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Männerrunde. Gianni Infantino (li.), Emmanuel Macron (r.) und Noel Le Graet während der WM in Katar 2022.

© REUTERS/PETER CZIBORRA

Trotz des Vorwurfes der sexuellen Belästigung: Infantino vertraut seinem alten Kumpel

Der Fifa-Chef bleibt seinen moralischen Maßstäben treu und verschafft dem scheidenden französischen Verbandspräsidenten Noel Le Graet offenbar einen neuen Job.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Der Fifa lässt sich vieles vorwerfen, von Korruption, Kumpanei bis Katar. Die Liste ist lang. Aber eines lässt sich dem Fußball-Weltverband nicht nachsagen: Dass er sich selbst in seinen moralischen Maßstäben nicht treu bleiben würde. Jüngstes Kapitel in Sachen „alte-Männer-stehen-zusammen“: Der französische Verbandspräsident Noel Le Graet erklärt nach Vorwürfen des Mobbings und der sexuellen Belästigung seinen Rücktritt und wenig später verkündet der Mann, dass er einen neuen Job habe. Er soll, obwohl mit 81 Jahren ein heißer Kandidat für den Renteneintritt, das Pariser Büro der Fifa leiten.

Le Graet ist anscheinend ein sehr kontaktfreudiger Mensch und hat bestimmt viele gute Kumpels bei der Fifa. Und alle Vorwürfe gegen ihn in Frankreich sind natürlich bodenloser Natur, wie er sagt und wogegen er vorgeht. So ruiniert ist der Ruf wohl nicht, dass ihn Gianni Infantino nicht gern an Bord haben will (oder gerade deswegen?), wie er in einem Interview mit der französischen Sportzeitung „L’Equipe“ ausgeplaudert hat: „Ich habe gestern Gianni gesehen und er vertraut mir. Ich widme mich der Entwicklung des Fußballs ins Afrika.“

Noel und Gianni werden das Ding also schon schaukeln, zwischen Paris und Afrika. Als Mann, gegen den Vorwürfe im Raum stehen, kommt Mann eben weit beim Fußballweltverband. Das ist aus Sicht von Infantino auch naheliegend, denn so stärkt er sein Netzwerk und seinen Machtapparat.

Kritische junge Funktionärinnen mit guten revolutionären neuen Ideen, ohne Profitgier und womöglich zweifelnd an den vielen Fifa-Geschäften mit Unrechtstaaten wie Katar oder Saudi-Arabien – so jemand ist der Feind des Schweizer Funktionärs. So dumm ist der Infantino ja mal nicht.

Die Führung der Fifa bleibt sich treu in ihren moralischen Maßstäben, die Fifa ist der Fels in einer weltweit von Unsicherheit geprägten Welt.

Schön ist das trotzdem nicht. Lustig ist es auch nicht, schließlich sollte die Fifa nicht als weltgrößter Karnevalsverein durchgehen, bei dem echte Fründe zesamme ston – aber im Karneval geht es auch weniger um Geld, Macht und moralische Vorbilder. Und auf ewig wird es auch nicht mehr gut bei der Fifa gehen. Hoffentlich.

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