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Wirtschaft: Aufregende Aktien 2000: Lion profitiert von der Suche nach Genen

Während Forscher darüber nachgrübeln, welche Folgen die Entschlüsselung des menschlichen Genoms für die Arzneientwicklung hat, zerbricht sich Friedrich von Bohlen und Halbach den Kopf darüber, wie man die riesigen Datenmengen möglichst schnell auswerten kann. "Es ist, wie wenn man im Strohhaufen einen einzigen bestimmten Strohhalm finden soll.

Während Forscher darüber nachgrübeln, welche Folgen die Entschlüsselung des menschlichen Genoms für die Arzneientwicklung hat, zerbricht sich Friedrich von Bohlen und Halbach den Kopf darüber, wie man die riesigen Datenmengen möglichst schnell auswerten kann. "Es ist, wie wenn man im Strohhaufen einen einzigen bestimmten Strohhalm finden soll." Von Bohlen, Spross der legendären Krupp-Dynastie, ist Chef der Heidelberger Bioinformatik-Firma Lion Bioscience. Ein ziemlich erfolgreicher dazu. Seit dem Börsenstart am Neuen Markt im August hat der Kurs der Aktie nicht nur den Emissionspreis von 55,55 Euro hinter sich gelassen und war im September sogar auf über 131 Euro geklettert, sondern hat auch den Neuen-Markt-Index getoppt. Der Börsenwert erreichte zeitweise das 100-fache des Umsatzes. Der Einbruch der Technologiewerte in den letzten Monaten hat zwar auch Lion nicht verschont, aber nie dauerhaft nach unten ziehen können.

Das liegt vor allem daran, dass Lion weder ein richtiges Biotech-Unternehmen ist noch ein richtiges Softwarehaus, sondern irgendwo dazwischen steht. 70 Prozent der 10,2 Millionen Euro, die Lion 1999 umsetzte, stammen aus der Bioinformatik, nur 30 Prozent aus dem Laborbereich. Die Firma hat eine noch konkurrenzlose Software entwickelt, mit der Forscher Gendatenbanken auf der ganzen Welt durchforsten und sich die relevanten Informationen herauspicken können. Millionenschwere Kooperationsverträge mit Bayer, der US-Biotech-Firma Celera Genomics und Nestlé garantieren auch für die nächsten Jahre sichere Umsätze.

Schon beim Börsenstart hat die Biotech-Firma das klare Ziel verfolgt, auf dem lukrativen US-Markt Präsenz zu zeigen, um dadurch die Chancen für weiteres Wachstum durch eine Übernahme oder Fusion zu verbessern. Für das angestrebte Doppellisting an der US-Technologiebörse Nasdaq und dem Frankfurter Neuen Markt nahm von Bohlen sogar eine Wartezeit in Kauf: Wegen der verspäteten Zulassung durch die US-Börsenaufsicht SEC startete die Aktie erst im August und nicht wie geplant bereits Ende Juli am Neuen Markt.

Die Zukunftsaussichten sind ausgezeichnet. Von Bohlen selbst hat die Biotechnik einmal als "dritte industrielle Revolution" bezeichnet. Davon profitiert auch die Bioinformatik. Analysten schätzen das Marktpotenzial auf eine Milliarde Dollar im Jahre 2005 - nach 200 Millionen 1999.

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