zum Hauptinhalt
Der Mann stand für Seriösität. ARD-Sportmoderator Ernst Huberty.

© dpa/Horst Ossinger

Zum Tod der Sportschau-Legende: Ernst Huberty – der Mann für die gewisse Stunde

Als er die Fußball-Bundesliga moderierte, war es noch übersichtlicher, und Millionen hingen an seinen Lippen. Nun ist „Mr. Sportschau“ mit 96 Jahren gestorben. Eine Erinnerung an Ernst Huberty.

Es war sehr nüchtern und Lichtjahre vom heutigem Zeitalter in der Bundesliga entfernt. Während inzwischen jeder Grashalm selbst auf den Fußballplätzen der dritten Liga aus 22 Kameraperspektiven eingefangen wird, präsentierte die Sportschau in den Siebzigerjahren Sonnabend für Sonnabend die Zusammenfassung von drei Spielen.

Die Ergebnisse der anderen sechs Bundesliga-Partien wurden lediglich verkündet. Das Verzweifeln darüber, dass ausgerechnet das Spiel der Lieblingsmannschaft nicht im Bild zu sehen war, gehörte für zwei Drittel der Zuschauerschaft zum Samstag dazu.

Es war also doppelt spannend, wenn Ernst Huberty um 18 Uhr die Nation zur Bundesliga-Nachbetrachtung bat, die für viele die Erstbetrachtung war. Denn wer nicht Radio gehört hatte, der wollte natürlich die Ergebnisse nicht vorher wissen.

Huberty war also der Mensch, der den irren Spannungsbogen auflösen musste. Und er machte das souverän, löste die Verkrampfung beim Publikum ohne das heute oft übliche Sensationskrakel. Mit sonorem, ruhigem Tonfall führte er eine Stunde lang durch die Sportschau.

Huberty war von Beginn an dabei, er moderierte schon am 4. Juni 1961 die erste Sportschau überhaupt. Das Filmmaterial wurde anfangs von Kurieren zum Sender gefahren. Die Vereine zahlten zum Dank Geld dafür. Bis zu 15 Millionen Menschen schalteten jedes Mal ein, wenn Huberty loslegte.

Huberty führte die Fußballmoderation auf ein ruhiges Level

Bis 1982 war Ernst Huberty in der Sportschau zu sehen, dann stieg er wegen einer Spesenaffäre ins dritte Programm ab. Und noch im selben Jahrzehnt sollte sich alles ändern, RTL zeigte ab 1988 mit Ulli Potofski als erster Privatsender die Bundesliga und dann ab 1992 war Sat1 dran mit einem damals noch ein wenig auf Krawall gebürsteten Reinhold Beckmann.

Die Sportschau kam immer mehr aus der Mode und läuft heute eher als Foklore noch so mit.

Verdienst von Ernst Huberty war es, dass er die Fußballmoderation damals auf ein ruhiges Level führte. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich das bei vielen seiner Vorgänger noch ganz anders angehört, in den Filmberichten zur Nationalmannschaft etwa.

Daher hinterlässt Huberty auch wenig spektakuläre Sprüche. Bezeichnend ist, dass jetzt sein „ausgerechnet Schnellinger“ vielerorts als sein markantester Spruch genannt wird.

Das mit dem Schnellinger hat er 1970 gesagt, als der im WM-Halbfinale gegen Italien in der 90. Minute den Ausgleich erzielte. Schnellinger spielte damals beim AC Mailand. Heute ganz klar ein Spruch der Marke unspektakulär, da haben die Männer und immer mehr Fußballmoderatorinnen heutzutage weit mehr im Portfolio.

Ernst Huberty war ein Mann der Ruhe. Die hat er nun auch für sich gefunden. Am Montag ist er im Alter von 96 Jahren gestorben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false