zum Hauptinhalt
Hertha BSC (re. Marton Dardai) war gegen St. Pauli oftmals den berühmten Schritt zu spät.

© imago images/Jan Huebner

Zeitweise eine Klasse zu schlecht: Hertha BSC ist beim 0:2 gegen St. Pauli chancenlos

Gegen den Tabellenführer der Zweiten Bundesliga zeigt Hertha über weite Strecken einen ganz schwachen Auftritt. Die späte Leistungssteigerung reicht nicht für eine Aufholjagd.

| Update:

Pal Dardai musste zwei Rückschläge wegstecken, da war das Spiel seines Teams Hertha BSC gegen den FC St. Pauli noch nicht mal angepfiffen. Kurz vor dem Aufeinandertreffen im Millerntor-Stadion schien sich Haris Tabakovic beim Aufwärmen am Knie verletzt zu haben, dann kamen Sorgen um Torwart Tjark Ernst auf. Während Ersterer trotz der Beschwerden zunächst spielte, musste Ernst aufgrund muskulärer Probleme passen. Er wurde von Marius Gersbeck ersetzt.

Als das Spiel am Sonntagmittag dann lief, kamen für Trainer Dardai noch viele weitere Rückschläge dazu. Seine Mannschaft war beim Tabellenführer der Zweiten Fußball-Bundesliga weitgehend ohne Chance und verlor vor 29.546 Zuschauenden verdient 0:2 (0:2). „Wir hatten den Plan, nach vorne zu verteidigen, mit einer Tiefenstaffelung zu spielen und einer aggressiven Zweikampfführung, aber das haben wir nicht immer hinbekommen“, bilanzierte Pal Dardai. „Die erste Halbzeit ging voll an St. Pauli, über das 2:0 dürfen wir uns nicht beschweren.“

Neben dem Ausfall Ernsts änderte Pal Dardai seine erste Elf nur auf einer Position. Im Vergleich zum ärgerlichen Unentschieden gegen Holstein Kiel am vergangenen Spieltag durfte zunächst Marten Winkler für Ibrahim Maza auf der rechten offensiven Außenposition von Beginn an ran.

Viel Frust aufgrund des Ergebnisses gegen Kiel war bei Hertha zunächst nicht spürbar. Die Berliner zogen sich weit in die eigene Hälfte zurück und griffen meist erst ab der Mittellinie an. So machte der Tabellenführer das, was er am besten kann: Sich mit viel Ballbesitz den Gegner zurechtlegen, um dann blitzartig vertikal nach vorne spielen.

Zunächst brauchten die Hamburger aber etwas, um aus den 80 Prozent Ballbesitz Chancen zu kreieren. Erst ein Fehlpass von Herthas Pascal Klemens im Aufbau brachte sie dahingehend nach etwa einer Viertelstunde ins Spiel. Nach einer Flanke von Philipp Treu bestrafte Marcel Hartel diesen Patzer aber nicht und köpfte knapp über das Tor.

Kurz darauf rettete Linus Gechter und blockte einen Schuss von Hartel, der mit einem langen Ball von Manolis Saliakas auf die Reise geschickt worden war. Bei der anschließenden Ecke war Gersbeck dann machtlos. Der Ball wurde flach an den kurzen Pfosten gespielt, wo Johannes Eggestein in den Rückraum auf den alleingelassenen Saliakas ablegte. Dieser zog direkt ab und der Ball, von Toni Leistner noch abgefälscht, fand seinen Weg ins linke Eck.

Hinten zu unsicher, vorne kein Mut

Und Hertha? Antwortete auf den Rückstand vier Minuten später mit einem harmlosen Kopfball durch Tabakovic, der durch eine Ecke von Jonjoe Kenny in Szene gesetzt worden war. Viel mehr war nicht zu sehen in der Offensive. Auch der sonst so aktive Fabian Reese konnte nur selten mal mit einem Dribbling auf sich aufmerksam machen.

Es spielten nur die Gastgeber und Hertha schaute zu. Immer wieder taten sich Lücken zwischen den Ketten auf, die St. Pauli konsequent und sauber bespielte. Ähnlich unaufmerksam wie seine Teamkollegen schien auch Gersbeck zu sein, der nach einem halbgaren Schuss durch Elias Saad den Ball nicht festhalten konnte und ziemlich in Bedrängnis geriet. Saad erkämpfte sich den Ball, kam aber nicht mehr zum Abschluss.

