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Aktivisten des «Koala Kollektiv» demonstrieren vor der Euro-Skulptur in der Frankfurter Innenstadt gegen Greenwashing von Atomenergie und Erdgas durch die Taxonomie der EU.

© dpa/Arne Dedert

Greenwashing-Verbot: Die EU muss den Fokus auf das Wesentliche richten

Die EU pocht mit einer neuen Richtlinie auf verlässlichere Umweltangaben für Produkte. Damit mag irreführendes Werben enden – doch das fossile Wirtschaften geht weiter.

Ein Kommentar von Felix Kiefer

Es ist gut, dass die EU künftig Greenwashing unterbinden will. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen nicht mehr in die Irre geführt werden dürfen – mit angeblich nachhaltigen Produkten, die eigentlich keine sind. Der ökologische Nutzen muss nachweisbar sein, wenn mit umweltbezogenen Aussagen geworben wird. Sonst wird es teuer.

Doch nun muss sich zeigen, was Unternehmen aus dem Werbeverbot ableiten – damit es sich nicht als Bärendienst am Klimaschutz erweist. Firmen könnten künftig aus Sorge vor rechtlichen und finanziellen Konsequenzen einfach zu ihren Klimazielen schweigen. Andere verzichten möglicherweise vollständig auf Umweltlabels – und entbinden sich so in den Augen der Öffentlichkeit auch der Notwendigkeit, ökologisch sinnvolle Produkte herzustellen.

Denn das Bewerben doch nicht so nachhaltiger Produkte zu unterbinden, ist das eine. Viel wichtiger wäre jedoch, zu verhindern, dass Produkte, die weder ökologisch noch sozial nachhaltig sind, überhaupt hergestellt, verkauft oder entsorgt werden dürfen.

Für immer mehr elektronische Geräte werden Rohstoffe unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut. Für unseren unstillbaren Bedarf an Kleidung werden beim Baumwollanbau große Mengen an Pestiziden und Dünger sowie tausende Liter Wasser genutzt – in Gegenden, die ohnehin unter Trockenheit leiden. Und all das, während allein die EU jedes Jahr Millionen Tonnen Abfall in die ganze Welt verschifft.

Dagegen hilft kein Werbeverbot, sondern nur ein ernsthaftes Umdenken in der Art und Weise, wie wir in Europa wirtschaften. Wir müssen konsequenter gegen menschen-, tier- und umweltverachtende Praktiken vorgehen. Und wir müssen weg vom linearen und hin zu mehr zirkulärem Wirtschaften.

Doch die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft geht zu langsam. Das hob auch der Europäische Rechnungshof in seinem Bericht von Anfang Juli hervor: „Die Maßnahmen der EU waren bisher machtlos, was bedeutet, dass der Übergang zur Kreislaufwirtschaft in den europäischen Ländern leider fast zum Stillstand gekommen ist.“

Vorhaben wie das Gesetz für kritische Rohstoffe (Critical Raw Materials Act) oder die Verpackungsverordnung enthalten zwar bereits zirkuläre Elemente. Doch Expertinnen und Experten zufolge sind die Vorgaben zu lasch und die gesteckten Ziele zu unambitioniert. Die EU muss ihren Fokus ändern und ihre Bemühungen für mehr Kreislaufwirtschaft spürbar erhöhen. Sich auf dem Weg zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit beim Greenwashing-Verbot aufzuhalten, wäre fatal.

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