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Googles erstes faltbares Smartphone: Mehr als die Summe seiner Teile

Beim Google Pixel Fold nur auf Größe, Gewicht und Preis zu schauen, versperrt den Blick auf einige äußerst spannende Nutzungsmöglichkeiten des Falt-Smartphones. Ein Testbericht.

| Update:

Den Titel des ersten faltbaren Smartphones überhaupt konnte das Google nicht mehr für sich verbuchen, in diesem Bereich hat Konkurrent Samsung schon vor Jahren vorgelegt. Doch Googles erstes Falt-Telefon – das Pixel Fold – nimmt für sich in Anspruch, sowohl in geschlossenem als auch in aufgeklapptem Zustand das dünnste derzeit erhältliche Klapp-Smartphone zu sein.

Rekordverdächtig ist das Google Pixel Fold allerdings auch in einer anderen Kategorie: Mit einem Preis von etwas unter 1900 Euro ist es noch einmal deutlich teurer als das Samsung Galaxy Z Fold 4. Zurzeit kann das Pixel Fold im Google Store zudem nur vorbestellt werden, ausgeliefert werden soll ab August.

Google hat dem Tagesspiegel ein Testgerät zur Verfügung gestellt. Bereits die verhältnismäßig große Verpackung signalisiert: Hierin steckt kein gewöhnliches Smartphone. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man das Pixel Fold herausnimmt. Zwölf Millimeter mögen auf dem Papier wenig klingen, nimmt man das Falt-Pixel in die Hand, fühlt sich das anders an. Zum Vergleich: Apples iPhone 13 ist 7,65 Millimeter dick. Noch gewöhnungsbedürftiger ist allerdings das Gewicht des Pixel Fold. Mit 283 Gramm ist es fast doppelt so schwer wie das iPhone 13 (147 Gramm). Kurzum: Das Google Pixel Fold passt zwar zusammengefaltet in die Hosentasche, zeichnet sich dabei jedoch durch eine ziemliche Wölbung aus und zieht zudem spürbar nach unten.

Allerdings sind dies Äußerlichkeiten, an die man sich gewöhnen kann. Mindestens ebenso beachtlich sind die inneren, sprich technischen Werte. In beinahe allen Kategorien legt das Falt-Pixel die Messlatte ganz weit nach oben. In der Google-eigenen Pixel-Familie hat nur noch das Google Pixel 7 Pro eine etwas bessere Kamera.

Drei Kameras auf der Rückseite

Wobei gerade dies ein Vergleich auf allerhöchstem Niveau ist. Denn auf der Rückseite ist beim Pixel Fold ein Kamerasystem mit Ultraweitwinkel, 48-Megapixel-Normalobjektiv und Fünffach-Tele verbaut, das zusammen mit den Software-Gimicks zu überaus beeindruckenden Ergebnissen führt. Selbst die Werte der Frontkamera (9,5 MP) und der Kamera im Aufklapp-Modus (acht MP) müssen sich nicht verstecken.

Das Hauptaugenmerk richtet sich freilich zunächst auf die Klappfunktion. Im geöffneten Zustand wird aus dem etwas dickeren Smartphone mit 5,8-Zoll-Display ein Mini-Tablet mit einem 7,6-Zoll-Bildschirm, das einen sehr stabilen Eindruck hinterlässt. Das Scharnier befindet sich über- und unterhalb des Displays, das soll ein langes Leben des Falt-Bildschirms sicherstellen.

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Der Knick an der Faltstelle ist als eine kleine Delle zwar sicht- und spürbar. Beim Scrollen einer Webseite wirkt sich das allerdings überhaupt nicht störend aus. Einziger Nachteil dieser Scharnierlösung: Die Größe des nutzbaren Bildschirms wird durch breite Streifen beschränkt.

Doch das Google Pixel Fold ist mehr als ein Gadget, das die beiden Gerätetypen Smartphone und Tablet miteinander vereint. Das Ergebnis ist hier tatsächlich mehr als die Summe seiner Teile, denn das Display-Konzept erlaubt im Zusammenspiel mit der leistungsfähigen Hardware – der Google-Tensor G2-Prozessor wird unterstützt von zwölf Gigabyte Arbeitsspeicher und wahlweise 256 oder 512 Gigabyte Massenspeicher, mit der Umwelt verbindet es sich zeitgemäß über 5G, Wifi 6 und Bluetooth 5.2 – einige interessanten Nutzungsszenarien.

Multitasking und Dual Screen für Professionals

Zunächst einmal wird eine im zusammengeklappten Zustand aktive Anwendung im aufgeklappten Modus auf beinahe doppelte Größe vergrößert. Mit einem Fingerstrich lässt sich der große Bildschirm zweiteilen, so dass auf der linken und der rechten Seite zwei Apps im echten Multitaskingbetrieb nebeneinander laufen können. Gerade Menschen, die ihr Smartphone als mobiles Büro nutzen, werden dies sehr schnell lieben lernen.

In einem anderen Szenario liegt das Pixel Fold halb aufgeklappt mit einer Seite auf einer Unterlage. Auf der oberen Displayhälfte lässt sich nun beispielsweise ein Youtube-Video anschauen, während die untere zur Steuerung genutzt wird.

In dieser Stellung kann man das Pixel Fold zudem per Sprachbefehl auffordern, ein Selfie aufzunehmen. Ein Stativ ist dafür dann nicht nötig. Apropos Selfie: Im geschlossenen Zustand befindet sich neben dem Symbol für den Kamerawechsel ein neues Piktogramm. Klickt man darauf, wird man aufgefordert, das Smartphone aufzuklappen. Die dann auf die Person gerichtete Rückkamera kann nun ein Selfie in noch besserer Qualität schießen.

Ab Herbst soll das Pixel Fold zum Simultandolmetscher werden. Das bekannte Übersetzungstool arbeitet schon jetzt überraschend schnell und präzise im Falt-Smartphone. Künftig soll es mittels der gegenüberliegenden Bildschirme noch besser zwischen zwei Personen vermitteln können. Das vordere Display wird dazu auf das Gegenüber gerichtet, man selbst schaut auf die obere Seite des aufgeklappten Displays, wie Googles KI-Übersetzung Sprachbarrieren aufhebt.

Das wichtigste Zubehör für den Anfang ist sicherlich das Google Pixel Fold Case, ein Bumper, der so konstruiert wurde, dass er beide Displays schützt (rund 75 Euro). Wer ein Pixel Fold im Google Store bis zum 2. Juli kauft, wird mit einer geschenkten Pixel Watch gelockt. Zudem nimmt Google das alte Smartphone mit bis zu 590 Euro in Zahlung.

Von einem Schnäppchen ist das Google Pixel Fold dennoch weit entfernt. Für Professionals und Early Adopter kann Googles erstes Klappsmartphone dennoch interessant sein. Das Konzept macht einen ausgereiften Eindruck, zumal das Unternehmen genügend Zeit hatte, von den Fehlern der Konkurrenz zu lernen. Auf der anderen Seite kann aber auch getrost die Weiterentwicklung abgewartet werden, die dann möglicherweise zu einem niedrigeren Kaufpreis angeboten wird.

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