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Der spanische Weltmeister-Trainer Jorge Vilda neben dem suspendierten Verbandspräsidenten Luis Rubiales

© Reuters/Molly Darlington

Wegen Haltung im Fall Rubiales: Spanischer Fußballverband entlässt Weltmeister-Trainer Vilda

Jorge Vilda hatte dem suspendierten Verbandsboss Luis Rubiales nach dessen Verteidigungsrede Beifall gespendet. Er stand schon während des erfolgreichen WM-Turniers in der Kritik.

Der spanische Fußballverband RFEF hat sich von Weltmeister-Trainer Jorge Vilda getrennt. In seiner Mitteilung zum vorzeitigen Ende der Zusammenarbeit hob der Verband am Dienstag das „tadellose persönliche und sportliche Verhalten“ des 42-Jährigen hervor, der die Spanierinnen bei der WM in Australien und Neuseeland im August zum Titelgewinn geführt hatte.

Vilda habe eine „Schlüsselrolle beim bemerkenswerten Wachstum des Frauenfußballs in Spanien“ gespielt, hieß es. Weshalb der bis August 2024 laufende Vertrag gekündigt wird, wurde nicht mitgeteilt.

Vilda hatte das Amt des Frauen-Nationaltrainers seit 2015 inne. Er hatte im vorigen September erste große Probleme gehabt, als 15 Spielerinnen aus Protest gegen seine Arbeitsweise ihren Rücktritt aus der „Selección“ erklärten. Der Verband hielt damals zum Trainer.

Spanischer Verband bittet um Verzeihung

Für große Empörung sorgten Vilda und auch Herren-Nationaltrainer Luis de la Fuente dann Ende August, als sie dem inzwischen im Zuge des Kuss-Skandals vom Weltverband FIFA suspendierten Verbandsboss Luis Rubiales auf einer RFEF-Versammlung nach dessen Verteidigungsrede Beifall spendeten. Neben vielen anderen forderten daraufhin auch Ministerinnen der linken Regierung in Madrid die Absetzung der beiden.

Der spanische Fußballverband hatte sich zuvor im Kuss-Skandal um Verzeihung gebeten. „Wir müssen uns aufrichtig entschuldigen und eine feste und verbindliche Verpflichtung eingehen, dass solche Ereignisse sich nie wiederholen dürfen“, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Brief von RFEF-Interimspräsident Pedro Rocha. Darin spricht Rocha von einem „völlig inakzeptablen Verhalten des höchsten Vertreters“ (des Verbandes).

Der Schaden war enorm.

Pedro Rocha, Interimspräsident des RFEF

Rubiales hatte bei der Siegerehrung nach dem von Spanien gewonnenen WM-Finale in Sydney am 20. August die Spielerin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst. Er beteuerte, der Kuss sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt. Hermoso hatte nach dem Vorfall aber erklärt, sie habe sich „als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe“.

„Das Verhalten von Herrn Rubiales repräsentiert weder die Werte, die vom spanischen Verband verteidigt werden, noch die Werte der spanischen Gesellschaft als Ganzes“, heißt es in dem Brief von Rocha. „Der Schaden, der dem spanischen Fußball, dem spanischen Sport, der spanischen Gesellschaft und allen Werten des Fußballs und des Sports zugefügt wurde, war enorm.“

Der Weltverband FIFA hat Rubiales für 90 Tage suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Der spanische Sportgerichtshof Tad beschloss die Eröffnung eines Verfahrens, aber nur wegen eines „schweren“ Fehlverhaltens. Damit ist eine Suspendierung von Rubiales durch die oberste Sportbehörde CSD nicht möglich. Der CSD hätte den 46-Jährigen nur dann vorläufig des Amtes entheben können, wenn der Tad die Einleitung eines Verfahrens wegen eines „sehr schweren“ Fehlverhaltens beschlossen hätte.

Rubiales weigert sich weiterhin, als Verbandschef zurückzutreten, obwohl das unter anderem auch von den Regionalverbänden des RFEF gefordert wurde. Die Möglichkeit eines Misstrauensvotums gegen den suspendierten Präsidenten lehnte der Verband ab. (dpa)

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