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Julian Nagelsmann spricht von einer guten Gruppe und erwartet einen emotionalen Auftakt gegen Schottland.

© AFP/ODD ANDERSEN

„Wir müssen demütig rangehen“: Deutschland erwischt lösbare EM-Gruppe

Deutschland hat für die EM mit Schottland, der Schweiz und Ungarn drei machbare Aufgaben in der Gruppe bekommen. Nagelsmann warnte trotzdem vor den Spielen und kündigte Personalentscheidungen im März an.

Die Elbphilharmonie in Hamburg war ein besonderer Rahmen, in dem die Auslosung für die anstehende Fußball-Europameisterschaft (14. Juni bis 14. Juli 2023) stattfand. Auch wenn der Standort für Julian Nagelsmann bedeutete, am Samstag trotz einer Erkältung und winterlicher Verhältnisse mit dem Auto quer durch das Land fahren zu müssen.

Nachdem die Musik von Star-Tenor Jonas Kaufmann und Star-Geiger David Garrett im Hamburger Konzerthaus verklungen war, einige Fußballgrößen wie Gianluigi Buffon, Angelos Charisteas oder David Silva, die als Losfeen fungierten, die Bühne verlassen hatten, lächelte der deutsche Bundestrainer Nagelsmann dann doch etwas entspannter.

Das lag daran, dass die deutsche Nationalmannschaft durchaus Glück hatte bei der Auslosung. „Es ist eine gute Gruppe, aber keine Hammergruppe. Es sind drei Teams, die sich sehr gut durchgesetzt haben, vor allem Schottland und die Schweiz“, bilanzierte Nagelsmann am Samstagabend. Beide Nationen wurden in der Qualifikation Gruppenzweiter, Schottland ließ unter anderem Norwegen hinter sich.

Deutschland wird am 14. Juni in München in die EM starten und dort Schottland empfangen. „Das Auftaktspiel gegen die Schotten in München wird sicher sehr emotional, sowohl aus deutscher als auch aus schottischer Sicht mit tollen Fans“, sagte Nagelsmann, der einen emotionalen Spielstil erwartet, mit einer tiefen Verteidigung und vielen langen Bällen.

Auch für Sportdirektor Rudi Völler hätte es kaum einen interessanteren Gegner zu Beginn geben können. „Ich persönlich freue mich vor allem auf das Eröffnungsspiel gegen die Schotten. In meinem Leben als Spieler, als Trainer, habe ich oft gegen sie spielen dürfen, sie haben unglaubliche Fans, die für die EM eine Bereicherung sind“, sagte Völler.

Nagelsmann schätzt die Schweiz am stärksten ein

Der wohl unangenehmste, wenn auch nicht der beste Gegner dürfte aber Ungarn sein, auf das Deutschland dann am 19. Juni in Stuttgart trifft. Nicht wenige dürften sich an das 0:1 vor gut einem Jahr erinnern, durch das die DFB-Elf in Leipzig an Ungarn scheiterte und so das Final Four in der Nations League verpasste.

Es sind drei Gegner, die uns fordern werden, aber auch drei Gegner, gegen die wir uns durchsetzen wollen

Julian Nagelsmann, deutscher Bundestrainer

Als „besten“ Gruppengegner bezeichnete Nagelsmann indes die Schweiz, auf die das deutsche Team am 23. Juni in Frankfurt/Main trifft. „Ich kenne auch bei der Schweiz Spieler aus der Bundesliga. Sie spielen sehr guten Fußball und haben mit Granit Xhaka außerdem gerade einen der top Bundesliga-Spieler in ihren Reihen“, so Nagelsmann.

Am Ende gehe es aber darum, dass Deutschland bestimme, wie gut die Gegner sind. „Es sind drei Gegner, die uns fordern werden, aber auch drei Gegner, gegen die wir uns durchsetzen wollen.“ Wird Deutschland Gruppensieger, wären England oder Dänemark aus der Gruppe C mögliche Kontrahenten im Achtelfinale.

Mit der Schweiz, Ungarn und Schottland blieb den Deutschen also die sogenannte Hammergruppe erspart, die bei viel Lospech auch aus Gegnern wie den Niederlanden oder Italien hätte bestehen können. Die Auslosung ergab aber, dass Titelverteidiger Italien nun mit Spanien, Albanien und Kroatien in Gruppe B konkurriert.

Eine ähnlich starke Konstellation gibt es in Gruppe D, in der ein Qualifikant, der sich bei den Play-offs Ende März durchsetzen muss, den Gruppenkopf bildet. Das könnte Polen, Estland, Wales oder Finnland sein. Hinzu kommen die Niederlande, Österreich und Frankreich.

Aus Sicht Deutschlands kann man also von einer vergleichsweise machbare Gruppe sprechen. Trotzdem übten sich sowohl Völler als auch Nagelsmann in Demut und mahnten vor verfrühter Euphorie, auch angesichts der beiden letzten Auftritte gegen die Türkei und Österreich.

Nagelsmann kündigte als Konsequenz seiner Analyse der beiden jüngsten Länderspiele sogar besondere Entscheidungen im März an, wenn Deutschland Freundschaftsspiele gegen die Niederlande und Frankreich bestreiten wird. „Wir werden Entscheidungen treffen, die wir aufgrund der veränderten Struktur in der Nationalmannschaft brauchen“, sagte Nagelsmann. „Wir haben Ideen fußballerischer Natur, aber auch was das Mannschaftsgefüge angeht, mit Personalentscheidungen, die wir anpassen müssen und auch verändern wollen.“

Konkret wollte der 36-Jährige aber nicht werden, dazu sei die Auslosung nicht der richtige Rahmen. Vielmehr gehe es nun darum, die drei Gruppengegner ausführlich zu analysieren und dann zur EM bereit zu sein. Letztlich fasste er es für ihn unüblich einfach zusammen: „Erstmal demütig rangehen, zeigen, wer die bessere Mannschaft ist und Spiele gewinnen.“

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