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Fabian Hambüchens Nachfolger: Lukas Dauser holt die erste deutsche WM-Goldmedaille der Männer seit 2007.

© IMAGO/AFLOSPORT

Weltmeister am Barren: Lukas Dauser trotzte den Rückschlägen

Der deutsche Kunstturner aus Oberbayern holte die erste deutsche WM-Goldmedaille der Männer seit 2007. Doch der Weg an die Spitze war steinig.

Von Katja Sturm

Als Lukas Dauser zwölf Jahre alt war, lautete sein Ziel, eine Silbermedaille bei Weltmeisterschaften zu gewinnen. Auf die Frage nach dem „Warum“ antwortete der Unterhachinger seinem damaligen Trainer Kurt Szilier: „Weil ich sonst keine Konkurrenz mehr habe.“

Am Tag der Qualifikation für die Weltmeisterschaften in Antwerpen änderte der 30-jährige Kunstturner seine Pläne. Bereits 2022 in Liverpool mit dem begehrten Edelmetall dekoriert, schrieb Dauser seinem Trainer aus frühen Jahren, dass er nun die Krone holen wolle.

Die goldene Plakette

Eine Woche später stand er dann ganz oben. Im WM-Finale am Barren war der Deutsche am Sonntag im Sportpaleis der belgischen Hafenstadt nicht zu schlagen. Beim Anblick der goldenen Plakette, die er dafür erhielt, ließ der dreimalige deutsche Mehrkampfmeister seine „unglaubliche Karriere“ kurz Revue passieren.

Dass er die beiden Holme bestens im Griff hat, hat der Sportsoldat immer wieder bewiesen: 2017 gab es mit Silber das erste kontinentale Edelmetall, 2021 und 2022 folgten jeweils zweite Plätze bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Höher geht es wohl nicht mehr, dachte sich damals Bundestrainer Valeri Belenki.

Kein Zucken, kein einziger Fehlgriff

Stets hatte der so präzise und sauber turnende Bayer, der seit einigen Jahren in Halle lebt und trainiert, auf Weltebene den Chinesen Zou Jingyuan vor der Nase. Doch in Flandern war der Favorit wegen der parallel ausgetragenen Asienspiele nicht dabei. So stand für seinen Verfolger die Tür zum Triumph weit offen, und Dauser nutzte die Gelegenheit.

Viermal war er während der WM-Tage vor die Jury getreten, nie hatte ein Gegner eine bessere Leistung gezeigt. Dauser selbst konnte sich derweil von Mal zu Mal steigern. Die Performance, die er in der Entscheidung ablieferte, bezeichnete Belenki hochachtungsvoll als „perfekt“. Kein Zucken im Handstand, kein einziger Fehlgriff störte die Routine, kein Schritt folgte der sicheren Landung.

2007
holte Fabian Hambüchen als jüngster deutscher Goldmedaillengewinner den letzten deutschen WM-Titel.

Es war auch ein Sieg über all die Rückschläge, die Dauser zu verdauen hatte. Auch über jene, die weiter zurückliegen, wie der Kreuzbandriss, der ihn 2017, als er gerade seine Premiere als nationaler König im Sechskampf gefeiert hatte, jäh aus allen Träumen riss und viel schlimmer war als ähnliche Knieverletzungen.

Oder über die Schulterverletzung, die ihn im Dezember pausieren ließ. Oder die Zweifel, die er noch vor wenigen Wochen hegte, als ihn das Gefühlt plagte, nicht rechtzeitig bis zur WM fit zu sein.

Glückwünsche von Fabian Hambüchen

Heimtrainer Hubert Brylok, dem Dauser seit seinem Wechsel von Berlin an die Saale die tägliche Freude am Sport und ein großes Mitspracherecht bei der Trainingsplanung verdankt, hat das Vertrauen in den Profi und Perfektionisten nie verloren. Auch das hat ihm auf dem Weg zurück und darüber hinaus gut getan.

Zuletzt hatte Reck-Spezialist Fabian Hambüchen 2007 WM-Gold für die DTB-Männer geholt, jetzt war der Turner-Rentner einer der ersten Gratulanten bei seinem Kumpel. Hambüchens Frau Viktoria schreibt Dauser Fitness- und Ernährungspläne, sein Onkel Bruno stärkt als Mentaltrainer die Psyche des neuen Weltmeisters.

Der stimmte sich, wie von den Veranstaltern verlangt, mit Klamotten und Accessoires in Olympiafarben noch beim Bankett am Abend seines bislang größten Triumphes auf die Spiele 2024 in Frankreich ein. Mit roter Kappe und gelber Brille zum Beispiel, für die der Mehrkampf-16. mit dem Team qualifiziert ist.

Seine ganz persönliche und sicher wieder steinige „Road to Paris“ wird er aber erst im Dezember antreten, nach einem Bundeswehr-Lehrgang, dem Swiss Cup in Zürich Anfang November und den nachgeholten Flitterwochen mit seiner Frau auf den Malediven.

Den Titel und den damit verbundenen Druck will der Modellathlet dabei nicht als Last, vielmehr als Ansporn sehen. Welche Ziele er bei seinem vielleicht letzten Auftritt auf der ganz großen Bühne verfolgt, wird Dauser seinem langjährigen Trainer Szilier rechtzeitig verraten.

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