Hertha konzentrierte sich ausnahmslos aufs Verteidigen und ließ trotzdem immer wieder Chancen zu, weil es das Team von Trainer Fabian Hürzeler zu gut und vor allem zu schnell spielte. Die beiden Sechser Herthas, Aymen Barkok und Klemens, konnten wenig bis gar keinen Zugriff in der Zentrale herstellen.

Alles meckern half nichts. In der ersten Halbzeit trat Hertha ganz schwach auf.
Alles meckern half nichts. In der ersten Halbzeit trat Hertha ganz schwach auf.

© imago images/Matthias Koch

Gleichzeitig fehlte die Entlastung vorne. Bezeichnend war eine Situation nach einer halben Stunde: Reese gelangte in eines seiner favorisierten Eins-gegen-Eins-Duelle, dribbelte aber an der Seitenlinie ins Aus. „Es geht darum, die Konzentration hochzuhalten, den Matchplan umzusetzen, da zu sein, wenn der Schiedsrichter anpfeift. Das ist uns nicht gelungen“, sagte Reese später bei Sky.

Vielmehr lag nun ein weiterer Treffer von St. Pauli in der Luft. Fünf Minuten vor der Halbzeit sah es auch ganz danach aus. Nach einer Flanke von Saliakas kam Hartel in der Mitte frei zum Kopfball und verfehlte das Tor nur um wenige Zentimeter.

In der nächsten Aktion machte der Hamburger es dann besser und sorgte mit einem satten Linksschuss von der Sechzehnerkante für das 2:0 für St. Pauli. Wieder mal machte sich Hertha das Leben selbst schwer. Erst schafften es die Berliner nicht, den Ball herauszuschießen, beim Schuss von Hartel machte dann Gersbeck keine gute Figur. „Da habe ich mich ein bisschen zentraler orientiert und dann kam ich zu spät“, erklärte Gersbeck.

Hertha wird im zweiten Durchgang etwas besser

Auf die schwache erste Hälfte reagierte Pal Dardai und brachte mit Marton Dardai, Derry Scherhant, und Maza gleich drei frische Kräfte. Dafür verließen Leistner, Winkler und Tabakovic den Platz. „Wir haben keine Analyse gemacht, sondern einfach gesagt, dass die erste Halbzeit vergessen werden soll“, sagte Pal Dardai. „Dann haben wir es umgeändert und mit Marton Dardai einen spielstarken Innenverteidiger eingewechselt, das war die wichtigste Entscheidung.“ Der gewünschte Effekt, mit einer Systemumstellung auf ein 4-3-3 kompakter zu stehen und nach vorne Akzente zu setzten, blieb zunächst aber aus.

St. Pauli übernahm umgehend wieder die Spielkontrolle und drängte auf den nächsten Treffer. Der bestens aufgelegte Saliakas scheiterte fünf Minuten nach Wiederanpfiff mit seinem Schuss am rechten Lattenkreuz.

9
Mal hat Hertha in dieser Zweitligasaison nun verloren. Dazu kommen neun Siege und neun Unentschieden.

Nach einer Stunde sollte Hertha dann aber doch endlich zur ersten guten Torchance kommen. Nach einem langen Ball durch Marton Dardai legte Barkok links auf Scherhant ab. Dieser setzte sich zunächst gegen Karol Mets im Eins gegen Eins durch, Letzterer blockte den Schuss dann aber doch zur Ecke. Die anschließende Hereingabe landete im Rückraum bei Maza, der Elias Saad mit einer Körpertäuschung ungewohnt alt aussehen ließ und sofort abzog. Sein strammer Schuss strich knapp über die Latte.

Die beiden Gelegenheiten schienen Hertha nun neue Energie zu verleihen. Zudem trauten sich die Berliner weiter nach vorne und versuchten, den Gegner schon früh an einem geordneten Spielaufbau zu hindern. So taten sich für beide Teams Lücken auf, die beide aber erstmal nicht für sich zu nutzen wussten. Erst zehn Minuten vor Schluss setzte Scherhant das nächste Ausrufezeichen aus Hertha-Sicht. Wieder war es Mets, der seinen Schuss im Strafraum zur Ecke klärte.

In der Folge kam es auf beiden Seiten nicht mehr zu nennenswerten Chancen, sodass Hertha sich letztlich trotz verbesserter Leistung in Halbzeit zwei verdient geschlagen geben musste. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false