Deutlicher Anstieg der Warenimporte: Deutschlands Abhängigkeit von China wächst

Noch nie war Deutschlands Abhängigkeit von China so groß. Das Handelsdefizit mit der Volksrepublik erhöhte sich im Jahr 2022 auf 84 Milliarden Euro, besagt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Bereits 2021 importierte Deutschland deutlich mehr aus China als andersherum – damals kam die Bundesrepublik auf ein Handelsdefizit von 39,4 Milliarden Euro.

„Diese Entwicklung ist höchst problematisch“, sagt IW-China-Experte Jürgen Matthes. „Unsere importseitige Abhängigkeit ist ein geopolitisches Risiko. Denn die deutsche Wirtschaft wäre im Falle eines bewaffneten Konflikts um Taiwan erpressbar.“

Ursache für das starke Defizit ist laut IW ein deutlicher Anstieg der Warenimporte aus China. Im Vergleich zum Vorjahr importierte Deutschland 2022 über 33 Prozent mehr. Dagegen exportierte die Bundesrepublik gerade einmal drei Prozent mehr nach China als 2021.

Zum Vergleich: Im Außenhandel mit allen anderen Ländern stiegen die Importe im Vorjahresvergleich um 24 Prozent, die Exporte um 14 Prozent. Damit rutscht die Volksrepublik in der Rangliste der wichtigsten Exportpartner Deutschlands um zwei Plätze auf Rang vier ab.

Vor der Corona-Pandemie lag das Handelsdefizit meist im niedrigen zweistelligen Milliardenbereich. Der starke Anstieg im vergangenen Jahr ist laut IW ein Anzeichen dafür, dass die Entwicklung nicht nur Corona-bedingt war, sondern länger anhalte. Deutschland mache sich zunehmend abhängiger von China.

„Die chinesische Wirtschaft ist zu groß, um sich ganz von ihr zu entkoppeln. Das will niemand und es ist auch nicht sinnvoll“, sagt Jürgen Matthes. Gleichzeitig betonte der Experte, man müsse Wege finden, sich von China zu emanzipieren und den Handel mit neuen Partnern in Asien oder Südamerika erleichtern.