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Hat er sich bereicht? Die Fifa erhebt Vorwürfe gegen Ex-Chef Joseph Blatter.

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Vorwürfe gegen Ex-Chef Sepp Blatter: Will die Fifa nur von Gianni Infantino ablenken?

Die Riege um Ex-Chef Joseph Blatter soll sich um 79 Millionen Franken bereichert haben. Die neue Offenheit der Fifa hat vor allem strategische Gründe. Eine Analyse.

Das ist mal neu. Anstatt Skandale um dubiose Zahlungen zu vertuschen, liefert die Fifa nun mundgerecht Excel-Tabellen und bunte Diagramme mit genauen Beträgen. Am Freitag gaben die Anwälte des Fußball-Weltverbandes dazu eine Telefonkonferenz für ausgewählte Medien. Sie teilten mit, der frühere Fifa-Präsident Joseph Blatter, Ex-Generalsekretär Jérôme Valcke und der ehemalige Finanzdirektor Markus Kattner hätten sich um mehr als 79 Millionen Schweizer Franken bereichert. Das habe eine interne Untersuchung der letzten fünf Jahre ergeben, die an die Staatsanwälte in den USA und der Schweiz weitergeleitet wurde. Am Donnerstag habe es eine Hausdurchsuchung im Fifa-Hauptquartier gegeben.

Wirklich überraschend ist es nicht, dass bei der Fifa lange eine Selbstbedienungsmentalität herrschte. Eine Clique befreundeter Funktionäre besetzte die wichtigsten Gremien und genehmigte sich gegenseitig hohe Bonuszahlungen für WM-Turniere, lukrative Vertragsverlängerungen und goldene Fallschirme. Das wirft vor allem ein schlechtes Licht auf die wenigen unabhängigen Kontrolleure wie den Finanzaufseher Domenico Scala. Aber auch wenn die Zahlungen unsittlich hoch scheinen, waren es doch gültige Verträge. Die Gesamtsummen waren längst bekannt und im jährlichen Finanzbericht veröffentlicht. Neu ist nur, wer wieviel wofür bekam.

Offen ist daher, ob Blatter und seine Führungsriege damit wirklich gegen Schweizer Gesetze verstoßen haben. Die Fifa-Anwälte vermuten das nur und sprechen von möglicher „Verletzung treuhänderischer Pflichten“. Das müssen nun die staatlichen Organe klären. Falls Fifa-Regularien verletzt wurden, ist die eigene Ethikkommission zuständig. Mögliche Sperren träfen die Fifa nicht, weil alle beteiligten Akteure längst nicht mehr im Amt sind.

Vielleicht erklärt dies die neue Offenheit der Fifa. Mit Ex-Chefs lässt sich eben gut abrechnen. Vor allem wenn gegen den aktuellen Chef Gianni Infantino auch Vorwürfe im Raum stehen, von denen nun abgelenkt wird. Dass der Präsident offenbar Sitzungsprotokolle löschen ließ, dürfte zumindest die Fifa-Ethikkommission interessieren. Zu diesen Vorwürfen wird der Verband den Medien eher keine bunten Diagramme präsentieren.

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