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Werne ist das fünfte Verteilzentrum, in dem Amazon-Mitarbeiter die Arbeit niederlegten.

© Reuters

Drei Tage Streik: Amazon lässt Verdi-Ausstand kalt

Verdi und Amazon ziehen Bilanz des aktuellen Ausstands. Miteinander reden tun Gewerkschaft und Onlinehändler nicht.

„Hier beginnt gerade die heiße Phase“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Karsten Rupprecht am frühen Mittwochnachmittag. Zum ersten Mal beteiligten sich auch Amazon-Beschäftigte im Versandzentrum Werne an den Ausständen, zu denen die Gewerkschaft seit Wochenbeginn an bundesweit nun fünf Standorten aufgerufen hatte. Insgesamt hätten dort am Mittwoch rund 2000 Beschäftigte des Onlinehändlers die Arbeit niedergelegt. „Das ist ein gutes Zeichen“, deutete Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger in Berlin die in ihren Augen große Zahl der Teilnehmer.

Die Gewerkschaft will den US-Konzern mit den Streiks an den Verhandlungstisch über einen Tarifvertrag für die etwa 9000 Amazon-Beschäftigten in Deutschland zwingen. Während das Unternehmen sich als Logistiker sieht, ordnet Verdi die Tätigkeiten in den Verteilzentren dem Handel zu.

Mit einem Tarifvertrag bekämen die Angestellten unter anderem einen deutlich höheren Stundenlohn als die derzeit üblichen 9,55 Euro Einstiegsvergütung. Zudem bemängelt die Gewerkschaft unzureichende Pausenregelungen und hohen Leistungsdruck in den bundesweit neun Versandzentren, eines davon in Brieselang bei Berlin. Bereits seit Mai 2013 kommt es deshalb immer wieder zu Streiks.

Amazon sieht Streikbereitschaft erlahmen

Amazon gibt sich in dem Konflikt weiterhin gelassen. An den ersten beiden Streiktagen in dieser Woche hätten sich mit jeweils rund 1300 deutlich weniger Beschäftigte beteiligt als von der Gewerkschaft behauptet, sagte eine Sprecherin des Unternehmens am Mittwoch in München. Insgesamt habe man eine verhaltene Beteiligung festgestellt. Am Mittwoch sei die Tendenz sogar eher abnehmend gewesen.

Auch die Ausweitung der Streiks auf inzwischen fünf Standorte lässt den Onlinehändler nach außen hin kalt. Es spreche schließlich für sich, wenn Verdi immer mehr Standorte benötige, um ausreichend Teilnehmer mobilisieren zu können.

Das Weihnachtsgeschäft könnte neue Streiks bringen

Bei der Gewerkschaft wähnt man sich dennoch auf dem richtigen Weg. Inzwischen gibt es an allen deutschen Standorten Betriebsräte und in Bad Hersfeld seit kurzem einen paritätisch besetzten Aufsichtsrat. Zudem gibt es an immer mehr Standorten Tarifkommissionen – und damit eine Voraussetzung für Arbeitskämpfe. Neben Werne

Im münsterländischen Werne hätten rund 100 Kollegen bei der Premiere die Arbeit niedergelegt, schätzt Gewerkschaftssekretär Rupprecht. Gemessen an rund 1600 Beschäftigten durchaus übersichtlich. Im anstehenden Weihnachtsgeschäft werden sie wohl noch unter Beweis stellen können, dass sie zu weiteren Streiks bereit sind.

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