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Läuft noch nicht immer rund in Berlin. Yorbe Vertessen (rechts) im Einsatz für Union.

© imago/Matthias Koch/imago/Matthias Koch

Unions neuer Stürmer : Yorbe Vertessen sucht die Konstanz

Vor einem Monat ist Vertessen nach Köpenick gewechselt. Der Belgier braucht bei den Berlinern wohl eine längere Anlaufphase als von ihm erhofft.

Was er über Borussia Dortmund wisse, wurde Yorbe Vertessen am Dienstag bei seiner ersten Medienrunde als Spieler des 1. FC Union gefragt. „Im Moment sind sie in einer merkwürdigen Phase mit vielen Aufs und Abs“, sagte der Stürmer. Am Samstag, wenn der BVB in Berlin zu Gast ist (15.30 Uhr, Sky), sei alles möglich. 

Die gleiche Einschätzung könnte man in diesen Tagen auch über Vertessen selbst abgeben. Einen Monat nach seinem Wechsel von PSV Eindhoven bleibt der Belgier noch ein Rätsel. Auch er hatte schon seine Höhen und Tiefen im Union-Dress, und auch er steckt nicht in der brillantesten Phase seiner jungen Karriere. Vertessens Talent steht außer Frage. Doch in den fünf Spielen seit seiner Ankunft kam er bisher nur auf einen Startelf-Einsatz und einen Assist. Gegen Dortmund will er nun endlich durchstarten. 

„Ich bin schon ein bisschen enttäuscht im Moment, weil ich nicht so viel spiele“, sagte Vertessen am Dienstag. „Aber ich bin überzeugt von meinen Qualitäten und glaube, dass es jetzt an der Zeit ist, mehr Minuten zu bekommen.“

Als er im Januar nach Berlin wechselte, galt Vertessen als der große Coup des Transfer-Winters. Der schnelle Angreifer wurde als Ersatz für die scheidende Vereinslegende Sheraldo Becker gehandelt und hatte nach eigenen Angaben auch „interessante“ Angebote aus England und Frankreich. Auch PSV wollte ihn lange nicht ziehen lassen und ließ den Transfer beinahe nach dem Medizincheck noch platzen. Doch Vertessen wollte unbedingt zu Union. 

In der Bundesliga rechnet er sich gute Entwicklungschancen aus

„Ich hatte mit Union Saint-Gilloise schon einmal hier in der Alten Försterei gespielt, also ich wusste um die Atmosphäre“, sagte er. Die Gespräche mit Unions Technischem Direktor Michael Parensen habe ihn überzeugt, und in der Bundesliga rechnete er sich gute Entwicklungschancen aus. „Ich dachte, dass der deutsche Fußball gut zu mir passt, weil hier sehr direkt gespielt wird. Das waren also die vielen kleinen Faktoren, die dann zusammengekommen sind.”

Auch Union-Trainer Nenad Bjelica zeigte sich zuletzt optimistisch, dass der Neuzugang einen sofortigen Eindruck hinterlassen würde. „Er kommt von einem großen Verein, deswegen braucht er keine Anpassungszeit“, sagte der Kroate vor zwei Wochen. Stattdessen hatte Vertessen zuletzt durchaus seine Schwierigkeiten, Fuß zu fassen. 

Seine Familie und Freunde haben ihn in den letzten Wochen oft besucht, sagte der 23-Jährige, der nur anderthalb Stunden von Eindhoven entfernt aufwuchs und bisher nur dort und in Belgien gespielt hatte. „Es war ein Risiko für mich, und vielleicht war der Schritt doch etwas größer als gedacht“, sagte er diese Woche ehrlich. „Es war schwer, mich anzupassen, und ich bin eine Person, die in dieser Hinsicht vielleicht mehr Schwierigkeiten hat.“

Wenn ich weiterhin nicht so viel spiele, werden Nenad Bjelica und ich vielleicht sprechen. 

Yorbe Vertessen

Jetzt aber sei er angekommen. Am Sonntag bezog Vertessen eine neue Wohnung in Köpenick, und auch von dem Miteinander auf der Arbeit kommt er schnell ins Schwärmen. Bei PSV habe es mehr nationale Cliquen im Kader gegeben, bei Union hingegen seien die Spieler mehr eine Einheit. „Ich fühle mich jetzt sehr gut und sehr willkommen. Sowohl die Trainingseinheiten als auch die Spieltage machen mir Spaß.“

Trotzdem hat er nur bescheidene Hoffnungen für die kommenden Wochen und Monate. Bei Union ist in dieser Saison ohnehin nur der Klassenerhalt möglich, und auch seine Träume von der Nationalmannschaft scheint er auf Eis gelegt zu haben. Im Dezember sagte er noch im Interview mit der Zeitschrift Voetbal International, dass er gerne zur EM in Deutschland fahren würde. Am Dienstag war er zurückhaltender, was eine mögliche Nominierung vom ehemaligen Bundesliga-Trainer Domenico Tedesco angeht. „Ich war noch nicht bei der Nationalmannschaft, insofern ist das vielleicht noch ein zu hohes Ziel für mich“, sagte Vertessen. 

In erster Linie geht es ihm darum, mehr zu spielen. Dafür sei er schließlich zu Union gekommen, und irgendwann wolle er auch zeigen, was er machen kann. Ein Krisengespräch habe es mit Nenad Bjelica aber noch nicht geben müssen. „Wenn ich weiterhin nicht so viel spiele, werden wir vielleicht sprechen. Aber ich glaube schon, dass ich zu mehr Minuten komme.”

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