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Herzensverein. Andreas Brehme im Trikot des 1. FC Kaiserslautern.

© Imago Sportfotodienst/Kicker/Liedel

Zum Tod von Andreas Brehme: Ein Elfmeter für die Ewigkeit

Andreas Brehme hat sich durch sein entscheidendes Tor im WM-Finale 1990 einen Platz in den Annalen des deutschen Fußballs gesichert. Nun ist er viel zu früh verstorben. Ein Nachruf.

Es war im August 1987 in Berlin. Ein lockeres Trainingsspielchen auf dem Vereinsgelände der FV Wannsee. Am Tag danach sollte die von Teamchef Franz Beckenbauer betreute Nationalmannschaft im Olympiastadion gegen Frankreich antreten. Während der Übung flachste Lothar Matthäus seinen Mitspieler Andreas Brehme an: „Du hast wohl keine Puste mehr.“ Der Angesprochene raunte im Hamburger Zungenschlag zurück: „Mensch Kerl, nerv hier nich.“

Das klang so, als sei Andy, wie ihn alle nannten, noch auf dem Trainingsplatz des HSV Barmbek-Uhlenhorst unterwegs gewesen, dem Klub, bei dem er einst seine große Karriere als Fußballer begann, die für ewig in dem verwandelten Elfmeter in der 85. Spielminute im Weltmeisterschaftsfinale von Rom im Jahr 1990 gipfelte. Es war das Tor zum verdienten Titel für das deutsche Team bei der WM in Italien beim 1:0 gegen Maradonas Argentinier.  

86 Mal spielte Brehme für die Nationalmannschaft, seine Vereinskarriere war auch sehr imposant, er steigerte sich dabei mit fortschreitendem Alter. Eigentlich wollte er mit 19 Jahren zu seinem Herzensverein Hamburger SV, doch dann ging es, dank Vermittlung des damals beim HSV engagierten Felix Magath zum 1. FC Saarbrücken und vom Zweitligisten ein Jahr später in die Bundesliga zum 1. FC Kaiserslautern. Der gelernte Linksverteidiger und Freistoßexperte war fünf Jahre lang der Leistungsträger der Pfälzer, bevor dann der große FC Bayern rief.

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In München wurde er 1987 erstmals Deutscher Meister

In München wurde Andreas Brehme dann 1987 auch erstmals Deutscher Meister, seine ganz große Zeit als Klubspieler sollte er aber – auch im Verein – in Italien haben. Gemeinsam mit Matthäus und Jürgen Klinsmann war Inter Mailand in Brehmes Zeit eine europäische Hausnummer, wurde Italienischer Meister (1989) und gewann den Uefa-Pokal (1991).

Und dazwischen lag eben jenes Tor von Rom. Das Besondere daran: Der Spieler: Brehme hat den Elfmeter mit rechts geschossen, im Viertelfinale der WM 1986 gegen Gastgeber Mexiko hatte er noch einen Elfer mit links verwandelt.

Brehme konnte es mit beiden Füßen. Und der Triumph von Rom war auch noch in anderer Hinsicht ein ganz besondere für ihn: Als jugendlicher Kicker hatte er noch Franz-Beckenbauer-Poster über dem Bett, nun bescherte er seinem Mentor den WM-Titel.

Bei allen großen Erfolgen blieb Brehme stets Mensch. Einer mit Emotionen, so stieg er 1990 besonders laut johlend aus dem Flieger, der das deutsche WM-Siegerteam in die Heimat gebracht hatte. Und so versteckte er seine Emotionen auch nicht in seinem bittersten Moment als Spieler.

1993 war er nach nur einer Saison in Spanien bei Real Saragossa in die Heimat zum 1. FC Kaiserslautern zurückgekehrt, 1996 stieg er mit dem Klub ab – nach einem 1:1 bei Bayer Leverkusen. Danach, beim Fernsehinterview, heulte er sich minutenlang an der Schulter des damaligen Leverkuseners Rudi Völler aus. Es war eine herzergreifende Szene in einem Business, das ja inzwischen immer kälter geworden ist.

Mit Kaiserslautern stieg er ab und wieder auf

Kurz nach dem Abstieg gewann Brehme mit Kaiserslautern noch den DFB-Pokal. Es war ein seltsamer Trost. Er blieb seinem Klub trotz des Falls treu, führte ihn aus der Zweiten Liga wieder in die Bundesliga und war, wenn er auch nur noch fünfmal spielte, 1998 auch Teil der Sensationsmeistermannschaft von Trainer Otto Rehhagel. Als Aufsteiger hatten die Lauterer direkt in der Bundesliga triumphiert.

Sein Karierende war still und leise, etwas merkwürdig blieb nur, dass er nie in seiner Heimatstadt bei seinem HSV gespielt hatte – obwohl es öfter mal Annäherungen gab. Aber Brehme blieb vom Gemüt Hamburger durch und durch. Immer direkt.

Seine Karriere nach dem Ende seiner Spielerlaufbahn verlief weniger spektakulär, er betreute den 1. FC Kaiserslautern zwei Jahre lang als Teammanager, die A-Trainerlizenz hatte er bei einem Sonderlehrgang für besonders verdiente Nationalspieler bekommen. Zunächst lief es für ihn bei seinem FCK ganz ordentlich, er kam in seiner ersten Spielzeit sogar bis ins Halbfinale des Uefa-Cups mit dem Team. Kurz nach Beginn der Saison 2002/2003 musste er die Pfälzer allerdings nach einem schwachen Start verlassen.

Später war er noch beim Zweitligisten Unterhaching Trainer, dann Assistent von Giovanni Trapattoni beim VfB Stuttgart. Die besonders erfolgreiche Karriere als Coach wurde es schließlich nicht. Nach seiner Zeit an der Seitenlinie war er noch als Kolumnist tätig, gab auch mal den Co-Kommentator und half beim DFB aus, die ganz großen öffentlichen Auftritte wurden aber weniger.

In der Nacht zu Dienstag ist Andreas Brehme in München an einem Herzinfarkt gestorben. Er wurde nur 63 Jahre alt.

Rudi Völler, sein alter Mitstreiter, sagte zu Brehmes Tod: „Andy war unser WM-Held, aber für mich noch viel mehr – er war mein enger Freund und Begleiter bis zum heutigen Tag. Seine wunderbare Lebensfreude wird mir fehlen. Meine Gedanken sind nun bei seinen Hinterbliebenen, seinen Freunden, vor allem bei seinen beiden Söhnen. Ich wünsche ihnen allen viel Kraft.“

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