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Christiane Benner soll im Oktober als erste Frau an die Spitze der IG Metall gewählt werden.

© picture alliance / Carmen Jasper

Chaos in der IG Metall: Plan mit Führungsduo geplatzt

Zum ersten Mal wird eine Frau Vorsitzende der größten deutschen Gewerkschaft. Doch der designierte zweite Vorsitzende zieht zurück.

20 Jahre nach dem großen Chaos stolpert die IG Metall wieder in eine Führungskrise. Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall in Baden-Württemberg, steht nicht mehr für ein Spitzenamt in der Frankfurter Zentrale der größten deutschen Gewerkschaft zu Verfügung. Damit endet ein mehrjähriges Tauziehen über die künftige Führung: Christiane Benner (55), seit 2015 zweite Vorsitzende der IG Metall, wollte 2022 nicht als DGB-Vorsitzende nach Berlin gehen, sondern im Herbst 2023 aufrücken zur Nummer eins der IG Metall. Aber das wollte Zitzelsberger auch.

Der 57-Jährige ist ein erfahrener Tarifverhandler und seit zehn Jahren Chef des schwergewichtigen Bezirks Baden-Württemberg. Zitzelsberger war bereit zu einer Doppelspitze mit Benner. Im Gesamtvorstand der Gewerkschaft fiel die Idee aber durch, und als Nummer zwei hinter Benner sieht sich Zitzelsberger nicht. Damit hat Gewerkschaftschef Jörg Hofmann nur ein Problem: Er muss einen zweiten Vorsitzenden finden, der einst die Nachfolge Benners antreten könnte.

Roman Zitzelsberger hat wichtige Tarifverträge verhandelt, den letzten im Herbst 2022.

© dpa/Christoph Schmidt

Vor rund einem Jahr hatten sich Zitzelsberger und Benner auf eine gleichberechtigte Führung der Gewerkschaft verständigt, um eine Kampfkandidatur zu vermeiden. Auch Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall, goutierte den Plan. Anfang dieses Jahres tourten Benner, Zitzelsberger und Kerner gemeinsam durch die Republik, um an der Basis für das Führungsmodell zu werben. Vergeblich: Der 36-köpfige Gesamtvorstand wollte die dafür auf dem Gewerkschaftstag erforderliche Satzungsänderung nicht befürworten. Damit war klar, dass Benner die erste Frau sein wird an der Spitze von 2,2 Millionen Metallern.

Und die Frage, ob Zitzelsberger Platz zwei akzeptiert, ist nun auch beantwortet. Dazu haben offenbar gesundheitliche Probleme den Abwägungsprozess mit beeinflusst. Für die Organisation ist die Absage Zitzelsbergers ein Verlust, weil einer der besten Metaller es nicht nach ganz oben schafft. Das gab es schon einmal vor gut zehn Jahren, als Oliver Burkhard die Seiten wechselte: Burkhard war 2007 jüngster Bezirksleiter der IG Metall in Nordrhein-Westfalen geworden, und es war nur eine Frage der Zeit, bis das Naturtalent die ganze Gewerkschaft führen würde. Als es an verbindlichen Zusagen fehlte, wechselte Burkhard 2013 in den Vorstand bei Thyssen-Krupp.

Hofmann agiert glücklos

Seit 2015 führt Jörg Hofmann die IG Metall. Nach der Tarifrunde im Herbst letzten Jahres ist die Regelung der eigenen Nachfolge seine größte Aufgabe. Und wieder einmal agiert der 67-Jährige unglücklich. Wie Anfang 2022. Hofmann fiel es zu, den sieben anderen DGB-Gewerkschaften einen Vorschlag zu machen für die Nachfolge des DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann. Nachdem Hofmann in der 2,2-Millionen-Mitglieder-Organisation IG Metall niemanden fand, wurde es Yasmin Fahimi, die Lebensgefährtin des IG-BCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis.

Wenig Fortune hat Hofmann auch in Ostdeutschland. 2020 machte er Birgit Dietze zur Bezirksleiterin von Sachsen, Brandenburg und Berlin. Knapp zwei Jahre später trat Dietze zurück, und Irene Schulz, die dem geschäftsführenden Vorstand der IG Metall angehört, übernahm kommissarisch. Schulz hat jetzt keine Lust mehr auf die Doppelbelastung und beendet die Tätigkeit im Bezirk Ende April. Der Vorstand wollte sich eigentlich am 2. Mai mit der Neubesetzung beschäftigen. Das wird wohl nichts: Hofmann hat niemanden.

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