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43 Prozent aller Alleinerziehenden sind armutsgefährdet.

© IMAGO/Michael Gstettenbauer/IMAGO/Michael Gstettenbauer

Tag der Alleinerziehenden: Mehr als 30 Prozent der Berliner Haushalte werden von einem Elternteil allein geschmissen

In Berlin machten Alleinerziehende und ihre Kinder mehr als 30 Prozente aller Haushalte aus. Am „Single Parent Day“ gibt es in Lichtenberg aus diesem Anlass ein Tischtennisturnier und Beratung.

Man kann nicht oft genug daran erinnern, was alleinerziehende Eltern täglich leisten. Deshalb schadet es auch nicht, dass es den „Internationalen Tag Alleinerziehender“ gleich zweimal gibt: einmal am 21. März (1984 in den USA als „Single Parent Day“ ausgerufen) und einmal am 28. September.

Der Märztermin wird in diesem Jahr unter anderem von der Anlauf- und Beratungsstelle für Alleinerziehende in Lichtenberg gefeiert. Dort finden am Donnerstag (21.3.) ein Tischtennis-Turnier und ein angeleiteter Aktivnachmittag für Kinder zwischen ein und drei Jahren statt, außerdem Beratungen und ein Kreativ-Treff, überwiegend mit Kinderbetreuung. Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite alleinerziehend-in-lichtenberg.de.

Der Berliner Beirat für Familienfragen weist anlässlich des „Internationalen Tages“ darauf hin, dass die Armutsgefährdung für Alleinerziehende „etwa dreimal so hoch wie für Paarhaushalte mit Kindern“ sei. In Berlin machten Alleinerziehende und ihre Kinder mehr als 30 Prozente aller Haushalte aus. „Das öffentliche Bild von Alleinerziehenden hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt, die Familienform ist gesellschaftlich inzwischen weitestgehend akzeptiert“, heißt es vom Beirat.

„Allerdings stehen Einelternfamilien immer noch vor vielerlei Herausforderungen. Sie müssen den Alltag, die Haushaltsführung sowie die Kindererziehung allein organisieren und kämpfen häufig mit finanziellen Problemen: Die ,Fachkommission für Gleichstellung der Geschlechter und für die Förderung von Frauenrechten der Vereinten Nationen’ hat daher dieses Jahr beim Kampf gegen Armut auch die Alleinerziehenden im Blick.“

Alleinerziehende zahlen überproportional viele Steuern

Delia Keller vom Verein „Fair für Kinder“ fordert anlässlich des Single Parent Day, die Politik müsse die Leistungen von Alleinerziehenden endlich würdigen und sie nicht länger finanziell und steuerlich benachteiligen. „Dass ein Elternteil fehlt, wird denjenigen, die sich kümmern, von Politik und Gesellschaft bislang als Schuld und Defizit angelastet. Alleinerziehende zahlen etwa überproportional hohe Steuern“, kritisiert Keller. Sie seien auch häufiger berufstätig als Mütter in Paarfamilien, meist in Vollzeit. „Allerdings oft in schlecht bezahlten Jobs, für die sie überqualifiziert sind. 43 Prozent der Alleinerziehenden sind armutsgefährdet.“ Auch das Unterhaltsrecht sei teilweise haarsträubend ungerecht.

Keller hat 2023 eine Petition für gerechtere Regeln beim Unterhaltsvorschuss gestartet: Diesen Vorschuss erhalten Alleinerziehende vom Jugendamt, wenn der andere Elternteil keinen Unterhalt zahlen kann oder will. Seit 2008 wird allerdings das staatliche Kindergeld vom Unterhaltsvorschuss abgezogen – das bedeutet 125 Euro Verlust pro Monat und Kind. Das Ganze war ursprünglich als vorübergehende Sparmaßnahme gedacht, besteht aber bis heute fort. Obwohl der Sachverständigenausschuss des Bundestags längst dafür plädiert hat, die Regelung wieder abzuschaffen. „840.000 Kinder in alleinerziehenden Familien werden durch sie diskriminiert“, sagt Keller.

Ihre Petition mit dem Namen „Kindergeld für alle“ haben bereits mehr als 24.000 Menschen unterschrieben. Seit Anfang März gibt es auch eine Bundestagspetition dazu. Mindestens 50.000 Menschen müssen sie unterschreiben, damit sie im Petitionsausschuss des Bundestags angehört wird.

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