innen meistens wohl weniger dienen. Da hilft eine Bürgschaftserklärung, in der zum Beispiel die Eltern erklären, dass sie für eventuelle Zahlungsausfälle ihrer Kinder einstehen. Vordrucke dafür gibt es kostenlos im Internet.

Johanna Fitschen empfiehlt auch ein Anschreiben, in dem man sich auf das Angebot bezieht und beschreibt, warum man die richtige Person für die Wohnung ist. „In Deutschland werden etwa zwei Drittel der Wohnungen von Privatpersonen vermietet“, so Fitschen. „Da hilft es oft, einen guten persönlichen Eindruck zu machen.“

4 Augen auf beim Besichtigungstermin

Wer endlich zum Besichtigungstermin eingeladen wird, sollte mit den Einrichtungsplänen aber noch warten. Besichtigungen in Berlin sind nicht selten Massenveranstaltungen. Schafft man es in die Wohnung, sollte man genau hinschauen: Gibt es Schimmelflecken oder feuchte Stellen? Riecht die Wohnung nach muffigem Keller? Wie sehen die Fenster aus? Wie wird die Wohnung geheizt? Handelt es sich um eine Staffelmiete, bei der der Preis regelmäßig steigt? Gibt es Zusatzkosten durch Abstandszahlungen, etwa für eine Einbauküche?

Auch wichtig: Wie laut ist es bei geöffnetem Fenster und wie ist die Wohngegend? Vier Augen sehen mehr als zwei. Wer jemanden mitnimmt zur Besichtigung, kann die Eindrücke noch einmal besprechen, bevor man eine Entscheidung trifft, die man später vielleicht bereut.

5 Versicherungen und Recht

Auch wenn man die Zusage hat und man am Ende tatsächlich den Mietvertrag in den Händen hält, sollte man ihn sich vor dem Unterschreiben in Ruhe durchlesen. Sind alle Daten korrekt? Stimmt die Quadratmeterzahl? Ist der angegebene Keller nutzbar?

Im Übergabeprotokoll wird der Zustand der Wohnung mit allen Mängeln festgehalten. Dies ist also ein wichtiges Dokument. Man sollte auch hier gut hinschauen, ob es Kratzer oder sonstige Mängel gibt, für die man später nicht verantwortlich gemacht werden möchte. „Auch wenn man zur Untermiete einzieht, kann ein Übergabeprotokoll dabei helfen, Konflikten vorzubeugen“, sagt Johanna Fitschen dazu. Übrigens: Der Hauptmieter muss die Untervermietung zwar vom Vermietenden genehmigen lassen, allerdings kann dieser nur mit gutem Grund eine Untervermietung ablehnen.

Häufig wird vonseiten der Vermietenden eine Privathaftpflichtversicherung des Mieters gewünscht. Sie greift zum Beispiel bei selbst verursachten Wasserschäden. Auch wenn sie nicht gewünscht wird: Sinnvoll ist sie allemal. Oft ist sie beim Versicherer gleich mit einer Hausratversicherung kombiniert, die etwa bei Diebstahl zum Einsatz kommt. Um sich als Mieter:in rechtlich abzusichern, ist auch eine Mitgliedschaft zum Mieterschutz empfehlenswert, zum Beispiel beim Mieterschutzbund oder beim Berliner Mieterverein.

Sind alle Fragen und Verträge geklärt, kommt endlich der schöne Teil des Einzugs in die erste eigene Wohnung: Einrichten, Entspannen und vielleicht sogar eine Einweihungsparty. Aber Achtung: Auch dafür gibt es Regeln. Zum Beispiel betreffend die Musik. Die darf in der gesetzlichen Nachtruhezeit zwischen 22:00 Uhr und 06:00 Uhr nur in Zimmerlautstärke laufen. Damit die Nachbar:innen Bescheid wissen und nicht gleich die Polizei rufen, könnte auch hier ein freundlicher Hinweis-Zettel im Hausflur helfen.

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